Bottrop. Kapp-Putsch im März 1920: Auch in Bottrop kämpfen nationalistische Paramilitärs gegen die revolutionären Arbeiter. Über 120 Menschen sterben.
In diesen Wochen jährt sich zum 100. Mal der Kapp-Putsch und die darauf folgenden Kämpfe von rechts-nationalistisch ausgerichteten Freikorps gegen den sozial-revolutionären Arbeiteraufstand im Ruhrgebiet. Auch in Bottrop sterben im März und April 1920 über 120 Menschen, nicht nur aktive Kämpfer auf Seiten der organisierten Arbeiterschaft. Unter den Opfern sind auch Personen, die an den Kämpfen eher unbeteiligt sind.
Die Opfer aus dem linken Arbeiterlager werden auf dem Westfriedhof bestattet. Das Denkmal von 1922 wurde von den Nationalsozialisten stark beschädigt. Seit dem vergangenen Jahr steht die seit den 1950er Jahren mehrfach restaurierte Anlage unter Denkmalschutz. Im vergangenen Jahr ist auch das Umfeld neu gestaltet worden. Dort steht jetzt auch eine erklärende recht ausführlich gehaltene Schrifttafel.
Revolutionäre Symbole wurden in den 30er Jahren abgeschlagen
Die revolutionären Symbole von einst, darunter Sowjetsterne und vor allem die markante Jakobinermütze, wurden nicht wieder hinzugefügt. Heute präsentiert sich das Denkmal als flacher Kubus. Die ergänzende neue Beschriftung erarbeiteten mehrere Akteure, darunter Stadtarchiv, Verwaltung oder Lokalhistoriker.
Auch der frühere Ratsherr der Linken, Sahin Aydin, setzt sich seit längerem mit den Ereignissen auseinander. Er verweist auch immer wieder auf einige Unstimmigkeiten auf den Inschriften der 1988 angebrachten Platten mit den Namen der Opfer von damals. Deswegen möchte der engagierte Hobbyhistoriker auch mit einigen Mitstreitern am 28. März um 14 Uhr 71 Schleifen mit roten Nelken rund um die Anlage auf dem Westfriedhof anbringen. Denn so hoch ist nach seinen umfangreichen Forschungen die Zahl der damals getöteten Bottroper Kämpfer.
Veranstaltung wegen Corona-Krise verschoben
Wegen der Corona-Krise soll dieses Erinnern natürlich nur im kleinsten Kreis stattfinden. Auch eine für den 30. März im Haus der Vielfalt in der Innenstadt geplante Veranstaltung zu den Ereignissen von damals wurde bereits auf den 20. Mai verlegt. Im Mittelpunkt steht ein Vortrag des Historikers Dr. Peter Berens aber auch ein Beitrag von Sahin Aydin über die gut 120 insgesamt in der Stadt im Laufe der Ereignisse getöteten Frauen und Männer.