Bottrop-Kirchhellen. Der Heimatverein präsentiert die Ausstellung eines Malers, der als russischer Zwangsarbeiter im Zweiten Weltkrieg nach Kirchhellen kam.
Niko ist zurück in Kirchhellen und eigentlich nie wirklich weg gewesen. 40 Bilder des russischen Künstlers sind nun im Heimathaus im Kulturzentrum Hof Jünger zu sehen. Sichtlich stolz eröffnete Peter Pawliczek am Sonntag die Ausstellung.
„Anfangs wurde ich belächelt“, sagt der Vorsitzende des Vereins für Orts- und Heimatkunde. „Ich habe mit fünf Bildern gerechnet.“ Nur kühne Optimisten hätten wohl daran geglaubt, dass sich mehr als eine Handvoll Bilder finden lassen. Aber der Verein hat es, auch dank tatkräftiger Unterstützung vieler Helfer, geschafft. Niko hat Spuren in Kirchhellen hinterlassen. Zahlreiche Besucher wollten sich bei der Eröffnung die Gemälde ansehen. „Er hat ein großes Maltalent gehabt“, so Pawliczek. In seiner Ansprache erläuterte er kurz den Werdegang des Künstlers.
Nach dem Krieg blieb er in Kirchhellen. 1956 verliert sich seine Spur
Niko, geboren am 26. Dezember 1911 in Russland, kam während des Zweiten Weltkrieges nach Kirchhellen. Zunächst war er auf der Dringenburg stationiert. Er arbeitete in der Tischlerei Bellendorf. Offiziell wurde er als Landarbeiter am 1. Juli 1945 eingetragen. Nach dem Krieg blieb er in Kirchhellen. Er wohnte auf dem Hof Voelkel sowie dem Hof Schulze-Oechtering. Die Recherchen des Heimatvereins ergaben, dass viele Kirchhellener ihn mit Nahrung unterstützten. Am 18. Mai 1956 verließ er das Dorf in Richtung Rheine. Dort verliert sich seine Spur. „Aber wir forschen weiter“, sagt Pawliczek.
Niko hinterließ Landschaften, Porträts, Stillleben und religiöse Bilder. Auch Kopien fertigte er an. „Viele davon sind Auftragsarbeiten gewesen“, berichtet Peter Pawliczek. Die Besitzer stellten diese Werke eigens für die Ausstellung zur Verfügung. Zeitzeugen schildern ihn als einen Mann, der mit seinen Arbeiten unterm Arm über die Bauernhöfe zog und dort seine Bilder anbot. Das Honorar bestand aus Zigaretten und Lebensmitteln. Die Farben erhielt er von ansässigen Malerfirmen.
Auf zwei Bildern ist auch sein Nachname vermerkt
Der Verein hat auch herausgefunden, wie Niko mit Nachnamen hieß: Iwanow. „Auf zwei Bildern ist der Name vermerkt“, so Pawliczek. Ein Selbstporträt oder eine Fotografie des Künstlers existiert (bislang) nicht. Niko wird von Zeitzeugen als ein kleiner, feiner, sehr frommer Mensch beschrieben, der ängstlich wirkte, aber doch zupacken konnte. Ein schwarzer Schnurrbart zierte sein Gesicht. Niko war offenbar kein Eigenbrödler. „Er suchte die Geselligkeit und war deshalb auch in den Gaststätten Zum alten Bahnhof oder bei Stratmann oft anzutreffen“, sagt Pawliczek.
Der Vorsitzende des Orts- und Heimatvereins bedankte sich abschließend ausdrücklich bei allen Leihgebern, Interview-Partnern und bei denjenigen, die sich für den russischen Künstler interessieren. Viele Menschen hätten hinter den Kulissen an der Ausstellung mitgearbeitet. Zum Beispiel trug Ausstellungsmacher Willi Stein die einzelnen Kunstwerke zusammen. „Der Name und die Person Niko ist noch heute ein Begriff in Kirchhellen. Manche können sich, als sie Kinder waren, noch an ihn erinnern“, sagt Pawliczek.