Bottrop. Wo gibt es in Bottrop besonders häufig Unfälle - und was kann man dagegen tun? Darüber hat die Unfallkommission aus aktuellem Anlass beraten.
Kurz nach der Veröffentlichung der Verkehrsunfallstatistik für Bottrop 2019 haben Experten von Stadt und Polizei sich die gefährlichen Ecken der Stadt angesehen. Allein drei davon liegen an der Prosperstraße.
Unfallschwerpunkte zu entschärfen ist die Aufgabe der Unfallkommission von Straßenverkehrsamt und Polizei. Sie hat derzeit sieben so genannte „Unfallhäufungsstellen“ im Blick, deren Entschärfung sie gemeinsam mit Partnern wie Bezirksregierung Münster oder dem Landesbetrieb Straßen NRW diskutiert. Sie schauen sich Punkte an, bei denen es im vergangenen Jahr oder in den vergangenen drei Jahren häufiger Unfälle gleichen Typs gegeben hat.
Erlass regelt Definition
Was ist eine Unfallhäufungsstelle? Das regelt in NRW ein staubtrockener Erlass aus dem Jahr 2003, der unter der Überschrift „Auswertung von Straßenverkehrsunfällen“ auch die Aufgaben der Unfallkommission definiert. In aller Regel sind es Kreuzungen.
Das hat zu tun mit den Hauptunfallursachen, die die Polizei für den Bereich des Präsidiums Recklinghausen so aufschlüsselt: „Fehler beim Abbiegen und Wenden sind mit einem Anteil von über 43 Prozent die häufigste Unfallursache. Bei 16 Prozent der Unfälle waren Vorfahrtsverstöße und Missachtungen des Vorranges ausschlaggebend. Geschwindigkeit spielte bei mehr als 7 Prozent der Unfälle eine Rolle.“ Deshalb passieren die meisten Unfälle an Kreuzungen.
Paradebeispiel Kreuzung Prosperstraße/B224
Besonders oft kracht es an unübersichtlichen Kreuzungen, wenn die Verkehrsregelung nicht eindeutig ist. Als Paradebeispiel dafür haben die Experten der Verkehrsdirektion der Polizei die Kreuzung Braukstraße (B224) /Prosperstraße ausgemacht.
Viele der Unfälle dort resultierten nach Einschätzung der Experten aus einer Verwechselung von für die Fahrspur geltenden Lichtzeichen, sodass Fahrzeuge bei Rotlicht über die Kreuzung fuhren. In Kooperation mit dem Landesbetrieb Straßen NRW, der für die B224 zuständig ist, wurde vereinbart, die Haltelinien zurück zu setzen, damit die Sicht auf die Ampelanlage eindeutiger wird.
Scharnhölz-/Germaniastraße: Sichtverhältnisse überprüfen
Eine weitere, aktuell gemeldete Unfallhäufungsstelle wurde auf der Kreuzung Germaniastraße/Scharnhölzstraße dokumentiert. Dort missachteten Verkehrsteilnehmer die Vorfahrt der Fahrzeuge auf der Scharnhölzstraße. Zur Verbesserung der Situation wird nun geprüft, ob die Markierungen der Haltelinien auf der Germaniastraße nach vorn versetzt werden können. Außerdem muss kontrolliert werden, ob die Sichtverhältnisse auf der Germaniastraße mit Blickrichtung Scharnhölzstraße ausreichend sind.
Die Kreuzung Prosperstraße /Am Kämpchen wurde zur Unfallhäufungsstelle durch Unfälle mit PKWs, LKWs und Radfahrern. Die Kommission prüft aktuell alle Optimierungsmöglichkeiten, um dort die Unfallzahlen zu minimieren. Auch auf der Prosperstraße im Bereich Waterkampstraße /Mönchenort wurden Unfälle aufgrund der Missachtung der Vorfahrt festgestellt. Der Knotenpunkt wird nun genauer überprüft, speziell bezüglich der Sichtverhältnisse auf den untergeordneten Straßen. Eventuell müssen dann auf der Prosperstraße auf dem Parkstreifens Flächen frei gehalten werden, um eine ausreichende Sicht der Verkehrsteilnehmer zu gewährleisten.
Entschärfte Kreuzungen
Durch die Arbeit der Unfallkommission konnten in der Vergangenheit schon mehrere Gefahrenstellen sowie Unfallhäufungsstellen beseitigt und die Verkehrssicherheit erhöht werden. So wurde im Bereich der Essener Straße /Südring aufgrund von schlechter Wahrnehmbarkeit die Position eines Signalgebers angepasst und Kontrastblenden installiert. So ist nun auch bei tief stehender Sonne gewährleistet, dass die Lichtzeichen der Ampelanlage gut zu erkennen sind.
An der Kreuzung Horster Straße /Friedrich-Ebert-Straße kam es in den letzten Jahren zu Unfällen mit Radverkehrsbeteiligung. Die Unfalldaten zeigten dort, dass die Radfahrer die vorgeschriebene Fahrtrichtung missachteten und entgegengesetzt fuhren. Durch die Installation von Hinweisschildern mit dem Zusatz “Geisterradler“ konnte die gefährliche Situation für die Radfahrer verdeutlicht werden. Die Unfallhäufungsstelle gilt heute als beseitigt.
Die Unfallkommission
Die Unfallkommission analysiert in ihren jährlichen Sitzungen zum einen die durch die Polizei gemeldeten Unfallhäufungsstellen, um dort Maßnahmen festzulegen, die die Unfallträchtigkeit an diesen Stellen verringern soll.
Zum anderen werden die bereits umgesetzten Maßnahmen zur Verbesserung der Verkehrssicherheit an verschiedenen Unfallhäufungsstellen auf ihre Wirkung hin überprüft. Wenn eine bestimmte Anzahl von Unfällen der gleichen Kategorie z. B. Unfälle mit Leicht- oder Schwerverletzten vorliegen, meldet die Verkehrsdirektion des Polizeipräsidiums Recklinghausen diese Stelle als Unfallhäufungsstelle.