Weil ein Betrieb aufgab, drohte drei Kühen und einem Ochsen der Schlachthof. Nach langer Suche fanden Bottroper Tierfreunde jetzt einen Gnadenhof.
Ein letztes Mal über die Gladbecker Weide laufen und grasen, dann geht es ab nach Rheinland-Pfalz in ein neues Zuhause. Die vier Kühe, die von einem ehemaligen Milchbetrieb übrig geblieben waren, haben auf einem Gnadenhof in Gerhardsbrunn eine Bleibe gefunden und entkommen damit dem Schlachter.
Ein Mutter-Tochter-Gespann aus Bottrop hatte sich für die Tiere stark gemacht, Tierfreunde aus ganz Deutschland halfen bei der Vermittlung, dem Transport und der Bereitstellung der neuen Herberge für die Vierbeiner.
Anfang des Jahres war die Lage um den Ochsen Oreo und seine drei Kuh-Damen noch mehr als angespannt: Nachdem Bauer Thomas Schulze-Langenhorst in Gladbeck seinen Milchbetrieb eingestellt und alle weiteren Kühe verkauft oder in anderen Ställen untergebracht hatte, musste eine neue Herberge für die vier Kühe her – der Schlachter drohte. Die Bottroperinnen Sarah Steinwasser und ihre Tochter Joana hatten über viele Jahre eine enge Bindung zu den Tieren aufgebaut, unvorstellbar war für sie daher dieser Gedanke. Auf der dringenden Suche nach Plätzen in Gnadenhöfen oder bei Privatleuten klapperten die Tierfreunde alle möglichen Anlaufstellen vergeblich ab.
Berichte schafften Aufmerksamkeit
Berichte und Aufrufe in sozialen Netzwerken, der WAZ und im Fernsehen haben dann zur rettenden Lösung beigetragen. Tierarzt Ingmar Meth baut gerade in Gerhardbrunn bei Kaiserslautern einen Gnadenhof auf und ist über den Artikel bei Facebook auf die Notlage der Gladbecker Kühe aufmerksam geworden. Für Sarah Steinwasser ein echter Glücksfall: „Das ist wie ein Sechser im Lotto. Besser als bei einem Tierarzt hätten es die Kühe gar nicht treffen können.“ Auch der Tierarzt freut sich auf die Neuankömmlinge: „Den Kühen ein neues Zuhause geben zu können, ist einfach eine super Sache. Zum Glück haben wir hier den Platz und genug Helfer, die in der kurzen Zeit ordentlich mit anpacken“.
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Denn das neue Zuhause – eine drei Hektar große Weide mit Bachfluss und Hanglage – mussten Meth und seine Helfer zunächst noch einzäunen, so kurzfristig stand der Umzug an. Als nach der monatelangen Suche endlich eine neue Bleibe gefunden war, ging alles ganz schnell: Eine Woche nachdem der Test auf den ansteckenden BHV1-Virus negativ ausgefallen war, stand jetzt der Umzug von der Gladbecker Weide an. „Natürlich ist es traurig, dass man die Kühe nicht mehr jeden Tag besuchen kann, aber ich bin sehr erleichtert, dass wir eine gute Lösung gefunden haben. Darauf haben wir die hingearbeitet“, so Joana Steinwasser, die den Ochsen Oreo mit der Flasche großgezogen hatte.
Kurz einmal ausgebüxt
Aufgeregt galoppierten die Kühe von der Weide über einen eingezäunten Weg zum Stall, wo ihr Transportwagen schon bereitstand. Noch nicht ganz überzeugt, sich in den Hänger zu bewegen, machten die Tiere wenig Anstalten, sich in seine Richtung treiben zu lassen und drei der vier Kühe büxten wieder Richtung Weide aus. Mit gutem Zureden von Joana und Sarah Steinwasser sowie der Hilfe von Bauer Schulze-Langenhorst gelang es dann doch, alle vier in den Transportwagen, von einem weiteren Gnadenhof und Tierfreunde-Verein bereitgestellt, zu bewegen. „Ich bin froh, dass die Kühe jetzt ein neues Zuhause haben. Das ganze Jahr draußen und nicht im Stall zu sein ist schon eine sehr schöne Sache“, freute sich auch Schulze-Langenhorst über den Umzug seiner Tiere.
Nach der langen Überfahrt nach Gerhardsbrunn konnten Oreo und Co. endlich ihre neue Bleibe beziehen. „Das ist ein unglaublich schöner Moment, wenn die Kühe zum ersten Mal auf ihrer neuen Weide sind. Sie erkunden das Gelände, buckeln, man kann dann sehen, wie gut es ihnen gefällt“, freute sich Meth über den Zuwachs der geretteten Gladbecker Kühe auf dem Gnadenhof.
Tiere brauchen Paten
Die vier Kühe und die anderen Tiere auf dem Gnadenhof in Gerhardsbrunn können ihr Leben nun auch wegen vieler fleißiger Helfer und Spender in vollen Zügen genießen.
Die Patenschaften für Oreo und Co. bleiben zwar bestehen, die Tierschützer freuen sich jedoch über weitere Patenschaften oder finanzielle Hilfen etwa für weitere Tiere in Not oder die Ausstattung der neuen Weide. Informationen rund um das Tierschutzprojekt gibt es unter www.tierarztingmarmeth.de.