Bottrop. Die Vorbereitungen zur Wahl eines Jugendparlaments in Bottrop laufen. Es wäre aber nicht das erste, weiß Lokalhistoriker Josef Bucksteeg.
Schon in den frühen Nachkriegsjahren gab es in Bottrop ein Jugendparlament. An dieses erste Jugendparlament erinnert der Heimatforscher Josef Bucksteeg als WAZ-Gastautor.
Die Idee, im Frühjahr in Bottrop ein Jugendparlament ins Leben zu rufen, ist zu begrüßen, doch so ganz neu ist sie nicht. Im städtischen Verwaltungsbericht für das Jahr 1952 ist festgehalten: „Zur praktischen Erprobung demokratischer Spielregeln wurde im Winter 1952 ein Jugendparlament mit 40 Teilnehmern gegründet, das durch den Beigeordneten Jülich und Stadtjugendpfleger Oppermann betreut wurde.“
Partnerin des ersten Bottroper Jugendparlaments war die Volkshochschule
Ausführlicher wurde den Bottropern in einem Presse-Artikel vom 6. Februar 1952 das Projekt unter dem Titel „Miteinander ins Gespräch kommen“ vorgestellt. Partnerin des Jugendparlament-Projektes war die Volkshochschule. Mit im Boot waren die im Stadtjugendring organisierten Bottroper Jugendverbände. Beigeordneter Jülich begründete beim ersten Treffen in seiner Eröffnungsrede die Notwendigkeit eines Jugendparlamentes mit den verbreiteten Unlust vieler Jugendlichen an der Politik. Doch diese dürfe nicht als „garstig Lied“ angesehen werden. Jeder Jugendliche, der glaube, dass in der Politik nicht alles in Ordnung sei, habe die Verpflichtung, daran etwas zu ändern. Dem Jugendparlament komme die Aufgabe zu, die Jugendlichen an die Politik heranzubringen. Zur Annäherung unterschiedlicher Standpunkte müsse man lernen, ein Gespräch zu führen, zuzuhören und selbst etwas zu sagen. Dafür sei das Jugendparlament der geeignete Ort.
Von den anwesenden etwa 70 Jugendlichen im Alter bis zu 25 Jahren entschlossen sich 42 zur Mitarbeit. Sie kamen vornehmlich aus den Jugendverbänden: Katholische und Evangelische Jugend, Gewerkschaftsjugend, den Falken und den Naturfreunden. Weitere Teilnehmer kamen von den Schulen (Jungen- und Mädchengymnasium, Real- und Berufsschule) und von den Sportverbänden. Beschlossen wurde die Erarbeitung einer Geschäftsordnung, um die Arbeit des Parlamentes dauerhaft in geordnete Bahnen zu lenken
In den Folgejahren nahm das Interesse kontinuierlich ab
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Nach ersten Aktionen der jugendlichen Parlamentarier in der Regie von Anton Oppermann, so der Besuch einer Presseredaktion und Zeitungsdruckerei, war in den folgenden Jahren vom Jugendparlament immer weniger zu hören, vermutlich wegen abnehmenden Interesses. Dem neuen Jugendparlament ist eine längere Lebensdauer zu wünschen.