Bottrop. Vom 8. bis 10. November laufen im Filmforum zum zweiten Mal über 20 aktuelle Produktionen aus Bosnien und den Balkan-Staaten. Eintritt ist frei.

Das Filmforum wird in der nächsten Woche wieder zum Zentrum für Filme aus Bosnien, Herzegowina und dem gesamten Balkan. Mit vielen Unterstützern ist dem Bottroper Verein „Leben und Lernen in Bosnien e.V.“ zum zweiten Mal gelungen, vom 8. bis 10. November ein internationales Festival auf die Beine zu stellen, das sich mit dem Filmschaffen und vor allem dem Leben in dieser noch immer nicht zur Ruhe gekommenen Region Europas auseinandersetzt.

Wieder stehen in „Bosnia Herzegovina looks around“ - so der lange Name des Festivals - mehr als 20 Arbeiten vom Kurzfilm bis zur Spielfilmlänge auf dem Programm. Ausgewählt wurde sie, wie schon bei der Premiere im vergangnen Jahr, vom künstlerischen Leiter des Festivals, Dieter Wieczorek. Für das Pressegespräch war er per Video vom Internationalen Leipziger Festival für Dokumentar- und Animationsfilme zugeschaltet. Vom Filmschaffen in den Staaten, die einst Jugoslawien bildeten, ist er absolut überzeugt - auch, wenn er die Meinung der Vereinsvorsitzenden Amela Halilovic teilt, dass sich gerade auch die politische Lage in Bosnien nicht so stabilisiert, wie man es sich wünschen würde. „Aber gerade im Kulturbereich können Grenzen zwischen Volksgruppen und Religionen überwunden werden, denn Opfer und Probleme gibt es auf allen Seiten“, so Wieczorek. Und durch die Migration seien sie sogar auf einmal auch in anderen Ländern zu spüren, sagt der Filmexperte.

Pralles Programm trotz halbierten Budgets

Zum Beispiel das Thema Unterdrückung der Frau bis hin zur Zwangsverheiratung. Nur weil Mitglieder von ethnischen oder religiösen Gruppen auf einmal in Deutschland oder Frankreich leben, legen sie ihre Haltung nicht an der Grenze ab. So geht es beispielsweise im Film „Her“ („Ajo“) (Kosovo, 2018) um ein Mädchen, das von seinem extrem religiösen Vater in eine frühe Ehe gezwungen wird, der sie nur durch Flucht entkommt. Ein anderer Streifen handelt von einer ungewöhnlichen Beziehung, die in einem Hospiz beginnt während es in „Lovebox“ (Kroatien, 2018) in nur 15 Minuten um ein Paar geht, dass zufällig die gleiche Dating-App verwendet. Es sind also immer auch Geschichten, die überall stattfinden können, denn: „Wir wollen ja keine einfachen Nachrichten zeigen, sondern vor allem auch das künstlerische Niveau der Filmszene des Balkans vor Augen führen - und dazu gehört so gar ein Science-Fiction-Beitrag“, so Dieter Wieczorek.

Szene aus dem Film „The children will come“ (2017) aus Nord-Mazedonien. Erst kürzlich wurde dieses Land offiziell anerkannt.
Szene aus dem Film „The children will come“ (2017) aus Nord-Mazedonien. Erst kürzlich wurde dieses Land offiziell anerkannt. © Ana Jakimska

Wie schon beim Auftakt 2018 geht es um Filme, von denen die allermeisten nur auf einem Festival wie diesem zu sehen sein werden und die es kaum bis in die deutschen Kinos schaffen. Das macht den cineastischen Reiz dieser drei dichten Tage im Filmforum aus, die die Stadt und Sponsoren mit 5000 Euro fördern. Die Hälfte weniger, als im vergangenen Jahr zur Verfügung stand, so Andrea Multmeier und Amela Halilovic vom organisierenden Verein.

So fällt zwar die Filmauswahl nicht kürzer aus, wohl aber das Juroren-Team. War es 2018 noch möglich, neben der regionalen auch eine internationale Jury sowie Filmemacher aus mehreren Ländern einzuladen, wird es nun nur noch eine Jury geben. Umso mehr freut es das Organisatoren-Team, dass Oberbürgermeister Bernd Tischler die Schirmherrschaft übernommen hat und das Festival auch eröffnet. Gespannt ist man außerdem auf die Resonanz der Bottroper weiterführenden Schulen, die eingeladen wurden. „Den im nächsten Jahr würden wir gerne auch eine Schüler-Jury dabei haben, die an der Kürung der Siegerfilme beteiligt ist“, sagt Erwin Rosenfelder vom Verein „Leben und Lernen in Bosnien“. Ein Aspekt, den auch der künstlerische Leiter Dieter Wieczorek ausdrücklich begrüßt.

Der niederschwellige Zugang für alle Filminteressierten bleibt trotz gesunkenen Budgets auch jetzt wieder gewahrt: Sowohl beim Eröffnungsfilm „Road to Sarajevo“ (Frankreich 2018) in Anwesenheit von Regisseur Dhia Ben Naser, der aus Paris anreist, als auch beim Abschlussfilm „Srbenka“ (Schweiz 2018) und den Wettbewerbsblöcken am Samstag und Sonntag heißt es „Eintritt frei!“.

Eröffnung mit Oberbürgermeister und Regisseur - Preisverleihung am 10. November

Die Eröffnung ist Freitag, 8. November, um 18 Uhr im Filmforum, Blumenstraße 12-14, 46236 Bottrop. Nach dem Eröffnungsfilm „Road to Sarajevo“ gibt es eine Diskussion mit dem Regisseur Dhia Ben Naser aus Paris. Am 9. November gibt es von 14 bis 22 Uhr jeweils vier Filmblöcke. Weitere Filme laufen am Sonntag, 10. November, um 12 und 14 Uhr. Um 16.30 Uhr findet nach der Jurysitzung die Preisverleihung statt. Mehr Info: www.bih-looksaround-festival.eu