Bottrop. Der Bund plante, Bilder in Personalausweisen oder Pässen künftig nur noch beim Amt herstellen zu lassen. Bottroper Fotografen machten Front

Der Unmut war groß unter den Inhabern Bottroper Fotogeschäfte. Bilder für Personalausweise und Reisepässe sollten nur noch in der zuständigen Behörde oder im Bürgerbüro in Gegenwart eines Mitarbeiters aufgenommen und elektronisch erfasst werden. Das plante zumindest bis Freitagmorgen das Bundesinnenministerium. Nach heftiger Kritik von Fotografen und Verbänden ruderte das Ministerium schließlich zurück.

Der geplante Gesetzesentwurf hatte in den vergangenen Tagen für reichlich Verwirrung bei Fotostudios und Kunden in Bottrop gesorgt. „Wichtig ist, dass die Kunden wissen, dass wir weiterhin Ausweisbilder anfertigen“, sagte Thomas Hill, Inhaber von Foto Lelgemann noch am Donnerstagnachmittag. Kunden hätten bei ihm im Geschäft nachgefragt, ob sie noch Bilder machen lassen könnten oder schon zum Bürgerbüro gehen sollen. „Es ist noch nichts entschieden“, beruhigte Hill und behielt letztlich Recht.

Bottroper Fotografen sind erleichtert

Wenn der Entwurf von Bundestag und Bundesrat beschlossen worden wäre, hätte das weitreichende Folgen für die lokalen Fotografen gehabt. Die Neuerungen sollten nach einer Übergangszeit von zwei Jahren in Kraft treten. Die Existenz sei nicht bedroht, aber es wäre „ein wichtiges Standbein weggebrochen“, so der Inhaber von Foto Lelgemann. Das Geschäft ist seit Ende der 60er-Jahre am Altmarkt beheimatet. Nun läuft der Betrieb weiter wie bisher. Hill wirkt erleichtert aufgrund der Entscheidung aus Berlin. „Alles andere hätte mich schlaflose Nächte gekostet.“

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Der Gesetzesentwurf brachte Annette Friedenstein vor einigen Tagen noch mächtig auf die Palme. „Das ärgert mich total“, so die Inhaberin des Fotoateliers am Rathaus. Nun ist die Lage eine andere. „Ich bin glücklich. Die Entscheidung ist klasse“, sagt sie, nachdem sie die Nachricht erfahren hat. Wie ihr Fotokollege vom Altmarkt sorgte sie sich nicht um ihre Existenz, befürchtete aber Umsatzeinbußen. Deshalb hatte sie schon mit der Handwerkskammer Münster telefoniert und ihre Sorgen geschildert. Sie wünschte sich, dass sich weitere Kollegen aus der Branche anschließen. Von der Handwerkskammer sollten die Beschwerden an den Zentralverband Deutscher Berufsfotografen weitergeleitet werden. Annette Friedenstein hoffte, dass sich der Verband für die Interesse der Mitglieder einsetzt - offenbar mit Erfolg.

Morphing soll verhindert werden

Mit dem umstrittenen Entwurf sollte der Ausweis und der Pass besser vor Verfälschung geschützt und der Manipulation des Bildes durch das sogenannte Morphing vorgebeugt werden. Bei dieser Methode werden mehrere Fotos digital zu einem einzigen Gesicht verschmolzen. Das klingt für den Laien äußerst kompliziert und hatte aus Sicht des Bundesinnenministeriums einen ernsten Hintergrund. Unberechtigte könnten den Ausweis des Passinhabers aufgrund der Ähnlichkeit für eigene Zwecke missbrauchen.

Was die Gesetzesänderung für das Bürgerbüro bedeutet hätte, weiß deren Leiter Jürgen Terstegen. „Das wäre ein riesiger Zeit- und Personalaufwand geworden“, sagt er. Vor allem die biometrischen Fotos von Babys, Kindern oder Menschen mit Handicap wären ein Problem gewesen. „Diese Aufnahmen hätte der Selbstbedienungsautomat im Bürgerbüro nicht zu 100 Prozent leisten können.“