Bottrop. Frank Böhm, Vorsitzender der Ruhrknappen hätte sich ein eindeutiges Urteil des Ehrenrats gewünscht – pro Tönnies. Er nimmt ihn in Schutz.
Drei Monate lang lässt der Schalker-Aufsichtsratsvorsitzende Clemens Tönnies nun seine Ämter in dem Verein ruhen. Das ist das Ergebnis der Ehrenratssitzung, bei der sich Tönnies für seine Aussagen über Afrika rechtfertigen musste. Der Bottroper Frank Böhm, Vorsitzender des Fanclubs Ruhrknappen und als Bezirksleiter beim Schalker Fanclub Verband verantwortlich für über 100 Clubs mit insgesamt rund 5000 Mitgliedern in der Region, ist ob dieser Entscheidung hin- und hergerissen.
„Für mich bleibt Clemens Tönnies Aufsichtsratsvorsitzender von Schalke. Er hat viel für den Verein getan“, sagt Böhm. Ihn jetzt wegen einer Verfehlung derart an den Prange zu stellen, findet er nicht gut. „Derjenige, der ohne Fehler ist, der werfe den ersten Stein.“
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Äußerung „definitiv nicht in Ordnung“
In einer Festrede zum Tag des Handwerks in Paderborn hatte Tönnies sich zum Thema Steuererhöhungen zum Klimaschutz geäußert und die kritisiert. Stattdessen solle man lieber 20 Kraftwerke in Afrika finanzieren, dann würden die Afrikaner aufhören, Bäume zu fällen und aufhören, Kinder zu produzieren, wenn es dunkel ist.“ Die Äußerung sei definitiv nicht in Ordnung für einen Mann wie Tönnies und für die Position, die er bekleidet, sagt Böhm.
Er gibt aber auch zu bedenken, dass es sich wohl um eine vorgeschriebene Rede gehandelt habe. „Die hätte er sich wohl besser mal vorher durchlesen sollen.“ Vielleicht habe Tönnies aber auch ein paar Lacher ernten wollen, nur hätte er wissen müssen, dass es mit so einem Spruch nicht geht. Tönnies hatte sich am nächsten Tag entschuldigt und seine Äußerungen selbst als „unangebracht und falsch“ bezeichnet.
Eindruck: Mehrheit der Fans steht hinter Tönnies
Die Entscheidung des Ehrenrates und den dreimonatigen Verzicht auf die Ämter hält Böhm jedoch lediglich für eine Beruhigung. Er hätte sich eine klare Entscheidung des Gremiums gewünscht. Und bei ihm wäre sie pro Tönnies ausgefallen. Doch in einer Demokratie finde man sich eben mit der nun getroffenen Entscheidung ab. Ob das Urteil jedoch wirklich sinnvoll sei, müssten andere beurteilen.
Böhm hat den Verdacht, dass die nun bekannt gewordenen Äußerungen für manche Tönnies-Kritiker vielleicht auch ein Mittel zum Zweck sind, um den Fleischfabrikanten von der Schalkespitze zu verdrängen. Dabei hat ihn die Mehrheit der anwesenden Mitglieder bei der Jahreshauptversammlung am 30. Juni gerade erst wieder in den Aufsichtsrat gewählt.
In vielen Gespräch mit Fans und Fanclubmitgliedern habe er den Eindruck gewonnen, dass die Mehrheit hinter Tönnies stehe und dessen Verdienste um den Verein anerkenne.