Bottrop. Die Kämpferin gegen Missstände in der Psychiatrie ist tot. Bis zuletzt gab es einen Austausch mit dem Dorothea-Buck-Haus der Diakonie.

Dorothea Buck ist tot. Die Ideen- und Namensgeberin für das Dorothea-Buck-Haus der Diakonie an der Beckstraße ist am 9. Oktober im Alter von 102 Jahren gestorben.

Die evangelische Pfarrerstochter wurde am 5. April 1917 in Naumburg an der Saale geboren. Im Alter von neunzehn Jahren wurde Dorothea Buck unter der Diagnose „Schizophrenie“ in die Bodelschwinghschen Anstalten in Bethel eingewiesen und verleidete neben der Zwangssterilisation gemäß des „Gesetzes zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“ auch die menschenverachtenden Praktiken in der Psychiatrie in dieser Zeit.

Sie verschwieg ihre Sterilisation

Ab 1937 erlernte Dorothea Buck das Töpferhandwerk und besuchte ab 1942 die private Städel-Kunsthochschule in Frankfurt am Main. Dies war nur möglich, weil sie ihre Sterilisation verschwieg. Denn Sterilisierten wurde vom NS-Regime unter anderem der Zugang zu höheren Bildungseinrichtungen verwehrt. Bei einem späteren Aufenthalt in der Psychiatrie musste sie miterleben wie Mitpatienten der NS-Euthanasie zum Opfer fielen.

Das Dorothea-Buck-Haus der Diakonie an der Beckstraße.
Das Dorothea-Buck-Haus der Diakonie an der Beckstraße. © Diakonisches Werk

Nach dem Krieg begann Dorothea Buck als Bildhauerin zu arbeiten. Von 1969 bis 1982 war sie Lehrerin für Kunst und Werken an der Fachschule für Sozialpädagogik in Hamburg. Seit den 1960er Jahren setzte sie sich sehr für Menschen mit psychischen Erkrankungen und gegen die oft menschenunwürdigen Bedingungen in vielen psychiatrischen Einrichtungen ein. Sie verfasste ein Theaterstück über den hunderttausendfachen Mord an psychisch Kranken und Menschen mit Behinderung in der NS-Zeit, schrieb Aufsätze und Bücher, hielt Vorträge, um aufzuklären und für eine humanere und verstehende Psychiatrie zu werben.

Zwei Bundesverdienstkreuze

Für ihre Verdienste und ihr Engagement wurde sie mit zwei Bundesverdienstkreuzen ausgezeichnet. Mit dem Tod von Dorothea Buck ist eine große Kämpferin für eine menschenrechtsbasierte Sozialpsychiatrie gestorben. Gemäß ihres Credos, Menschen mit Psychose auf Augenhöhe zu begegnen, hat das Diakonische Werk Gladbeck-Bottrop-Dorsten ein Betreuungskonzept für das Wohnangebot für Menschen mit psychischer Erkrankung entwickelt und nach der Impulsgeberin Dorothea Buck benannt. Bis zu ihrem Tod gab es einen regelmäßigen Austausch zwischen der Einrichtung und Dorothea Buck, die dem nach ihr benannten Wohnangebot eine Auswahl ihrer Skulpturen vermacht hat.