Bottrop. Vertreter von Kokerei, Stadt und Land nannten Maßnahmen, die den Giftausstoß im Bottroper Süden verringern sollen. Die Anwohner blieben skeptisch.

Ein neuer Maßnahmenplan der Kokerei Arcelor Mittal soll den Ausstoß der gesundheitsschädlichen Polyzyklischen Aromatischen Kohlenwasserstoffe (PAK) und des Schadstoffes Benzo(a)pyren mindern. Er sieht unter anderem neue und dichtere Türen für die Kohleöfen vor. Interne Schulungsmaßnahmen und regelmäßige Kontrollen der Bezirksregierung Münster sollen dafür sorgen, dass die Maßnahmen auch umgesetzt und überwacht werden.

Das ist der Kern des Maßnahmenpakets, das am Donnerstagabend Kokerei-Chef Jörn Pufpaff auf einer Informationsveranstaltung von Stadt, Bezirksregierung, Landesamt für Naturschutz und Kokerei vorstellte. In der bis auf den letzten Platz gefüllten Aula der Hauptschule Welheim stellten sich Vertreter den Fragen der Anwohner aus dem südlichen Bottrop.

Forderung nach Einstellung der Produktion wird laut

Christel Wies von der Bezirksregierung Münster: „Auch unser Anliegen ist es, dass der Zielwert eingehalten wird.“ Im Herbst solle es dazu weitere Gutachten geben. Ob der Zielwert von einem Nanogramm Benzo(a)pyren pro Kubikmeter Luft dann eingehalten werde, lasse sich erst Anfang 2020 bestimmen.

Jörn Pufpaff, Geschäftsführer der Kokerei Arcelor Mittal.
Jörn Pufpaff, Geschäftsführer der Kokerei Arcelor Mittal. © FUNKE Foto Services | Michael Korte

Viele der Anwohner und Bürger im Saal waren aufgebracht. Vor allem die direkten Nachbarn der Kokerei zeigten sich unzufrieden. Mehr noch, es wurden Forderungen laut, die Kokerei müsse die Produktion einstellen bis sichergestellt sei, dass für die Anwohner keine Gefahr mehr bestehe. Andere Stimmen warfen der Kokerei vor, nicht alles technisch Mögliche auch umzusetzen. Jörn Pufpaff versicherte, das Gegenteil sei der Fall. Doch auch das konnte die Betroffenen nicht beruhigen. Schließlich liege der Ausstoß der gefährlichen Schadstoffe seit Jahren über dem festgelegten Zielwert.

Verzehrempfehlung für selbst angebautes Obst und Gemüse

DKP-Ratsherr Michael Gerber stellte am Ende fest: „Entscheidend ist jetzt, dass die Messergebnisse heruntergehen und nicht nur darüber gesprochen wird. Wir brauchen keinen Zielwert, sondern einen Grenzwert.“ Für die Anwohner der betroffenen Stadtteile Welheim, Batenbrock und die südlichen Teile der Boy gilt bis auf Weiteres die kürzlich ausgesprochene Verzehrempfehlung, nach der selbst angebautes Obst und Gemüse in bestimmten Fällen nicht gegessen werden soll.

Es gibt die Sorge vor Schadstoffen in Atemluft

Einige Anwohner waren allerdings der Meinung, dass allein der Verzicht auf Nahrungsmittel nicht ausreiche, solange Schadstoffe in der Luft seien, die auch über die Atemwege aufgenommen würden. Zwar erläuterte Claudia Postberg-Flesch vom Bottroper Gesundheitsamt, dass es zwar erhöhte, aber keine alarmierenden Werte in der Luft gebe. Doch ihr Hinweis „Sie können ihre Kinder ruhig weiter zur Schule schicken“, konnte die anwesenden Zuhörer kaum beruhigen.

Für Fragen der Anwohner ist weiterhin die Hotline der Stadt,von montags bis freitags 9 – 11 Uhr und 15 – 17 Uhr unter 704050 erreichbar.

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