Bottrop. Abends tanzen, sonntags predigen: Für den Bottroper Tanzlehrer kein Problem. Heute tanzt er sogar auf dem Evangelischen Kirchentag in Dortmund.
Für Peter Frank ist auch Tanzen eine Art Gottesdienst. Ob der bekannte Bottroper Tanzlehrer und seit einem Jahr auch offiziell beauftragter Prediger der evangelischen Kirchengemeinde das beim Ablegen der ADTV-Tanzlehrerprüfung vor 30 Jahren auch so formuliert hätte? „Vielleicht nicht“, lacht der 57-Jährige. Aber schnell wird deutlich, dass Peter Frank sich in all den Jahren treu geblieben ist - und vor allem seine Berufe liebt. Wie das bei echten Berufungen eben so ist. Und dass er am Sonntag sein Tanzlehrerjubiläum in Dortmund inmitten einer riesigen Gemeinde beim Abschlussgottesdienst des Deutschen Evangelischen Kirchentags im BVB-Stadion feiert, scheint vor diesem Hintergrund nur wie eine logische Konsequenz zu sein.
Bereits heute wird Frank im offiziellen Kirchentagsprogramm auf der Kampstraße in der Dortmunder Innenstadt mit Line-Dance-Choreografien vertreten sein. Am Samstag findet in der katholischen Kreuzkirche im gleichnamigen Innenstadtviertel ein liturgischer Tag statt. Zwischen 10 und 22 Uhr ist er wiederum mit eigenen Choreografien vertreten, die er selbst zu verschiedenen Liedern kreiert hat. „Es wird kein liturgischer Tanz, vielmehr eine Auflockerung für alle zwischen den Vorträgen und Lesungen, die sich mit den Themen Umbruch, Umkehr und Utopie auseinandersetzen“, sagt Peter Frank. Eine schöne Alliteration in der ehemaligen Bierstadt, über der das vergoldete „U“ auf der zum Museum umgebauten Union-Brauerei bis heute weit sichtbar schwebt.
Tanzen war bei Franks Familiensport
Tangorhythmen werden dabei sicher vorherrschen. Einer der Lieblingstänze des Tänzers, der sein Handwerk in Bottroper und Essener Tanzschulen, vor allem aber durch seine Eltern von der Pike auf gelernt hat. Kein Wunder, war doch die Mutter Tanzlehrerin und der Vater, obwohl auch kaufmännisch orientiert, in dem Familiensport ebenso begabt.
Er selbst sei ein Spätzünder gewesen, gibt Peter Frank zu. Mit 15 hat er erst angefangen. Dann folgten schnell Turniere, erste Aushilfen als Tanzlehrer. Trotzdem wollte er das Abitur machen und dann das, was man damals als „richtige“ Ausbildung bezeichnete. Er wurde examinierter Krankenpfleger, arbeitete danach sogar noch ein halbes Jahr in der chirurgischen Unfallambulanz eines Oberhausener Krankenhauses. „Eine gute Zeit.“ Aber am Ende sollte es doch die Tanzschule sein. Als Frank 1989 seine Prüfung im Verband ADTV ablegte, hatten seine Eltern schon die heutigen Räume, eine ehemalige Autowerkstatt an der Hans-Sachs-Straße, gemietet.
Mehrere Generationen haben bei Peter Frank die ersten Schrittfolgen geübt
Sein Kirchenamt sieht der überzeugte Protestant - seine Mutter war übrigens erste Presbyterin der Gemeinde - nicht als Gegensatz. Tanz zu unterrichten habe etwas Helfendes, Tanz sei Dialog mit dem Gegenüber. „Ich glaube wenn man miteinander tanzt, hat das immer auch einen Funken von Göttlichkeit.“ Dass klingt nicht nur schön. Wenn der tanzende Prediger das sagt, möchte man ihm aufs Wort glauben.