Bottrop. Eine Bottroperin gründet eine Selbsthilfegruppe für Frauen, die aus emotionalen Gründen essen. Dabei geht es nicht um Magersucht oder Bulimie.

Das Essen hat viele Funktionen. Es hält uns lebendig und macht uns satt. Es bietet Genuss und soziales Miteinander. Und viele haben es sicher auch schon als Belohnung oder Tröster eingesetzt. Doch wer dauerhaft isst, weil er eigentlich seelischen Hunger hat, und dem Drang nicht widerstehen kann, leidet oft.

So empfindet eine Bottroperin, die dringend einen entspannteren Umgang mit ihrem Essverhalten und ihrem Gewicht anstrebt. Für alle Frauen, denen es ähnlich geht, gründet sie jetzt die Selbsthilfegruppe „Emotionales Essen“.

Süßes wird oft eingesetzt als Belohnung oder Trost (Symbolbild).
Süßes wird oft eingesetzt als Belohnung oder Trost (Symbolbild). © picture alliance / dpa Themendie | dpa Picture-Alliance / Andrea Warnecke

Essen aus Frust oder Einsamkeit

Die Gefühle, die Frauen an Kühlschrank oder Süßigkeitenschublade treiben, sind vielfältig: Stress, Erschöpfung, Frust, Traurigkeit, Einsamkeit, Angst. „Wenn ich in schlechter seelischer Verfassung bin, belohne ich mich mit Essen“, erzählt die Bottroperin, die seit über 20 Jahren eine Angsterkrankung hat. Das kann die Tafel Schokolade sein, aber ebenso die Nudeln, die noch im Topf sind. Das „wohlige Gefühl zu essen“ hilft ihr. Jedenfalls für den Moment. „Alle Facetten, die eine Sucht hat, finden sich im Grunde auch beim Emotionalen Essen“, findet die 52-Jährige, die ihren Namen nicht nennen möchte. „Es geht um die Seele; nicht um Sättigung, sondern um Befriedigung.“

Und obwohl sie sich schon selbst beobachtet und gefragt hat: „Warum isst du die Tafel Schokolade jetzt?“ kann sie es oft nicht lassen. „Dann bin ich auch enttäuscht von mir und frustriert.“ Aber sie hat noch nichts gefunden, was sie dem Drang entgegensetzen kann.

Ein ungutes Körpergefühl

Einher geht das bei ihr mit einem unguten Körpergefühl. Mit immer wieder zu vielen Kilos, schon seit der Pubertät, die sie mit allerleiDiäten zu bekämpfen versucht hatte. „Auch meine Mutter kenne ich nur diätend; gleichzeitig hatte das Essen immer einen hohen Stellenwert bei uns“, erinnert sich die 52-Jährige.

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Ihre eigenen Abnehmversuche blieben letztlich erfolglos. „Jede Diät ist beim Emotionalen Essen kontraproduktiv“, hat die Bottroperin erkannt, die abseits ihrer „Ausfälle“ auf eine gesunde Ernährung achtet und sich mit Radfahren in Bewegung hält. „Denn eine Diät macht Stress – und das führt wieder zum Essen. . .“

Mit dem Diäten und dem Gedanken „Wenn ich einmal schlank bin, dann. . .“ soll nun endgültig Schluss sein. „Ich will jetzt leben“, betont die 52-Jährige. Ihre Waage habe sie bereits wegwerfen lassen. Jetzt folgt die Gründung der Selbsthilfegruppe.

Mit sich selbst ins Reine kommen

Dort will sie zusammen mit anderen Frauen, in deren Leben die Themen Essen und Gewicht zu viel Raum einnehmen, vor allem einen Wohlfühlort schaffen. Ziel ist, das eigene Wohlfühlgewicht zu finden und mit sich selbst im Reinen zu sein. Um gegen die Mechanismen des Emotionalen Essen anzugehen, gelte es zum Beispiel zu gucken: Warum esse ich? Wann bin ich satt? Merke ich das überhaupt?

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Durch den Austausch untereinander, die Einladung von Experten zu verschiedenen Themen (wie inneres Kind, Entspannungstechniken) und gemeinsame Aktivitäten soll das Ziel erreicht werden. Am Ende soll das Essen nicht mehr negativ behaftet sein, wünscht sich die Bottroperin für sich.

Schlanke können auch betroffen sein

Übrigens können auch schlanke Leute betroffen sein. „Sie laufen dann vielleicht viele Kilometer, um ihr Gewicht zu halten.“ Auch diese Frauen sind in der neuen Selbsthilfegruppe willkommen. „Es geht einfach um die Ottonormalverbraucher, bei denen das Thema Essen eine Dauerrolle spielt.“

Nicht geeignet indes ist die Gruppe für Frauen, die unter einer Essstörung wie Magersucht oder Bulimie leiden.

Gründungstreffen am 7. Oktober

Das erste Treffen der Selbsthilfegruppe „Emotionales Essen“ findet am Montag, 7. Oktober, um 19 Uhr im Haus der Vielfalt an der Gerichtsstraße 3 statt. Geplant ist, dass die Gruppe sich dann künftig alle zwei Wochen trifft.

Wer sich für die Gruppe interessiert oder Fragen dazu hat, erreicht die Initiatorin unter 0178 808 13 67.

Bei allgemeinen Fragen zu den Selbsthilfegruppen in der Stadt gibt das Selbsthilfebüro Bottrop Auskunft unter 02041 2 30 19.