Bottrop. An der Pfarrstraße wird derzeit eine denkmalgeschützte Villa zur Kita umgebaut. Innen spielen die Verantwortlichen mit alten und neuen Elementen.
Derzeit entsteht an der Pfarrstraße in der Innenstadt ein neue Kita. Das Besondere daran: Die Tagesstätte wird in eine historische Stadtvilla einziehen. Derzeit laufen bereits die Vorarbeiten in der denkmalgeschützten Allermann-Villa, läuft alles glatt will die evangelische Kirche als Betreiber die Kita im März eröffnen. Stefanie Reich, die verantwortliche Fachbereichsleiterin bei der evangelischen Kirche schwärmt von dem Gebäude, bezeichnet die Kita als ein Highlight. „Wir spielen da mit alten und neuen Elementen um auch von innen das Flair der Villa zu erhalten.“
Das Gebäude ist von innen und außen denkmalgeschützt, entsprechend groß die Herausforderung beim Umbau. Auf rund 350 Quadratmetern, verteilt auf drei Etagen sollen hier künftig bis zu 35 Kinder betreut werden – in einer Gruppe für unter-Dreijährige und in einer Gruppe für über-Dreijährige. Im Erdgeschoss haben die Älteren ihren Platz, in der ersten Etage die Jüngeren. Im Dachgeschoss sind dann ein Büro, ein Personal- und ein Turnraum untergebracht. Bei allem hat selbstverständlich der Denkmalschutz ein Wort mitzureden.
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Haus erfüllt alle gesetzlichen Kita-Vorgaben
Stefanie Reich schwärmt von dem Bau, bezeichnet die geplante Kita als ein „Highlight“. Weil das Gebäude auch von innen denkmalgeschützt ist, bleiben viele Elemente wie etwa der Eingangsbereich oder das historische Linoleum in der ersten Etage erhalten. Auch bei der Einrichtung findet teils wieder altes Mobiliar einen Platz. „Wir können zum Beispiel für den Personalraum antike Stühle und einen entsprechenden Tisch übernehmen.“ Außerdem werde für die Eingangshalle ein historischer Kronleuchter aufgearbeitet, der vorher im Wohnzimmer seinen Platz hatte, zählt Stefanie Reich nur einige Beispiele auf.
Im Gespräch mit Architekten und Bauleitung sei dann zunächst die Idee aufgekommen, in der Villa eine Großtagespflege einzurichten. Unter der Prämisse habe sie sich das Haus damals angeschaut, so Stefanie Reich. „Da haben wir dann schnell festgestellt, dass sich die Räume sogar für eine Kita anbieten.“ Die gesetzlichen Vorgaben was die Größe angeht, würden alle erfüllt.
Was das Außengelände angeht, da würden noch Garagen abgerissen, außerdem muss von außen ein Fluchtturm an das Gebäude gesetzt werden, um den vorgeschriebenen zweiten Rettungsweg sicher zu stellen. Das sei aber auch mit den Denkmalschützern abgesprochen. Der wird im Garten des Hauses gebaut und dem Stil des Hauses angepasst. Glück für den Besitzer des Hauses und die evangelische Kirche: Die Bäder stehen nicht unter Denkmalschutz, sie wurden in den 1970er-Jahren schon einmal erneuert. Damit können die neuen sanitären Einrichtungen ganz an die Bedürfnisse der neuen Nutzung angepasst werden. Für 20 Jahre hat die Kirche die Villa gemietet mit Option auf eine Verlängerung.
Der Bedarf an Kita-Plätzen in der Innenstadt sei gegeben, bestätigt Karl Trimborn, der Leiter des Fachbereichs Jugend und Schule. Das gilt auch, wenn man die zusätzlich noch geplante Kita am Lamperfeld mit einbezieht. Und auch die geplante Kita am Südring, obwohl streng genommen im Süden der Stadt, deckt Teile des Bedarfs in der Innenstadt mit ab, erläuterte Trimborn. Und grundsätzlich sei es auch einfacher, im Innenstadtbereich Plätze über Bedarf anzubieten, weil hier die Nachfrage auch größer sei, etwa durch Eltern, die in der Innenstadt arbeiten und eine Betreuung in der Nähe suchen.
Alte Villa war durchgängig privat bewohnt
Die letzte private Bewohnerin des Hauses war die vor einiger Zeit verstorbene Liesel Lehnhoff. Sie stammte aus der bekannten Familie Allermann, die in der Bottroper Innenstadt einen großen Bäckereibetrieb und nicht unerheblichen Immobilienbesitz hatte. Das Haus, in der Denkmalliste als Stadtvilla bezeichnet, steht seit Februar 1995 unter Denkmalschutz, nicht zuletzt auch wegen des bislang kaum veränderten inneren und äußeren Erscheinungsbildes.
„Zunächst waren wir skeptisch, als wir von der neuen Nutzung hörten“, sagt Thorsten Kastrup von der Unteren Denkmalbehörde. Es handele sich um ein Wohngebäude von 1924/25 des Essener Architekten Heinrich Emschermann, das bis auf kleine Veränderungen im Originalzustand erhalten geblieben sei, so Kastrup. Aber bei den Umbauplänen habe eine sehr gute Kommunikation zwischen Eigentürmer, künftigen Nutzern und Denkmalschützern bestanden, so dass er davon ausgehe, das auch das Genehmigungsverfahren, das im Rahmen des Bauantrages gestellt worden sei, nichts im Wege stehen werde, wenn die Arbeiten so wie geplant aufgeführt würden.
Historischer Charakter bleibt auch nach Umbau erhalten
Auch nach dem Umbau werde man den Charakter der alten Stadtvilla immer noch wiedererkennen können. Die originalen Fenster aus Pitch-Pine-Holz würden ebenso erhalten, wie die historischen Holztäfelungen und -einbauten. Lediglich zwei alte Flügeltüren würden herausgenommen, das bei der Kita-Nutzung zweiflügelige Türen nicht erlaubt seien. Dafür werde das Dach wieder neu mit Tondachziegeln gedeckt, die bei einer früherer Neubedachung durch gegossene Betonziegel ersetzt worden sind. Thorsten Kastrup war mit der zuständigen Gebietsleiterin für Denkmalschutz mehrfach während der Umbaumaßnahmen in dem Haus und blickt zuversichtlich auf das Ergebnis: „Es wird an die ursprüngliche Nutzung erinnern, als nur der Eingangsbereich oder die Außenansicht.“ Eine gute Nachricht also, angesichts vieler verlorener oder totsanierter qualitätvoller Wohngebäude aus der Zeit, als Bottrop sein städtisches Gepräge erhielt.
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Soweit bekannt, ist das Haus an der Pfarrstraße das einzige Werk dieses Architekten in Bottrop. In Essen-Bredeney existiert dafür noch eine große neubarocke Villa, die Emschermann kurz zuvor für einen Krupp-Direktor entworfen hat.