Bottrop. Auf dem Eigener Markt stehen ganze vier Händler. Dafür stehen die Kunden zeitweise Schlange - auch weil sie gehörig Abstand zueinander halten

Auf dem Eigener Marktplatz ist jetzt viel Platz. Vier Händler haben dort am Markttag ihre Stände und Verkaufswagen aufgestellt. Alle verkaufen sie Lebensmittel: Kartoffeln, Eier, Fisch und Fleisch. Sonst reihen sich auf dem Platz im Schatten des Eigener Hochbunkers gut ein Dutzend Marktstände auf. Doch andere als Lebensmittelhändler dürfen ihre Waren wegen der Corona-Krise jetzt ja nicht mehr anbieten. Kunden sind trotzdem da. Sie stehen sogar Schlange.

Das liegt nicht nur daran, dass es auch am späteren Vormittag noch recht viele Käuferinnen und Käufer sind, sondern auch daran, dass die meisten von ihnen Abstand zueinander halten. "Sie verhalten ich vorbildlich", lobt Markthändlerin Marie-Louise Klöpper ihre Kunden. Auch Ehemann Thomas ist zufrieden. "Das ist richtig so. Wir wollen ja nicht, dass der Markt sonst auch noch geschlossen wird. Das ist hier nämlich ein schöner Markt", betont der Münsterländer.

Krisenstab erklärt Märkte zu notwendigen Veranstaltungen

Für den Bottroper Krisenstab sind Wochenmärkte wie der am Freitag auf dem Eigen auch ausdrücklich: notwendige Veranstaltungen. Auf den Märkten zugelassen sind vorerst aber eben nur Lebensmittelstände. Denn die Bürger sollen auch während der Corona-Krise weiter die für sie notwendigen Nahrungsmitteln einkaufen können. "Wochenmärkte stellen besonders für ältere Menschen oder für Menschen, die aufgrund gesundheitlicher Probleme zu Fuß keine weiten Strecken mehr zurücklegen können, eine wichtige Nahversorgung dar", erklärt Stadtsprecher Andreas Pläsken.

Der Umsatz auf dem Eigener Markt ist entsprechend. "Wie vor einem Feiertag, als wäre schon Ostern", sagt der Kartoffelhändler. Auch Eier verkaufen er und seine Frau. Und als wäre schon Ostern, nehmen die Kunden auch jetzt schon besonders viele bunte Eier mit. "Ungefärbte sind heute keine mehr da. Wir sind ausverkauft", erklärt Marie-Luise Klöpper das. Auch die Kartoffeln gehen weg wie nichts. "Alle Fächer leer", zeigt Thomas Klöpper hinter sich.

Händler bitten auf Plakaten und Tafeln um Abstand

Ihm wie den anderen Händlern auf dem Markt hat der Krisenstab eine Reihe von Vorsichtsmaßnahmen auferlegt. Die Hygienemaßnahmen zum Infektionsschutz des Robert-Kochs-Institut (www.rki.de/covid-19) gehören dazu. Fischhändler Sascha Krichel hält sich sowieso daran. Immer wieder reinigt er zwischen durch mit Desinfektionsmittel die Hände. Zu beiden Seiten seines Verkaufswagens hat er Plakatständer aufgestellt. Halten Sie Abstand, ist auf den Postern zu lesen. Vor dem Wagen der Bottroper Meerestheke direkt nebenan ist dieselbe Bitte mit Kreide auf eine Tafel geschrieben. Die Kunden halten sich daran.

Vor Krichels Wagen bildet sich zeitweise eine ziemlich lange Schlange. "Es sind aber gar nicht mehr Kunden als sonst. Das täuscht, weil sie eben Abstand halten", erklärt der Bottroper. Sonst stehen die Käufer dicht gedrängt vor der Verkaufstheke. Mit Hilfe von Pollen mit roten Bändern bildet der Händler vor seinem Wagen drei Gassen für die Kunden, damit sie nicht dicht an dicht stehen.

Das Imbiss-Geschäft auf dem Markt bricht jetzt weg

Krichel und seine drei Verkäuferinnen haben gut zu tun, doch der Fischhändler muss auf einem ziemlich großen Teil seines Geschäftes verzichten: den Imbiss. "Sonst essen ja viele Kunden direkt am Stand etwas. Das Geschäft bricht jetzt völlig weg", sagt der 48-Jährige. Stehtische an den Verkaufswagen hat der Krisenstab verboten, um Kontaktmöglichkeiten unter den Kunden auf dem Markt zu verringern, doch die hat Krichel auch vorher schon nicht aufgestellt. Viele Marktbesucher ließen sich an seinem Wagen sonst aber auch so ein Fischbrötchen auf der Hand schmecken.

Einer von Krichels Kunden lässt sich jetzt stattdessen von der Fleischhändlerin gegenüber schnell ein Brötchen mit Bratwurst anreichen, zahlt schnell, geht einige Schritte auf den sonst leeren Marktplatz und beißt erst dann genüsslich zu.