25.000 Juden wurden 1941/42 nach Riga deportiert und ermordet. Mindestens 25 von ihnen kamen aus Bottrop. Das Stadtarchiv will sie würdigen.

Bottrop Mit dem Beitritt zum Riga-Komitee hat die Stadt Bottrop sich in diesem Jahr verpflichtet, zur Erinnerung beizutragen an das Schicksal von über 25.000 deutschen Juden, die in den Jahren 1941/42 nach Riga deportiert und in ihrer überwiegenden Zahl im Wald von Bikernieki ermordet wurden. Heike Biskup, die Leiterin des Stadtarchivs, hat bei einer Studienreise des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge an der zentralen Gedenkstätte in der lettischen Hauptstadt Riga Steine aus Bottrop niedergelegt und plant für das nächste Jahr eine Ausstellung über die Bottroper Juden, deren Leben im „Wald der Toten“ endete.

Bald soll Bottrop hier an der zentralen Gedenkstätte einen eigenen Gedenkstein bekommen für die mindestens 25 Bottroper Juden, die hier ermordet wurden.
Bald soll Bottrop hier an der zentralen Gedenkstätte einen eigenen Gedenkstein bekommen für die mindestens 25 Bottroper Juden, die hier ermordet wurden. © Heike Biskup

Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge errichtete mit seiner lettischen Partnerorganisation, dem Brüderfriedhöfekomitee, und der Stadtverwaltung Riga den Opfern eine würdige Gräber- und Gedenkstätte. Der Zentralrat der Juden in Deutschland, die Stadtverwaltung Riga sowie die in Wien bereits noch im vorigen Jahrhundert gegründete „Initiative Riga“ unterstützten das Projekt.

2001 wurde Gedenkstätte eingeweiht

Die Anlage im Wald von Bikernieki wurde am 30. November 2001, 60 Jahre nach Beginn der Deportationen aus Deutschland, eingeweiht. Mit der Pflege der Anlage durch lettische und deutsche Jugendliche werden die Erinnerung und die Begegnung zwischen Riga und den deutschen Städten gepflegt, von denen die Sammeltransporte ausgingen.

Seit 2015 führt der Volksbund Studienreisen unter dem Motto „Auf den Spuren der deportierten jüdischen Nachbarn“ durch. Diese Reisen haben zwei Ziele, sagt Matthias Ester vom Volksbund: „Der Schwerpunkt der Studienreise ist weiterhin die Spurensuche nach den Menschen jüdischen Glaubens, die im Winter 1941/42 vor allem aus dem Westen des ehemaligen Deutschen Reiches, dem heutigen NRW, nach Riga deportiert und dort weitestgehend umgebracht wurden. Daneben geht es aber ebenso um die lettische Perspektive auf diesen Teil der Geschichte und auf die deutsche Besetzung von 1941 bis 1945.“

„Wir wissen von 25 Bottropern“

Zu dieser Spurensuche kann das Stadtarchiv Namen beitragen, sagt Heike Biskup: „Wir wissen von 25 Bottropern, die nach Riga gekommen sind.“ Nur zu wenigen Namen gibt es Gesichter und Geschichten. Das will Heike Biskup ändern. „Wir wissen insgesamt sehr wenig über die Opfer. Ich forsche nach Spuren von ihnen, um ihnen bei einer Ausstellung von September bis Dezember 2020 ein Gesicht zu geben.“ Die Ausstellung soll begleitet werden von Film- und Vortragsveranstaltungen. Außerdem sollen Schulklassen in die Ausstellung eingeladen werden.

Bis dahin sollte Bottrop einen eigenen Stein haben in der Gedenkstätte im Wald von Bikernieki. Eigentlich sollen alle 60 Städte, die Mitglieder sind im Riga-Komitee, mit einem Gedenkstein vertreten sein. Deshalb wollte die Leiterin des Stadtarchives dort auch die Steine aus Bottrop und Blumen niederlegen. Sie musste aber feststellen: Noch gibt es ihn nicht, den Stein mit dem Bottroper Namen. Biskup: „Unsere Gastgeber haben aber versprochen, dass umgehend ein Stein errichtet wird.“