Bottrop. Von der Sammeltasse bis zum Image-Plakat: Die neue Ausstellung „Bottrop - Voller Ideen“ des Stadtarchivs zeigt Schönes und viel Kurioses.
Palmen in Bottrop? Schade um Sylt! - Mit diesem markigen Spruch und Palmenwedeln unterm Förderturm machte die Stadt an Kanal und Emscher bundesweit von sich reden. Schuld war die Umweltorganisation BUND, die mit diesem Plakat bereits 1992 auf den drohenden Klimawandel aufmerksam machte und damit sogar den damaligen Oberbürgermeister Kurt Schmitz auf die Palme brachte.
Dabei hatte Schmitz gar nichts gegen die Kampagne an sich - nur, dass Bottrop seiner Meinung nach wieder einmal der Lächerlichkeit preisgegeben würde und als Synonym für Industrie- und Dreckstadt herhalten müsse, behagte dem Stadtoberhaupt überhaupt nicht. Dem BUND war’s einerlei - wer plakatierte weiter, deutschlandweit.
Imagewandel wird deutlich
Heute würde man das Plakat von einst sicher gelassen hinnehmen, vielleicht sogar geschickt als Werbung nutzen. Deshalb hängt es ja auch in der Ausstellung „Bottrop - Voller Ideen. Stadtwerbung durch die Jahrzehnte“, die Donnerstagabend im Kulturzentrum eröffnet wird. Nur damals war das Image der Stadt noch längst nicht so stark von Grün, Freizeit oder Innovation City geprägt, wie es heute, eine knappe Generation später, der Fall ist. Anders gesagt: Man war noch dünnhäutiger was den Ruf Bottrops betraf.
Von Nippes bis Fakten
Für die Hauptleihgeber Jörg Wingold, Wilfried Krix aber auch Stadt und Archiv selbst steht diese Schau für Außen- aber auch die Selbstwahrnehmung der Stadt und ihrer Bewohner über mehrere Generationen. „Denn Teller, Silberlöffel oder die hübsche Sammeltasse in einer Vitrine schickte man ja nicht irgendwohin, sondern Bottroper schenkten sie Bottroperinnen, manidentifizierte sich mit seiner Stadt“, sagt Jörg Wingold. Der Mitarbeiter des Jugendamtes verfügt über einen Riesenfundus an Bottrop-Giveaways, wie man heute sagen würde. Vom Keks mit Aufschrift, Zuckerstückchen aus dem alten Karstadt-Café mit lokalem Aufdruck oder Zigarrenkisten mit dem Schriftzug „Großstadt Bottrop“ von 1953, als die 100.000-Einwohnermarke geknackt wurde und unzähligen Varianten des Stadtwappens ist fast alles dabei.
Nicht alles ist schön, über manches mag man lächeln, wie über eine wappenverzierte Steingutvase („Schrecklich!“, so Wingold). Aber selbst die Tassen-Tradition oder Schmuckstücke mit dem „b“ lebten zum aktuellen Stadtjubiläum wieder auf.
Zusammen mit vielen Fotos, Postkarten oder der nach dem Krieg teilweise geschwärzten Stadtbroschüre aus der Zeit des Nationalsozialismus von 1935, die allesamt von den städtischen Grafikerinnen besucherfreundlich aufbereitet wurden, zeigt die Ausstellung einen interessanten, teilweise auch amüsanten Parcours durch Bottroper Werbeideen und -strategien der vergangenen neun Jahrzehnte.
Der veränderte Blick auf die Stadt
Das Image der Stadt wandelte sich vor allem in den vergangenen zwei Jahrzehnten rasant. Wer hätte in den 20er oder auch in den 60er Jahren an eine Freizeitindustrie mit Alpin-Center, Movie-Park, Grusellabyrinth oder Haldenkult nebst Bergarena gedacht? Auch die in der neuen Ausstellung „Bottrop - Voller Ideen“ präsentierten Werbeplakate der Stadt zeigen diesen Wandel. Wo früher hübsche Stadthäuser, etwas vom alten ländlichen Bottrop, Kirchen und Fördertürme zu sehen waren, sind schmücken seit den 70er Jahren verstärkt kulturelle Einrichtungen, die Halden als Freizeitorte oder Motive, die sich um das Thema Innovation City oder Bildung die Stadtplakate.
Immerhin: Alt-Bottrop bleibt präsent. Auch wenn es sich nur um Plastikbausätze vom schmucken Bergarbeiterhäuschen der Jahrhundertwende handelt, das heute die Modelleisenbahn der Nachfahren ziert.
Imagewandel: Museum verdrängt Bergbauidyll
Für viele Besucher dürften jedoch die vollen Vitrinen zum Teil mit wirklichen Kuriositäten der Blickfang sein. Ausstellungsmacherin Heike Biskup: „Ja, die sollten absichtlich so voll sein, wir wollen zeigen, wieviel Ideen zur Stadtwerbung und originelle Einfälle es gegeben hat.“ Da gehört dann ein Bottrop-Schlips einfach dazu.