Bottrop. Der Bottroper Franz Brock führte 1958 als neuer Stadtdirektor von Beul den hiesigen Brauch des Rathaussturms im heutigen Bonner Vorort ein.

Westfälischer geht es kaum: geboren in Dortmund, aufgewachsen in Bottrop - Franz Brock, der ehemalige Rechtsrat der Stadt, wechselt 1956 als neuer Stadtdirektor ins damals noch eigenständige Beuel bei Bonn. Der Westfale krempelt nicht nur im dortigen Rathaus, sondern auch für die berühmte Beueler Weiberfastnacht die Ärmel hoch.

Bottroper Beamter initiiert Rathaussturm am Rhein

Er ist federführend dabei, im rheinisch-närrischen Beuel den Bottroper Brauch des Rathaussturms zur Altweiberfastnacht zu installieren. Brock hat Erfolg. 1958 findet der erste Rathaussturm der „Beueler Wiever“ statt, angeführt von der ersten Wäscherprinzessin als neue Repräsentantin der traditionsreichen Beueler Weiberfastnacht. Brock ist mit dem damaligen Beueler Bürgermeister Johann Link auch der erste Pate von Wäscherprinzessin Barbara I. (Beu). Und hinterlässt nachhaltig Spuren, denn in dieser Form feiern die Beueler den Donnerstag vor Rosenmontag bis heute.

Franz Brock kommt 1917 in Dortmund zur Welt, wächst aber in Bottrop, der Heimat seiner Mutter, auf. Nach dem Abitur am alten Jungengymnasium (heute Kulturzentrum), Studium in Münster und Bonn und sowie zusätzlich zwei Semestern an der Bochumer Verwaltungsakademie, arbeitet er als Wirtschaftsjurist in Bonn und Frankfurt. Nach Bottrop kehrt er 1953 zurück. Ein Jahr später erfolgt seine Wahl zum Stadtrechtsrat. Brock ist nun Beamter.

Weggang war ein „Verlust für Bottrop“

Für Heimat und Brauchtum setzt er sich von Anfang an stark ein. Als Geschäftsführer des Bottroper Heimatvereins setzt er sich nicht nur für die heimatkundlichen Sammlungen, dem Grundstock für das heutige Museum für Ur- und Ortsgeschichte, sondern erwirbt sich auch Verdienste um die Gestaltung des „Tages der Heimat“. Als er 1956 in die rheinische Karnevalshochburg Beuel wechselt, schreibt die WAZ am 25. September des Jahres: „Verlust für Bottrop“.

Angeregt diese hübsche Geschichte zur Weiberfastnacht übrigens Ex-Karnevalsprinzessin Elsbeth Müller. Als Mitglied und Geschäftsführerin der Historischen Gesellschaft Bottrop ist sie ständig auf der Suche nach geschichtlichen Spuren nicht nur des Karnevals, sondern des hiesigen Brauchtums allgemein.