Bottrop. Freiwillige Helfer kümmern sich in Bottrop nach den Herbstferien um leseschwache Schüler. In der VHS erhielten sie jetzt noch wichtige Infos.
Wer das Lesen fördern will, muss vorab selbst für zwei Stunden die Schulbank drücken. Die Mitglieder des neugegründeten Vereins „Mentor - Die Leselernhelfer“ besuchten die Einführungsveranstaltung in der VHS. Nach den Herbstferien möchten sie ihre Hilfe an Bottroper Grundschulen anbieten. Die Ludgerusschule, die Förderschule am Stadtgarten und die Gregorschule in Kirchhellen nehmen bereits an dem Projekt teil. Ein Gespräch mit der Konradschule findet laut Walter Lux, Vorsitzender des Bottroper „Mentor“-Vereins, in den kommenden Tagen statt.
„Wir haben zurzeit 15 Schüler und 15 Mentoren“, sagte Lux. Die Mentoren arbeiten ganz individuell mit den Kindern, gleich welcher Herkunft. Voraussetzung für eine Förderung ist die Zustimmung der Eltern. Grundsätzlich gilt das Eins-zu-eins-Prinzip. Ein Erwachsener liest mit einem Kind einmal in der Woche eine Stunde. Und das Ganze insgesamt ein Jahr lang - gerne auch länger. Die Lesestunden finden in der Schule im Anschluss an den Unterricht oder in einer Freistunde statt.
In Bochum ist der Verein schon nicht mehr wegzudenken
Wichtige Informationen für ihren Einsatz erhalten die Mentoren in der Einführungsveranstaltung, die jeder besuchen muss, wenn er Mentor werden möchte. Die Einführung an der VHS übernahm Heidrun Abel. Sie leitet den „Mentor“-Verein in Bochum. Dort sind zwölf Jahre nach der Gründung große Erfolge zu verzeichnen. „Es gibt 535 Mentoren, die wöchentlich 650 Kinder an 66 Schulen betreuen“, berichtete Abel. „Wir sind in Bochum nicht mehr wegzudenken, und ich denke, dass wird in Bottrop bald nicht anders sein.“
An ihre erste Lesestunde vor vielen Jahren kann sie sich noch gut erinnern. „In der Nacht davor habe ich schlecht geschlafen“, sagte sie. Aber der achtjährige Junge sei damals genauso aufgeregt gewesen. Die Mentoren zeigten hingegen kaum eine Spur von Nervosität, sondern waren schon „voller Vorfreude mit Kindern zu lesen“. Denn die Leseförderung kann nicht früh genug beginnen. Angesprochen sind leseschwache Grundschüler. Wenn sich Walter Lux etwas wünschen dürfte, könnten es bald gerne noch mehr als 15 Kinder und mehr teilnehmende Grundschulen werden. Dasselbe gilt für Erwachsene. Lesementor kann jeder werden. Man benötigt keine pädagogische Ausbildung.
Jugendliche sollen die Grundschule mit ausreichender Lesekompetenz verlassen
Erst im August dieses Jahres hat Walter Lux den Verein in Bottrop gegründet. „Ohne Lesekompetenz funktioniert Bildung nicht“, meinte Heidrun Abel. „Geringe Lesekompetenz kann zu Ausgrenzungen in der Schule, auf dem Arbeitsmarkt und in der Gesellschaft führen“, erklärte Abel. Ein zentraler Grund für diese Entwicklung. „Viele Eltern lesen ihren Kindern nicht mehr vor. Kinder brauchen Lesevorbilder,“ sagte die Bochumerin. Was den „Mentor“-Verein antreibt, ist, dass so viele Jungen und Mädchen wie möglich die Grundschule verlassen mit ausreichender Lesekompetenz.
Die Bottroper Mentoren möchten deshalb ehrenamtlich helfen und die Lücken in der Sprach-, Lese- und Schreibfähigkeit der Schüler schließen. Hierfür sind sie aber auf Unterstützung angewiesen. Denn welche Kinder aus der Schule Hilfe beim Lesen bekommen sollen, entscheiden die Lehrkräfte. Die Teilnahme an den Lesestunden ist freiwillig und kostenlos.
Infos zum Verein „Mentor - Die Leselernhelfer“
Der Bottroper Verein „Mentor - Die Leselernhelfer“ finanziert sich aus Spenden und aus Beiträgen der Mitglieder. Wer mitmachen will, meldet sich bitte für weitere Informationen zur Anmeldung bei Walter Lux unter 02041/ 7827051 oder 0174/ 2855440.
Der Hannover Buchhändler Otto Stender hob 2003 den ersten Mentor-Verein aus der Taufe. 2008 gründete sich der Bundesverband mit zurzeit deutschlandweit 85 Vereinen und 11 kooperierenden Initiativen. Stender ist Präsident des Bundesverbandes. Mehr Infos unter http://www.mentor-bundesverband.de