Bottrop. Die Stadt denkt darüber nach, ein mobiles Tempomessgerät auf einem Anhänger anzuschaffen. Damit könnte öfter und flexibler geblitzt werden.
Das Straßenverkehrsamt hat eine Liste von möglichen Mess-Stellen für stationäre Tempoüberwachungen vorgelegt. Amtsleiterin Monika Werwer schlägt der Politik vor, statt weitere Blitzersäulen einen Anhänger anzuschaffen, wie er auch in Oberhausen im Einsatz ist. Die Anlage kann ohne Wartung zehn Tage am Stück 24 Stunden am Tag den Verkehr überwachen. Jetzt wurde im Bau- und Verkehrsausschuss darüber beraten.
SPD, CDU und Grüne haben im dort bereits Zustimmung signalisiert. Drei Blitzersäulen hat die Stadt schon angeschafft. Sie stehen an der Gladbecker Straße vor der Berufsschule, an der Friedrich-Ebert-Straße vor den Realschulen und an der Bottroper Straße an der Stelle, an der im September 2018 zwei Menschen bei einem Autounfall gestorben waren.
Liste mit weiteren Mess-Standorten
Die SPD hatte die Stadt im Mai aufgefordert, weitere mögliche Standorte für fest installierte Tempoüberwachung vorzulegen. Das hat das Straßenverkehrsamt getan und 35 Standorte aufgelistet, die jetzt schon mobil überwacht werden. Neben den Kriterien Unfallschwerpunkte und schutzwürdige Bereiche wie Schulen und Kindergärten hat die Behörde auch Teilstücke benannt, bei denen mobile Messungen schon häufige Tempoüberschreitungen ergeben haben (siehe Grafik). Außerdem gibt es weitere Straßenabschnitte auf der Liste, an denen das Straßenverkehrsamt hohe Verkehrsaufkommen und/oder ein hohes Geschwindigkeitsniveau erwartet.
Anders als von der SPD angefragt, denkt das Straßenverkehrsamt derzeit weniger über neue Blitzersäulen nach als über eine teilstationäre Anlage, wie sie die Verkehrsbehörde in Oberhausen einsetzt. Die Messeinrichtung ist in einen Anhänger montiert, kann also schnell überall eingesetzt werden, ohne dass Personal gebunden würde wie etwa bei Messungen mit dem Radarwagen und dem mobilen Stativ.
Gemessen: der Gewöhnungseffekt
Mit solche einer Anlage könne das Straßenverkehrsamt auch Bürgerforderung nach einer nächtlichen Überwachung von Straßen erfüllen. Außerdem berichteten die Mitarbeiter vermehrt über aggressives Auftreten ihnen gegenüber.
Einen großen Vorteil gegenüber den Blitzersäulen sieht das Straßenverkehrsamt darin, dass bei dem Anhänger nicht wie bei den Säulen ein Gewöhnungseffekt eintritt. Den haben die Mitarbeiter im Juni hinter dem Blitzer an der Gladbecker Straße gemessen. Sie haben stadtauswärts kurz hinter die Säule, nämlich bei Möbel Beyhoff, ein Seitenmessgerät aufgebaut und eine Woche lang die Messergebnisse verglichen.
Das Ergebnis entspricht der Lebenserfahrung. Vor der Blitzersäule steigen die Autofahrer auf die Bremse, dahinter geben sie Gas. Heißt in Zahlen: Der Blitzer hat nur 37 Tempoverstöße erfasst, das Messgerät dahinter aber im gleichen Zeitraum 4725. Dabei waren die Messtoleranzen berücksichtigt. Gezählt wurden nur die gerichtsfesten Verstöße ab Tempo 59.
Fazit des Straßenverkehrsamtes: Die Geschwindigkeitsüberwachung sollte weiter verschärft werden. „Jedoch sollte überlegt werden, zunächst eine teilstationäre Lösung anzuschaffen.“ Mit dieser Empfehlung gehen die Politiker jetzt in die Haushaltsberatungen für den Doppelhaushalt 2020/21.
Personalrat bremst Behörde
Radarwagen und mobiles Stativ müssen von Mitarbeitern bedient werden. Sie sind unter der Woche von 6 bis 22 Uhr im Einsatz, am Wochenende von 8 bis 20 Uhr.
Für 2019 hat das Straßenverkehrsamt versucht, die Rahmendienstzeit auszuweiten. Dafür bekam die Behörde kein grünes Licht vom Personalrat. Also sucht die Behörde jetzt nach technischen Lösungen ohne Personalaufwand nachts und am Wochenende. Der Blitzeranhänger erscheint der Verwaltung geeignet. Deshalb hat sie bei den Voranschlägen für den Etat schon Mittel für die Anschaffung einer solchen Anlage eingeplant. Die Politik muss noch zustimmen.