Bottrop. Zig Kirchgänger brachten Tiere zur Kirche St. Franziskus mit. Viele Hunde erhielten den Segen. Welche Tiere die Bottroper auch segnen ließen.
Erntedankfeste mit vielen Früchten sind Bestandteil des Kirchenjahres, aber Tiere im Gottesdienst? Was früher als undenkbar galt, ist inzwischen schon in manchen Gemeinden etabliert. Vor der Kirche St. Franziskus in Welheim fand nun der erste Tiersegnungsgottesdienst in Bottrop statt.
Die Idee sei im letzten Jahr nach einer Wallfahrt nach Neviges gewachsen, bei der man einen solchen Gottesdienst erleben konnte, berichten Dorothee Olenik, Regina Mehr und Emilia Liebers vom Vorbereitungsteam. Und weil der heilige Franziskus als Schutzpatron der Tiere gelte, sei auch die Wahl des Kirchenortes klar gewesen. Pastoralreferentin Marion Reheußer betonte, dass viele Bibelstellen bestätigen, wie sehr Gott die Tiere liebe.
John brachte sein Meerschweinchen Betty zur Segnung mit
Hier gibt es mehr Artikel, Bilder und Videos aus BottropSo waren am Samstag mehr als 60 Menschen mit ihren Tieren rund um den Altar mit dem Bildnis des Heiligen Franziskus versammelt. Rund 30 Hunde waren überwiegend diszipliniert dabei, wenngleich die meisten mehr von den vielen Artgenossen fasziniert waren als vom kirchlichen Ritual. Nicht nur Hunde waren als tierische Gäste anwesend. John brachte sein ältestes Meerschweinchen Betty mit, die der 10-Jährige ausgewählt hatte, „damit sie noch länger leben soll.“ Auch Emma (12) mit Schildkröte „Kröti“ meinte „die kann man ja mal segnen lassen.“
Das dachte sich auch Petra Terbrüggen, die ihr geliebtes Familienmitglied Chihuahua „Danny“ im kinderwagenähnlichen Hundebuggy mitgebracht hat, denn „sonst darf er ja nicht mit.“ Auch Sylvia Zieta mit Collie „Leslie“ hatte „endlich mal Gelegenheit, an so was teilzunehmen“. Aus Sprockhövel waren Evelyn und Reinhard Maring mit „Malteser-Dackel“ Paula angereist: „Tiere sind unsere Gefährten, deutlicher kann man das nicht zeigen.“ Sonst würde man als Tierhalter oft ausgegrenzt.
Es geht um Verantwortung für die Wunder der Schöpfung
Während des Gottesdienstes waren Lieder und Gebete auf den besonderen Anlass abgestimmt. Im Schlussgebet hieß es „Höre unser Gebet für unsere Freunde, die Tiere und die Menschen, die mit ihnen umgehen“. Pastoralreferentin Marion Reheußer betonte, dass Natur und Lebewesen Schutz bräuchten, damit man morgen auch noch über die Wunder der Schöpfung staunen könne. Es gehe um einen verantwortungsbewussten Umgang mit der Schöpfung. Zwei- und Vierbeiner wurden abschließend mit Weihwasser gesegnet.
Maria Arendt mit Yorkshire Luna hat schon lange auf so einen Gottesdienst gewartet und hofft, „dass wir morgen im Gottesdienst so viele Besucher sehen, wie heute hier waren.“ Dass man mit solchen Aktionen Menschen erreichen kann, berichteten die Organisatorinnen nach dem Gottesdienst. So habe sich jemand gemeldet, der seit Jahren nicht mehr in der Kirche gewesen sei, aber jetzt wegen seines Hundes gekommen sei und wiederkommen möchte. Eine Besucherin habe den Wunsch nach einer ökumenischen Feier geäußert. Damit sei auch ein Ziel erreicht worden, zu zeigen, dass Kirche auf die Menschen zugehe. Das Schlusswort gehörte der Besitzerin von Elo-Hündin Paula: „Jetzt haben wir alle katholische Hunde.“
Schutzpatron der Tiere
Franz von Assisi gilt als Schutzpatron der Tiere. Dabei fanden sich dafür in frühen Zeitzeugenberichten oder in seinen eigenen Schriften keine Hinweise auf seine besonderen Tierliebe nirgends die Rede. Von seiner berühmten Vogelpredigt oder der Begegnung mit dem Wolf von Gubbio, den er allein mit Kreuzzeichen zähmte, war erst sehr viel später die Rede.
Zum Schutzpatron der Heiligen stieg Franziskus auch erst in den 1930er Jahren auf. So wurde an seinem Todestag 4. Oktober der Welttierschutztag ausgerufen. 1980 wurde Franz von Assisi dann auch per päpstlichen Dekret zum Tierschutz- und Umweltheiligen ernannt.