Bottrop. Was 1969 als „Interessengemeinschaft Kunst in der Freizeit“ begann hat immer professionellere Züge angenommen. Zwei Ausstellungen in diesem Jahr.

50 Jahre Kunstgemeinschaft: Nein, die Tageszeitung hat den Geburtstag nicht verschlafen, sondern die 32 Mitglieder, ab Sonntag werden es höchstwahrscheinlich sogar 33 sein, feiern ihr Jubiläum erst in diesem Jahr - und das ist auch verständlich. „2019 war das große Jubiläumsjahr 100 Jahre Bottrop und angesichts der Fülle der Veranstaltungen haben wir uns gedacht, die Feier einfach in dieses Jahr zu schieben“, sagt Johannes Fundermann.

Erste Ausstellung im alten Kolpinghaus

Er ist der fünfte Vorsitzende des Vereins, dessen erste Mitglieder sich 1969 unter dem Namen „Interessengemeinschaft Kunst in der Freizeit“ zusammengeschlossen haben. „Freizeitkünstler“ oder „Freizeitschaffende“ war jahrelang auch die Kurzformel, unter der dieser Männerbund (in den frühen Jahren herrschte Frauenmangel) in der Stadt aber auch in den Medien bekannt war. An diese Zeit erinnert sich Willi Dirkhoff noch gut, auch wenn der 1934 Geborene damals selbst noch kein Mitglied war. Den Schritt machte er erst 1986. „Und ja, bis auf den dritten Vorsitzenden Helmut Posmyk oder den bekannten Bottroper Maler Heiz Voss waren wir im Grunde alle Autodidakten, das hat sich erst in den vergangenen 15, 20 Jahren etwas geändert“, sagt Dirkhoff. Inzwischen sind seine raffiniert wie detailreich und handwerklich perfekt ausgeführten Holzintarsien mindestens stadtweit bekannt.

Der Vorsitzende der Kunstgemeinschaft Bottrop, Johannes Fundermann (l.) und Willi Dirkhoff, Mitglied seit 1986, blättern durch alte Festschriften und archivierte Zeitungsartikel.
Der Vorsitzende der Kunstgemeinschaft Bottrop, Johannes Fundermann (l.) und Willi Dirkhoff, Mitglied seit 1986, blättern durch alte Festschriften und archivierte Zeitungsartikel. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Die erste Austellung der „Freizeitgemeinschaft“ ist 1969 sogar noch im alten Kolpinghaus. Kurz darauf öffnet sich die Sparkasse aber schon für die neue Gemeinschaft, die allerdings erst 1987 Vereinsstatus bekommt - dann unter dem Namen „Kunstgemeinschaft Bottrop 1969 e.V.“ Da ist bereits Helmut Posmyk nach Erich Maßny und Heinz Louven 1. Vorsitzender. Ihm zur Seite steht Bernhardine Lützenburg, Mitglied seit 1977. Energiegeladen, brillante Netzwerkerin, wie so viele andere auch Autodidaktin, ist sie aber zugleich Schülerin des bekannten Bottroper Bildhauers Fischedick. Bald nimmt die frühere „Freizeitgemeinschaft“ schon professionellere Züge an.

Inzwischen hat sich auch ein anderer Verein, der „Künstlerbund“ gegründet. Dort sammelten sich die Studierten, Absolventen der ein oder anderen Akademie, vielfach Lehrer, sagen die Bottroper. Es sind die Zeiten, in denen auch der heute nicht mehr bestehende Kulturrat die Szene aufmischt. „Manche wollten sogar das Quadrat übernehmen“ erinnert sich Willi Dirkhoff an eine bewegte und vielleicht diskussionsfreudigere Zeit. Konkurrenz? „Ach wissen sie, jeder macht seine Sache, hat seine Nische und vielleicht den für ihn oder sie passenden Verein“, lächelt der heute 85-Jährige ganz entspannt.

Verein als Netzwerk und Plattform

Und beide Vereine sind ja in der Stadt aktiv und werden von der Stadt ja auch wohlwollend und positiv begleitet. Die 15 Jahre, die Bernhardine Lützenburg dem Verein bis zu ihrem frühen Tod 2017 vorsteht, verändern die Kunstgemeinschaft. Man geht über die Stadtgrenzen hinaus, vor allem in die Partnerstädte Merseburg und Berlin-Mitte, gewinnt neue Mitglieder.

 Immer im Gespräch mit der Kunst: Die frühere Vorsitzende der Kunstgemeinschaft, Bernhardine Lützenburg (l.), 2011 mit Sparkassenvorstand Thomas Schmidt. Die Skulptur von barbara Lork hat es beiden angetan. Seit 1970 kann die Kunstgemeinschaft in der Sparkasse ausstellen.
Immer im Gespräch mit der Kunst: Die frühere Vorsitzende der Kunstgemeinschaft, Bernhardine Lützenburg (l.), 2011 mit Sparkassenvorstand Thomas Schmidt. Die Skulptur von barbara Lork hat es beiden angetan. Seit 1970 kann die Kunstgemeinschaft in der Sparkasse ausstellen. © WAZ FotoPool | Birgit Schweizer

„Profis“ mit akademischem Hintergrund kommen dazu - und inzwischen auch wieder Neueintritte. „Fünf Neuaufnahmen hatte die Kunstgemeinschaft in den vergangenen Jahren unter dem Leitungsduo Johannes Fundermann und Monika Kirsch. Wo vor 50 Jahren Holz und Keramik den Ton angaben, sind nun Malerei, Zeichnung und Fotografie fest verwurzelt. Kulturpreisträgerinnen der Stadt aus den Reihen der Kunstgemeinschaft sind Bernhardine Lützenburg und zuletzt die Fotografin Angelika Schilling.

Ein Verein ist wichtig als Netzwerk für Kunst, Plattform für Ausstellungen und nicht zuletzt auch als Gemeinschaft. „Diese Ideen tragen wir ja schließlich auch im Namen unserer Kunstgemeinschaft“, sagen Willi Dirkhoff und Johannes Fundermann.

Feier mit Empfang und Ausstellung

Ihr 50-jähriges Bestehen feiert die Kunstgemeinschaft Bottrop offiziell mit einem Empfang am Freitag, 6. März, um 18 Uhr im Kammerkonzertsaal im Kulturzentrum. Nach dem Festakt erfolgt die Eröffnung der Ausstellung „Lieblingsstücke“. Mindestens zwei Lieblingsarbeiten der Mitglieder werden zu sehen sein.

Im Sommer folgt die „Kunstbrücke“, ein Projekt mit der Janusz-Korczak-Schule und Künstlern aus Bottrop und Berlin, bevor im November die Jahresausstellung in der Sparkasse folgt. Info: www.kunstgemeinschaft-bottrop.de