Die Europawahl ist in Bottrop-Mitte und Kirchhellen gut angelaufen. Die Wahlbeteiligung liegt am Mittag höher als bei der letzten Wahl 2014.

Bottrop. „Wir haben eine sehr gute Wahlbeteiligung hier“, freut sich Wahlvorsteherin Stefanie Karkowski im Projektraum an der Hansastraße am Sonntagvormittag. Gegen 11 Uhr haben knapp 70 der 763 Stimmberechtigten im Wahlbezirk 1 schon ihr Kreuzchen für die Europawahl gemacht, zwanzig Minuten später sind weitere zehn dazu gekommen. „Der erste Wähler hat schon ab halb acht hier gewartet“, erzählt die städtische Mitarbeiterin, die sich seit über zehn Jahren als Wahlvorsteherin engagiert. Die ersten Zahlen aus dem Wahlamt bestätigen diese Wahrnehmung.

6,9 Prozentpunkte mehr Wahlbeteiligung

Um 12 Uhr lag die Wahlbeteiligung bei der Europawahl in Bottrop bei bisher 31,7 Prozent (Lokalwähleranteil 19,2 Prozent plus 12,5 Prozent Briefwahlkonstante), Die Zahl der Wahlberechtigten beträgt 87.999. Im Vergleich liegen die Werte bei der diesjährigen Europawahl damit derzeit 6,9 Prozentpunkte über der Quote aus dem Jahr 2014 (damals 24,8 Prozent). Insgesamt lag im Jahr 2014 die Wahlbeteiligung in Bottrop an der damaligen Europawahl bei schließlich 51,8 Prozent.

Vom Immobiliencenter zur Hansastraße gezogen

Der Projektraum an der Hansastraße in Bottrop wurde zum ersten Mal als Wahllokal genutzt.
Der Projektraum an der Hansastraße in Bottrop wurde zum ersten Mal als Wahllokal genutzt. © FUNKE Foto Services | Michael Korte

Zu der frühen Stunde ist der Wahlvorstand gerade erst zusammengetreten, dann wurde alles vorbereitet und der Wahlraum eingerichtet. „Wir sind zum ersten Mal hier an der Hansastraße, sind vom Immobiliencenter der Sparkasse hierhin umgezogen“, berichtet Karkowski. Dort sei ein Hinweisschild angebracht worden, damit auch jeder Wahl-Willige den richtigen Weg zur Urne findet. „Das funktioniert auch gut.“ Die Atmosphäre sei freundlich und entspannt. Das bestätigt Schriftführer Sven Lesche, der auch nicht zum ersten Mal als Wahlhelfer dabei ist. Die Durchführung der Wahl durch sein Engagement zu unterstützen, ist ihm wichtig – als Vater zweier Töchter, die in Europa aufwachsen, und als Bottroper Bürger.

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Zwei Senioren kommen herein und begrüßen Stefanie Karkowski fröhlich: „Oh, das Frollein ist auch wieder da!“ Sie lächelt. Man kennt sich. Jeder, der herein kommt, wird sorgfältig im Wählerverzeichnis gesucht und abgehakt, bevor er den Wahlzettel erhält. „Wenn jemand vorher schon Briefwahl gemacht hat, haben wir hier einen Sperrvermerk“, erklärt Karkowski. 70 Briefwähler habe es hier im Vorfeld gegeben.

Wähler wollen für ihre Meinung einstehen

Das Wahllokal in der Feuerwehr Boy an der Wilhelm-Tenhagen-Straße.
Das Wahllokal in der Feuerwehr Boy an der Wilhelm-Tenhagen-Straße. © FUNKE Foto Services | Michael Korte

Johannette Gillar (82) gehört aber zu denen, die persönlich vorbei kommt. „Ich gehe immer wählen. Ich möchte meine Meinung durch meine Wahl bekannt geben“, unterstreicht sie. Europa ist ihr wichtig – nicht nur, weil sie viel durch die europäischen Länder reiste und den gemeinsamen Euro zu schätzen weiß. „Die Einheit – alleine den Frieden zu erhalten“, schon dafür sei es in ihren Augen wichtig, zur Europawahl zu gehen.

Für Dietmar Hoffmann (50) steht fest: „Wer nicht wählen geht, darf sich hinterher auch nicht beschweren.“ Und von der politischen Seite aus gesehen „sollte man doch wählen, um dem Populismus entgegen zu stehen.“

Erstwählerin macht in der Feuerwache Boy ihr Kreuzchen

In der Feuerwache Boy hatten gegen 10 Uhr gut 50 von 939 Stimmberechtigten aus dem Wahlbezirk 54 ihr Kreuzchen gemacht. Ihrer Erfahrung nach laufe die Europawahl dort immer eher schleppend, berichtet die stellvertretende Wahlvorsteherin. Allerdings: „Stoßzeiten sind zwischen 10 und 11 Uhr sowie nachmittags um die Kaffeezeit.“ Gerade kommt eine Familie hinein, die Mutter gibt der Tochter noch ein paar Erklärungen mit auf den Weg. Denn Lara Elten (18) ist Erstwählerin. „Ich fand es sehr wichtig, wählen zu gehen“, sagt sie, nachdem sie den Wahlzettel in die Urne geworfen hat. Sie möchte ihre Anliegen politisch unterstützt sehen.

Irrläufer in Kirchhellen

Die Wahlhelfer Daniela Rickert und Ulrich Regel prüfen die Identität der Wähler im Wahllokal in der Bezirksverwaltungsstelle am Kirchhellener Ring in Bottrop-Kirchhellen.
Die Wahlhelfer Daniela Rickert und Ulrich Regel prüfen die Identität der Wähler im Wahllokal in der Bezirksverwaltungsstelle am Kirchhellener Ring in Bottrop-Kirchhellen. © FUNKE Foto Services | Michael Korte

In Kirchhellen haben die Organisatoren alles gegeben, um die Wähler aus der Dorfmitte auf eine wichtige Änderung aufmerksam zu machen: „Achtung, neuer Wahlraum!“, haben sie auf die Wahlbenachrichtigung gedruckt. Dennoch steuerten viele Wähler am Morgen, der Gewohnheit folgend, das Brauhaus am Ring an. Doch das ist kein Wahllokal mehr. Stattdessen sind zwei Wahlbezirke in der Bezirksverwaltungsstelle nebenan untergebracht. Auch dort melden die Helfer am Morgen eine rege Wahlbeteiligung. Wahrscheinlich auch wegen eines wichtigen Termins im Dorf: Um 11 Uhr treffen sich viele Wähler wieder vor der Kirche St. Johannes, um Johannesschülern nach ihrer Erstkommunion die Ehre zu geben.

Nach Schließung der Wahllokale wird vor Ort ausgezählt

Zu den jüngeren ehrenamtlichen Wahlhelfern zählt mit seinen 33 Jahren Benedikt Ochmann. Er ist zwar nicht parteipolitisch organisiert wie sein ebenfalls in der Feuerwache Boy helfender Vater – „aber ich bin politisch interessiert, und jede Stimme zählt.“ Für ihn persönlich sei es zudem interessant, mit als erstes Infos über den Wahlausgang zu erhalten. Denn nach Schließung der Wahllokale wird vor Ort gemeinsam ausgezählt.