Bottrop. Beate Reith skizziert Fußballer für ein Kunstprojekt zum Bottroper Stadtjubiläum. Freitag sitzt sie im Stadion und verfolgt Bottrop - Schalke.
Wenn sich am Freitag im Jahnstadion die historische Begegnung der Bottroper Spieler gegen den den heutigen Bundesligisten Schalke 04 nach 80 Jahren wiederholt, wird auch Beate Reith unter den Zuschauern sein. Sie hat eine ganz besondere Beziehung zu dem Spiel, denn als Mitglied der Bottroper Kunstgemeinschaft hat sie nicht nur zahlreiche Spiele im Jahnstadion mit Skizzenblock und Stift verfolgt. Im Rathaus hängt seit diesem Jahr auch eine 100-teilige Arbeit, auf der Künstlerinnen und Künstler Szenen festhielten, die Bottrop im Jahrhundert seit der Verleihung der Stadtrechte 1919 prägten. Und dazu gehört für Beate Reith auch das Match Bottrop - Schalke von 1939, das sie als Aquarell für die Gemeinschaftsarbeit im Rathaus festhielt.
An die Jahreszahl 1939 kam die Malerin per Losentscheid
Sie stieß darauf beim Durchblättern alter Zeitungen aus diesem Jahr im Stadtarchiv. „Die Mitglieder der Kunstgemeinschaft hatten Lose gezogen, mit welchen Jahr der Stadtgeschichte sie sich für das große Bild, das eher ein Collage ist, auseinandersetzen sollten. Und ich bekam unter anderem die 39“, erzählt die Malerin, die im Hauptberuf Architektin ist.
Am 1. September 1939 begann mit dem deutschen Angriff auf Polen der zweite Weltkrieg. „Das wollte ich nicht zum Thema machen, obwohl mit diesem Datum auch in Bottrop die spätere Katastrophe begann.“ Sie habe das Datum 1. Oktober 1939 interessiert. Die Fußball-Begegnung Bottrop gegen Schalke. Dass die damals überhaupt stattfinden konnte, wundert die Malerin bis heute.
Die jungen Spieler waren vor 80 Jahren zum Kriegsdienst eingezogen
„Eigentlich waren ja alle jungen Männer zum Kriegsdienst eingezogen.“ Und so hat sie recherchiert. Auch im Archiv des FC Schalke 04. Die Leiterin des Vereinsarchivs, Dr. Christine Walther, sei sehr kooperativ gewesen und habe ihr sogar ein Foto von 1939 gemailt. Das sei für sie auch wegen der Infos über die damaligen Trikots wichtig gewesen. „Man konnte sehen, wer von den jungen Spielern bereits eingezogen war, die hatten dann ein deutlich sichtbares Wehrmachtsemblem auf dem Trikot, die anderen nur ein kleines Hakenkreuzzeichen.“
Gedanken daran werden ihr sicher am Freitag auch durch den Kopf gehen, wenn sie das Spiel der jungen Fußballer von heute auf dem gepflegten Rasen verfolgt.
Bewegung ist ihr Thema in der Kunst
Als Vorbereitung für die Arbeit im Rathaus hat sie damit vor gut zwei Jahren begonnen. Bewegung ist ihr Thema. Die Straßen und Plätze gewissermaßen ihr Atelier. Als sie Handballerinnen skizzierte merkte sie rasch: „Die Bewegungen von Fußballern sind vollkommen anders, Körperhaltung, Arm- und Beinstellung, ich musste einfach auf den Platz“, sagt Beate Reith, die auch schon Künstler wie den Cellisten Thomas Beckmann skizzierte oder Szenen in der Bottroper Kokerei auf dem Block festhielt. „Dort durfte man bei einer Führung nicht fotografieren, also zückte ich Block und Stift“, lacht die Malerin, für die ihre Malutensilien wenn nötig auch Tagebuchersatz sind.
Ob sie am Freitag beim historischen Spiel auch mit Block und Stift auch der Tribüne sitzt, weiß Beate Reith noch nicht. „Aber eher nicht, ich möchte mich dann aufs Spiel konzentrieren.“
Sitzplätze für das historische Spiel sind längst ausverkauft - es gibt noch genügend Stehplätze
Beim Spiel am 12. Juli um 18 Uhr im Bottroper Jahnstadion sind die Sitzplätze natürlich längst ausverkauft. Aber Stehplätze gibt es noch ausreichend - im Vorverkauf aber auch an der Tageskasse, so die Stadtverwaltung.
Das 100-Jahre-Bottrop-Bild der Kunstgemeinschaft ist zu den normalen Öffnungszeiten im Rathaus in der Bottroper Innenstadt zu besichtigen. Beate Reith hat übrigens nicht nur das Fußballmotiv dafür geschaffen. Infos zur Kunstgemeinschaft gibt es auf: www.kunstgemeinschaft-bottrop.de