Bottrop. Studie zeigt: Jede Menge Insekten sterben in diesen Fallen auf den Pferdekoppeln. Aber kaum Bremsen, die die die Fallen eigentlich gedacht sind.
Der Leiter des Fachbereichs Umwelt und der Vorsitzende des Naturschutzbeirate warnen vor den so genannten Bremsenfallen auf Pferdekoppeln. Eine Studie zeigt: Dort fangen sich massenhaft Insekten, aber kaum Bremsen.
In der Sitzung des Naturschutzbeirates war die Erschütterung sowohl bei den ehrenamtlich tätigen Experten des Gremiums als auch bei den Fachleuten der Stadtverwaltung gleichermaßen groß. Schon im Mai hatte SPD-Ratsherr Markus Kaufmann Alarm geschlagen wegen der wachsenden Zahl der so genannten „Bremsenfallen“ und des Schadens, den sie unter Insekten anrichten.
Masterarbeit an der Uni Bielefeld
Nun hat die städtische Bedienstete Sonja Kruscha dem Beirat einen Bericht vorgelegt, welcher sich unter anderem auf die bislang unveröffentlichte Masterarbeit der ehemaligen Studienkollegin Kruschas an der Universität Bielefeld, Nina Jäckel, bezieht. Das Fazit dieser Untersuchung nennt der Fachbereichsleiter Umwelt „erschreckend“. Vieles deute darauf hin, dass die in Werbeversprechen zum Fang von Bremsen angepriesenen Gerätschaften diesen Zweck so gut wie nicht erfüllen.
Statt dessen belegen die Fangauswertungen, dass Bremsen nur in einem erstaunlich geringem Umfang (teilweise nur vier Prozent) nachgewiesen werden konnten. Im Rahmen der Untersuchung wurde sogar festgestellt, dass die Pferdebremse kein einziges Mal in den Bremsenfallen gefunden wurde.
Aufstellen ohne Genehmigung möglich
Weil die Bremsenfallen als „landwirtschaftliches Zubehör“ eingestuft werden, unterliegt deren Aufstellung bislang keiner behördlichen Genehmigungspflicht, wie sie beispielsweise für die von Wissenschaftlern genutzten „Malaise-Fallen“ erforderlich ist. Dabei wirken diese grundsätzlich nach dem gleichen Funktionsprinzip.
Von den Herstellern werde suggeriert, so der Vorsitzende des Naturschutzbeirates Hans-Jürgen Fey und der städtische Umweltamtsleiter Stefan Beckman, dass die Fallen ausschließlich Bremsen fangen würden. Deshalb würden sie von den Pferdebesitzern vermutlich meist bedenkenlos aufgestellt. Der dadurch erzeugte immense Verlust an Biomasse, mit allen negativen Auswirkungen auf die Artenvielfalt, bis hin zur gesteigerten Verknappung der Nahrungsgrundlage von Vögeln und Reptilien, sei dabei kaum jemandem bewusst.
Geschützte Arten werden dezimiert
Die Untersuchung hätte darüber hinaus eindeutig belegt, dass aufgrund des unselektiven Wirkungsprinzips sogar geschützte und vom Aussterben massiv bedrohte Arten in hohem Maße dezimiert würden. Gezieltere und effektivere Einsatzmöglichkeiten gegen Bremsen würden bislang außer Acht gelassen. Gesetzliche Regelungen zu diesem Thema seien bislang auch extrem unzureichend.
Stefan Beckmann und Hans-Jürgen Fey appellieren deshalb gemeinsam an alle Fallen-Nutzer, freiwillig auf die Anwendung jeglicher Ausführungen dieser nachteilig wirkenden Fanggeräte zu verzichten. Die Fangsaison sei aktuell zwar eigentlich vorüber, man werde die Entwicklung aber auch zukünftig aufmerksam beobachten und die Öffentlichkeit über die gewonnenen Erkenntnisse informieren.
Eine Meise starb in der Fliegenfalle
Eine Modellvariante der Fanggeräte besteht aus einem mit Klebstoff behafteten schwarzen Kunststoffeimer.
Markus Kaufmann hat an einer solchen Falle diesen Sommer schon eine Meise gefunden. Sie war der Falle im Wortsinn auf den Leim gegangen und verendet beim Versuch, die auf der Falle gefangenen Insekten als Futter zu nutzen