Bottrop. Wie vor 100 Jahren markiert das Oratorium von Joseph Haydn einen wichtigen Moment in der Geschichte Bottrops. Eine Aufführung zum Stadtjubiläum.
Kraftvoll erklingt zum Bottroper Jubiläum „100 Jahre Stadtrechte“ im Lichthof des Berufskollegs Haydns Oratorium „Die Schöpfung“. Ein Werk des bekannten Künstlers, das nicht zufällig für diese Aufführung am 6. Oktober ausgewählt wurde, sondern in der Geschichte Bottrops einen entscheidenden Moment markiert.
Die Sängerinnen und Sänger des Städtischen Musikvereins und der Arbeitsgemeinschaft Bottroper Chöre haben sich aus dem besonderen Anlass zu einem Projektchor unter der Leitung von Ludger Köller zusammengeschlossen, um mit dem Sinfonieorchester Bottrop und den stimmgewaltigen Solisten Elisabeth Otzisk als Sopran (Gabriel und Eva), Fabian Strotmann als Tenor (Uriel) und Harald Martini als Bass (Raphael und Adam) diesen Wendepunkt der Stadtgeschichte wiederaufleben zu lassen.
Die Vorbereitungen dauern ein gutes Jahr
„Wir haben ein gutes Jahr geübt“, berichtet Angela Wohner, Sängerin im Projektchor. Auch zu Hause hätten alle Mitglieder über diese lange Zeit fleißig geprobt, um den Zuschauern letztlich ein tolles Ergebnis präsentieren zu können. „Man muss schon Spaß daran haben. Anders geht es nicht“, erzählt sie. Und diesen Spaß und die Hingabe zur Musik sieht man den 120 Sängern wie auch den zahlreichen Mitgliedern des Orchesters an, wenn sie konzentriert auf die Noten blicken und alles andere um sich vergessen.
Gemeinsam schuf dieses Ensemble das von Haydn intendierte lebhafte Bild der Schöpfungsgeschichte in einer einzigartigen und mitreißenden Klangkombination. Homogen und gleichzeitig facettenreich, kraftvoll und trotzdem sanft ließen sie ihre Stimmen und Instrumente verschmelzen, während die Solisten präzise und klangschön in Erinnerung bleiben.
Musiker entführen das Publikum in eine anderen Welt
Unter der Orchesterleitung von Ingo Brzoska gelang es den Musikern, das Publikum in eine andere Welt zu entführen. „Als die Musik sich bei dem Rezitativ ,In vollem Glanze steigt jetzt die Sonne’ erhob und steigerte, da habe ich mir richtig vorgestellt, wie die Sonne aufgeht“, sagt Margret Quickels aus dem aufmerksam lauschenden Publikum. Es habe sich genauso angehört, wie sie einen Sonnenaufgang kenne. Eine Kunst, die die Musiker und Sänger diesen Abend fraglos beherrschten: etwas Visuelles klanglich mitzuteilen. „Das ist enorm, was die leisten. Alle können zu Recht stolz auf ihre Leistung sein“, meint Margret Quickels anerkennend. Dass nicht nur sie dieser Ansicht ist, beweist die begeistert applaudierende Menge am Ende der Veranstaltung.
OB ruft noch einmal die Stadtrechte aus
In der Pause der etwa zweieinhalb stündigen Konzertveranstaltung ließ es sich auch Oberbürgermeister Bernd Tischler nicht nehmen, das Wort zu ergreifen und sich für die herausragende Leistung der Künstlerinnen und Künstler herzlich zu bedanken, welche es geschafft hätten, ein Glanzstück der Bottroper Stadtgeschichte wiederaufleben zu lassen. Wie schon Dr. Emil Brinkmann es am 28. Juli 1919 zur ersten Aufführung des Oratoriums in Bottrop tat, rief auch Bernd Tischler die Stadtrechte aus und wurde dafür mit tosendem Applaus belohnt. „Damals hatte man keine Zeit zu feiern“, erzählt er. Angesichts der Folgen des Krieges kaum verwunderlich. Doch dafür feiere man eben 100 Jahre später ein ganzes Jahr „in unserer stolzen Stadt Bottrop“.
Ende Mai gab es ebenfalls im Lichthof den offiziellen Festakt zum Stadtjubiläum. Hier ist eine Fotostrecke dazu.
Aufführung am 28. Juli 1919
Am 28. Juli 1919 gab es das erste oratorische Konzert des Städtischen Musikvereins Bottrop, der ein Jahr zuvor gegründet worden war. Es war dies auch das erste oratorische Konzert in Bottrop. Aufgeführt wurde „Die Schöpfung“ von Joseph Haydn.
Da die Bottroper Gemeindeverwaltung einige Tage zuvor die Nachricht über die Stadtwerdung Bottrops zum 21. Juli 1919 erhalten hatte und man dem Konzert eine große gesellschaftliche Bedeutung beimaß, verkündete der Gründer des Chores, der Beigeordnete Dr. Emil Brinkmann, den Konzertbesuchern in der „Schauburg“ erstmals diese so lange erwartete Nachricht. Großer Jubel war die Folge.