Bottrop. Bottroper DFG-Mitglieder begaben sich auf eine Tour um die Partnerstadt Tourcoing. Ziele: das Haus von de Gaulle und ein Fenster von Josef Albers.
Seit mehr als einem halben Jahrhundert pflegt die Deutsch-Französische Gesellschaft (DFG) den Austausch mit der Partnerstadt Tourcoing im Norden des Nachbarlandes. Was in Zeiten der Versöhnung der früheren „Erbfeinde“ nach dem Krieg unter Bundeskanzler Adenauer und dem französischen Präsidenten Charles de Gaulle entstand, wird bis heute in beiden Ländern durch viele Partnerschaften vertieft. So tauchten die gut 30 Bottroperinnen und Bottroper auf der diesjährigen DFG-Tour tief in die französische Kultur ein.
Einblick in das ländliche Frankreich
Durch „La France profonde“, durch das „echte, ländliche Frankreich“, fernab der Hauptstadt Paris führte die Reise auf weiten Strecken, vorbei an scheinbar unendlich weiten Feldern und durch kleine ursprüngliche Orte. Doch natürlich ging es zunächst in die Partnerstadt Tourcoing, wo man sich bei einem leckeren Essen mit den Freunden der dortigen „Amis des Bottrop“ traf.
Als nächstes Ziel stand ein Besuch des Matisse-Museums in Cambrai auf dem Programm, in dem überraschenderweise Verbindungen zu Bottrop gefunden wurden. Nicht nur die Werke von Henri Matisse sind dort ausgestellt, sondern auch die Nachbildung eines farbintensiven, leider zerstörten Fensters, das Josef Albers 1923 ursprünglich für das Bauhaus in Weimar schuf. „Museumsdirektor Heinz Liesbrock hatte uns darauf hingewiesen und so wollten wir diese Bottroper Spur unbedingt in die Tour einbauen“, sagt Heike Biskup, Mitglied der DFG. Nach einer Führung durch das „Familistère“ in Guise, einem frühindustriellen Sozialprojekt des Fabrikanten Jean-Baptiste Godin, der den Arbeitern seiner Fabrik Wohn- und Freizeitmöglichkeiten schuf, folgte ein Besuch des Wohnhauses von Charles de Gaulle in Colombey-des-deux-eglises.
Konrad Adenauer war einziger Staatsgast in Charles de Gaulles Privathaus
Der 1970 verstorbene französische Präsident hatte als einzigen offiziellen Staatsgast den damaligen Bundeskanzler Konrad Adenauer in seinem privaten Domizil empfangen.
Die DFG hatte in früheren Jahren bereits de Gaulles Geburtshaus in Tourcoings Nachbarstadt Lille und Adenauers Wohnhaus in Rhöndorf besucht. So war dies eine sinnvolle Ergänzung und zugleich eine Spurensuche zu den Anfängen der deutsch-französischen Freundschaft, ohne die das heutige Europa eigentlich kaum zu denken wäre. Auf köstliche Art abgerundet wurde der Tag bei einer Führung durch eine Champagnerkellerei mit anschließender Verkostung.
Gemeinsamkeiten der Regionen
In Troyes erlebten die Bottroperinnen und Bottroper die „Fête de la Musique“, mit der in ganz Frankreich der Sommer auf besondere Weise begrüßt wird.
Die einzigartigen, künstlerisch aufwändig mit Motiven der Stahlherstellung in den 1920er Jahren gestalteten Bleiglas-Fenster nach Entwürfen des Unternehmers Louis Majorelle in Longwy waren abschließend Ziel dieser historisch-kulturellen Tour. Majorelle ließ die Fenster in sein Unternehmen einbauen. Ein Besuch der Anlage des berühmten Vauban, Festungsbaumeister Ludwig XIV. aus dem 17. Jahrhundert, setzte eindrucksvoll den Schlusspunkt. Kultur-- und Industriegeschichte: Dieser Teil Frankreichs rund um die Bottroper Partnerstadt hat viel mit dem Ruhrgebiet gemeinsam , wie die DFG-ler feststellten.
Die heutige Deutsch-Französische Gesellschaft e.V. (DFG) hat ihre Wurzeln in einer bis 1999 nicht als Verein organisierten Deutsch-Französischen Gesellschaft, die am 10. Oktober 1963 gegründet worden ist.
Im Pomp-Verlag erschien ein Buch von Heinz Becker, einem der frühen Protagonisten der Städtepartnerschaft mit dem Titel „Bottrop - Tourcoing“.