Bottrop. Bottrop wird Teil des Designnetzes. Das Projekt erforscht, wie die Energiewende gelingt. Interaktive Stele am Südring-Center gewährt Einblicke.

In Bottroper Kellern stehen 100 Mikro-KWK-Anlagen. Die erzeugen nicht nur Wärme, sondern auch Strom. Wie sich diese Technik nun für die Energiewende nutzen lässt und ob die Anlagen helfen können, Schwankungen im Stromnetz auszugleichen, indem sie flexible Energie einspeisen, ist Teil eines Forschungsprojekts. Drei Bottroper Anlagen sowie eine Musteranlage im Essener Gas- und Wärme-Institut (GWI) werden dafür zusammengeschlossen und mit einer Technik versehen, die es möglich macht, von außen auf die Anlage zuzugreifen. Und sie bei Bedarf einzuschalten, ohne dass der Hausbesitzer es merkt, indem es plötzlich bei ihm wärmer oder kälter wird.

Mit der passenden App können Bürger dann auf dem Smartphone ins Energienetz einsteigen.
Mit der passenden App können Bürger dann auf dem Smartphone ins Energienetz einsteigen. © FUNKE Foto Services | Heinrich Jung

Bottrop und die Innovation City werden so zu einer von 30 Demonstratoren im Projekt Designnetz. So werden die vielen kleinen Projekte in NRW, dem Saarland und Rheinland-Pfalz genannt, die im Designnetz zusammengeschlossen sind und Grundlagen suchen sollen für die Zukunft der Energiesysteme ab 2035. Inwieweit die KWK-Technik dabei eine Rolle spielen kann, wird nun in Bottrop erforscht. „Dabei geht es unter anderem darum, ob die Anlagen für eine solche Flexibilität technisch nutzbar sind“, erläutert Maren Wenzel vom GWI.

Vier Anlagen bilden die Energiewabe Innovation City

Die vier gekoppelten KWK-Anlagen bilden innerhalb von Designnetz die Energiewabe Innovation City. Sie müssen künftig nicht nur Strom produzieren, wenn er im Haus gebraucht wird, sondern auch, wenn zusätzlicher Strom im Netz benötigt wird. So würden sie zur „Stabilisierung des Verteilnetzes“ beitragen, so Klaus Görner vom GWI. „Wird zusätzlicher Strom benötigt, werden die KWK-Anlagen aktiviert und lokale Schwankungen im Stromnetz ausgeglichen.“

Gemeinsam mit OB Bernd Tischler (3. v. r.) und Innovation-City-Geschäftsführer Burkhard Drescher (3. v. l.) wurde die Stele am Südring-Center eingeweiht.
Gemeinsam mit OB Bernd Tischler (3. v. r.) und Innovation-City-Geschäftsführer Burkhard Drescher (3. v. l.) wurde die Stele am Südring-Center eingeweiht. © FFS | Heinrich Jung

Grundsätzliches zur Energiewende hatte zuvor Lothar Ahle von Westnetz verkündet. Für eine erfolgreiche Energiewende müsse der Strommarkt dezentral und damit von unten gedacht werden. Es gelte, die zahlreichen Erzeuger – vom Windrad über die Photovoltaik-Anlagen – in einem Netz zusammenzufassen und den Strom dann möglichst früh, am besten auf lokaler Ebene, dezentral zu verteilen. Auf der technologischen Seite sei das machbar, daran werde die Energiewende nicht scheitern, so Ahle. Allerdings sei der Gesetzgeber gefordert. Denn angesichts bestehender Regulierungen und Vorschriften sei es so einfach nicht machbar, daran drohe die Energiewende zu scheitern, so seine Warnung.

Interaktive Stele bietet Einblicke

Ein hochkomplexes Thema also, zu dem aber auch Aufklärung gefragt ist. Eine interaktive Stele vor dem Innovation-City-Büro am Südring-Center soll nun helfen. Hier können sich Bürger über das Projekt Designnetz und die Energiewende informieren. Dazu müssen sie die entsprechende App auf ihrem Smartphone herunterladen und die Kamera auf das stilisierte Netz auf der Stele richten. Dann werden sie Teil des Netzes und können selbst sehen, wie wichtig es ist, Stromschwankungen auszugleichen und welche Maßnahmen dafür zur Verfügung stehen.

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Oberbürgermeister Bernd Tischler und Innovation-City-Geschäftsführer Burkhard Drescher jedenfalls freuen sich darüber, dass die Modellstadt Bottrop nun ein Punkt im Designnetz ist. Tischler: „Das Projekt passt hervorragend in unsere Klimastadt.“ Es zeichne die Laborstadt Bottrop aus, dass sie selbst kniffligste Herausforderungen angehe und Lösungen für die Zukunft finde.

Gefördert vom Bund

Das Projekt wird gefördert vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie. Die Forschungsergebnisse werden auch dorthin zurück gemeldet.

Ziel ist es, das Stromnetz neu zu denken. Denn künftig wird es nicht mehr so sein, dass nur eine begrenzte Zahl großer Kraftwerke den Strom verteilt und er von dort zum Verbraucher gelangen muss.

Mit der Energiewende hat diese „Einbahnstraße“ ausgedient. Das Netz muss nicht künftig eben nicht nur den Strom zum Verbraucher bringen sondern auch den dezentral erzeugten aufnehmen.