Bottrop.. Auf dem Berliner Platz in Bottrop gibt ein Blindenverein den Passanten Infos über das Leben mit dem Handicap. Blindenhund Sam zeigt sein Können.
Das Angebot des Blinden- und Sehbehindertenvereins Westfalen zur Aktionswoche Selbsthilfe kommt bei Passanten auf dem Berliner Platz bestens an: Aufmerksam lauschen die Zehntklässler der Adolf-Kolping-Schule dem blinden Hundehalter Dominik Rack (48), der mit seinem ausgebildeten Labrador-Rüden Sam zur Veranstaltung gekommen ist, um Fragen zu beantworten. Der Gelsenkirchener klärt am Programmstand über den Umgang mit den Tieren, Alltagsschwierigkeiten und Kommandos auf.
So erfahren die Zuhörer, dass Sam bestimmte Sonderrechte als Blindenführhund besitzt. Er darf nach dem Gesetz überall hinein, das gilt auch für Kliniken, Praxen und Lebensmittelgeschäfte. Er sollte nicht gestreichelt oder auf seinem Weg gefüttert werden, damit der Hund nicht in die falsche Richtung schaut und das Führgeschirr sich verdreht. Der Blinde erhielte dann falsche Signale, was zu schweren Unfällen führen kann.
Auch für den Hund bedeutet die Arbeit Strapaze
„Normalerweise bin ich mit dem Stock unterwegs, der Ausgang mit Sam ist aber eine riesige Erleichterung. Er leistet Unglaubliches. Und wie er mich um Hindernisse lenkt! Zugleich braucht er genauso viel Freizeit, um die Strapazen auszugleichen“, sagt der Fachmann. In Alltagssituationen gebe es bestimmte Hörzeichen, die der Labrador aus dem Effeff kennt. In der Regel würden 30 bis 40 Signale benötigt; der Hund könnte auch 600 lernen. Häufige Kommandos wären „Suche Box“ für den Briefkasten, „Suche Lift“ für den Aufzug oder „Suche Bord“ für die Bordsteinkante. „Wie lange braucht es ungefähr, bis man so einem Hund vertraut?“, fragt die Klassenlehrerin Maren Haase. „Das ist von Person zu Person unterschiedlich. Leute, die vorher noch keinen Hund hatten, brauchen in jedem Fall etwas Gewöhnungszeit.“
Eintauchen in die Welt der Sehbehinderten noch bis Samstag
Sonja Steing ist Mitglied der Bezirksgruppe Bottrop des BSVW. Sie steht vor zwei großen Containern, die eine Sinnesreise im Dunkeln über Geräusche, Gerüche und Gefühle ermöglichen. Die Organisatorin erläutert den Besuchern, was sie auf ihrem Weg durch die Räume erwartet. Sie müssen sich auf ihre Orientierung ohne Augenlicht verlassen. „Menschen können hier noch bis Samstag in die Welt eines Blinden eintauchen. Sie laufen über Untergründe wie Mos oder Kieselsteine, hören Geräusche wie
Wasserplätschern oder Vogelzwitschern, sie nehmen ein Glas Wasser in der Finsternis zu sich.“
Fragen rund um die Selbsthilfe als Blinder könnten zudem an einem Informationsstand geklärt werden. Themen wie der Graue Star oder die Beantragung eines Pflegeausweises würden ausgiebig besprochen. Zusätzlich würden bis Samstag noch einige andere Selbsthilfegruppen über Probleme und Lösungen in ihrem Einsatzgebiet referieren.