Bottrop. Grund: Die Förderung der Mechanikerstelle läuft aus. Vater eines betroffenen Sohnes ist entsetzt. Nun schaltet sich der Sozialverband VdK ein.

Die Uhr tickt und die Zeit für die beliebte Fahrradwerkstatt der Diakonie in der Rheinbabenwerkstatt scheint auszulaufen. Das jedenfalls befürchtet Klaus Mai. Dessen Sohn Thomas arbeitet seit 2014 als einer von acht Menschen mit Behinderung in der Werkstatt, die seit über zehn Jahren vornehmlich Reparaturen an Fahrrädern, aber auch regelmäßig Fahrradbörsen durchführt.

In wenigen Wochen könnte das zu Ende sein. „Wenn nicht noch ein Wunder geschieht“, sagt Klaus Mai. Denn Karl Kinne, Diakonie-Geschäftsführer, und Arnd Schreiner, Leiter des Geschäftsbereichs der Einrichtung an der Heinrich-Theißen-Straße, haben ihm mitgeteilt, dass die Werkstatt nicht mehr wirtschaftlich betrieben werden könne.

Das liegt daran, dass ein Zweiradmechaniker, der vor drei Jahren über ein Arbeitsmarktprogramm eingestellt wurde, nun nach zweimaliger Verlängerung nicht mehr weiter finanziert werden könne. „Jedenfalls nicht von der Diakonie“, bestätigt Geschäftsbereichsleiter Arnd Schreiner auf Anfrage der WAZ. Ohne die Personalkostenförderung sei die Fahrradwerkstatt nicht mehr zu halten, denn sie spiele die Kosten nicht mehr ein.

Räder auch für Leute mit wenig Geld

Und ohne einen Radmechaniker sei die Montage jedenfalls nicht möglich. „Auch wir müssen sehen, was wirtschaftlich vertretbar ist. Und die Werkstatt wirft gerade das ab, was die Beschäftigten aus dem Haus als Entgelt bekommen sowie die Materialkosten“, sagt Schreiner. „Wir fällen so einen Entschluss nicht leichtfertig, müssen aber abwägen, was machbar ist. Das sind wir auch den 600 Menschen mit Behinderung schuldig, die wir an verschiedenen Standorten beschäftigen.“

  Klaus Mai ist entsetzt über die Schließungspläne: „Mein Sohn kam weinend nach Hause, als man ihm das gesagt hat.“
  Klaus Mai ist entsetzt über die Schließungspläne: „Mein Sohn kam weinend nach Hause, als man ihm das gesagt hat.“ © DA

Das möchte Klaus Mai so nicht hinnehmen. Nicht nur, weil sein Sohn betroffen ist, der gerne in der Radwerkstatt arbeitet. Er wusste sich keinen anderen Rat, als an die Öffentlichkeit und den Sozialverband VdK zu gehen. „Es kann doch nicht sein, dass es nicht möglich ist, so eine Mechanikerstelle weiter zu finanzieren“, sagt der 72-Jährige.

Man könne sie ja mit einer anderen Kraft besetzen, wenn eine neue Verlängerung der Förderung nicht möglich ist. Der Bottroper hat jedenfalls das Gefühl, dass die Diakonie die Werkstatt, bei der auch die Kokerei mit ihren Werksrädern Kunde sei, nicht mehr wolle.

Auch Josef Weiner, Kreisvorsitzender des VdK in Bottrop, zeigt sich bestürzt: „Wir sprechen mit den Verantwortlichen und auch möglichen Unterstützern in Politik oder beim Landschaftsverband.“ Die Radwerkstatt sei ein gutes Projekt, vor allem, da auch Menschen mit wenig Geld sich dort ein gutes überholtes Rad leisten könnten. „Das sollten wir in der Stadt erhalten.“

Andere Projekte der Diakonie in Bottrop

Neben der Fahrradwerkstatt „Förderrad“ gehören auch der CAP-Markt, das Lehrrestaurant „Lokschüppchen“ das Diakonie-Kaufhaus „kauf.net“ oder Kunstatelier „Freihand“ zu den Projekten, in denen auch Menschen mit Handicap Beschäftigung finden. Aufgegeben in den vergangenen Jahren aber beispielsweise eine Wäscherei, eine Schreinerei sowie ein Blumenladen. In diesen Projekten fanden wie jetzt noch in der Radwerkstatt behinderte Menschen Arbeitsmöglichkeiten.