Bottrop. Das Arbeitslosenzentrum Bottrop macht wöchentlich ein offenes Frühstücksangebot. Gäste erzählen, warum sie den Treff nicht mehr missen wollen.
Die Runde um den großen Frühstückstisch, auf dem neben duftenden Brötchen und Marmelade frisch geschnittenes Obst steht, macht einen entspannten Eindruck. Für zwei Stunden können die Gäste Abstand von ihren Alltagssorgen gewinnen, sich mit anderen austauschen, Geselligkeit erfahren. „Dieses Treffen gibt Leuten, die keine Arbeit haben, das Gefühl dazu zu gehören“, sagt Hella Witt, Teilnehmerin der ersten Stunde am offenen Frühstücksangebot vom Arbeitslosenzentrum Bottrop.
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Denn nicht dazu zu gehören, sagt Mitarbeiter Burkhard Glebe, das würden Menschen ohne Arbeit in der Gesellschaft oft genug erfahren. „Viele Erwerbslose sind schon nervlich runter, haben schlechte Erfahrungen gemacht, werden überall abgelehnt.“ Da gebe es viele, die sich zurückziehen, nur noch schwer in Bewegung zu bringen sind. Bewerbungsfrust, ungewohnter Umgang mit Behörden, einsetzende finanzielle Engpässe, wegbrechende soziale Kontakte – all dies seien Faktoren, die auch krank machen könnten.
Für Erwerbslose, Geringverdiener, Rentner und Hilfesuchende
Der Isolation setzt das Arbeitslosenzentrum die ungezwungene Runde Gleichgesinnter am Frühstückstisch entgegen. Hella Witt bekräftigt: „Das Miteinander ist schön. Wir können Freuden und Sorgen miteinander teilen. Es geht natürlich viel um Arbeit und um Rente. Es ist eine schöne, wertvolle Sache!“
Sie gehört selbst nicht zur Gruppe der Arbeit suchenden, aber das wöchentliche Frühstück wendet sich eben nicht nur an Erwerbslose, sondern ebenso an Geringverdiener, Rentner, junge Menschen in Arbeitslosigkeit, Hilfesuchende – und einfach Interessierte. „Dadurch ist die Runde gemischt und bunt“, sagt Glebe. Allerdings aktuell von Frauen dominiert, was sich ruhig ändern dürfe. Glebes Erfahrung ist: „Die Frauen sind immer aktiver, auch was das Thema sich helfen lassen betrifft.“
Beratung in vielen Bereichen
Das Frühstück ist dem sozialen Austausch vorbehalten, eine Beratung findet in dieser Zeit nicht statt. Aber es ist eine gute Gelegenheit für Einsteiger, Hemmschwellen zu überwinden und dann auch die Unterstützung anzunehmen, die das Arbeitslosenzentrum anbietet.
Bettina Wendland zum Beispiel gibt zu: „Ich hatte erst Hemmungen, bin aber ganz froh, hier gelandet zu sein.“ Sie schätzt die Begegnung, das gemeinsame Lachen – und die fachliche Beratung. „Burkhard Glebe hilft gut bei Bewerbungen, das nutze ich“, sagt die Arbeitsuchende. „Man wird von ihm auch rechtstechnisch gut beraten, wenn es Probleme mit dem Amt gibt.“
Offener Treff wirkt über den Tag hinaus
Im Arbeitslosenzentrum gibt es Hilfe auch in diesen Bereichen: Erziehungsberatung, Psychosoziale Beratung, Schuldnerberatung, Orientierung am Arbeitsmarkt, Möglichkeiten der beruflichen Weiterbildung, Pflege und Vorsorgemöglichkeiten.
Was Burkhard Glebe an dem Frühstückstreff besonders gefällt, ist seine Wirkung über den Tag hinaus: „Es gibt inzwischen auch Grüppchen, die außerhalb unseres Termins etwas gemeinsam unternehmen.“ Und sich gegenseitig helfen. „Eine Freundin aus der Runde hat meine Katze versorgt, als ich im Krankenhaus war“, so Hella Witt. „Wo hat man heute noch so einen Zusammenhalt?“
Beratung in vielen Bereichen
Das offene Frühstücksangebot vom Arbeitslosenzentrum Bottrop findet jeden Mittwoch von 10 bis 12 Uhr im Haus der Vielfalt an der Gerichtsstraße 3 statt (Versammlungsraum, 2. Etage). Die Kostenbeteiligung liegt bei 1,50 Euro pro Teilnehmer.
Das Arbeitslosenzentrum Bottrop ist eine Begegnungsstätte für erwerbslose Menschen, Berufsrückkehrer und alle, die von Arbeitslosigkeit bedroht sind. Träger ist der Verein Die Perspektive. Kontakt: 02041 7717-273; E-Mail alz@die-perspektive.net