Bottrop. . Zwischen Kaufland und ZOB soll ein Treff für die Trinkerszene in Bottrop geschaffen werden. Das stört den Einzelhändler. So reagiert die Stadt.

Kaufland wehrt sich gegen den geplanten Unterstand für die Szene, die sich regelmäßig auf dem Berliner Platz trifft. Der Unterstand wird unmittelbar an der Fassade des Kaufhauses nahe dem Personaleingang von Kaufland aufgebaut. Aus diesem Grund sehe man den geplanten Standort kritisch, teilt das Unternehmen auf Nachfrage der Lokalredaktion mit. Man nehme in der Frage die Verantwortung gegenüber den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ernst, so Anna Münzing aus der Kaufland-Unternehmenskommunikation.

Gleichzeitig verstehe man auch die Argumentation der Stadtverwaltung, heißt es weiter in der Stellungnahme. Daher sei Kaufland an einer einvernehmlichen, konstruktiven Lösung interessiert, „die allen Belangen gerecht wird“. Doch wie diese konstruktive Lösung aus Sicht des Unternehmens aussehen könnte, teilt es auf Nachfrage nicht mit. Allerdings sei man im Austausch mit der Stadtverwaltung zu dem Thema.

Die Fundamente sitzen bereits im Boden

Doch so diplomatisch sich Kaufland auch öffentlich äußert, die Sache ist entschieden. Die Fundamente sitzen längst im Boden und die Stadt bleibt bei ihrer Standortwahl. Man habe nach den Einwänden von Kaufland noch einmal geschaut, ob andere Standorte in Frage kommen, sagt Stadtsprecher Andreas Pläsken. Doch dem ist nicht so. Es bleibt also bei dem Durchgang zwischen Kaufland und dem ZOB in der Hoffnung, dass die Gruppe sich nicht mehr zentral auf dem Platz sammelt.

In unmittelbarer Nähe zum Platz eigne sich keine Stelle, mach Pläsken noch einmal deutlich. Vielfach würden Flächen, die sich auf den ersten Blick möglicherweise eignen könnten, als Aufstellflächen für die Feuerwehr im Brandfall benötigt. Hinzu komme, dass es ja ab Herbst mit dem Bau am Hansa Center weiter gehen solle. „Auch das müssen wir als Stadt bei der Standortsuche berücksichtigen“, so der Stadtsprecher.

Es ist zunächst ein befristeter Versuch

Im vergangenen Jahr war beschlossen worden, der Trinkerszene einen Aufenthaltsort zur Verfügung zu stellen. Denn bei aller Kritik stellt der Stadtsprecher klar: „Auch solche Gruppen haben ein Recht darauf, sich in der Öffentlichkeit aufzuhalten und am öffentlichen Leben teilzunehmen. Sie lassen sich nicht in den Hinterhof abschieben.“ Darüber seien sich viele Gruppen, Sozialverbände, Kirchen und auch Bürger einig.

Daher der „Versuch“ – und das betont Pläsken ausdrücklich – mit dem Unterstand am Berliner Platz. Bei dem jetzt gewählten Standort sei die Gruppe wenigstens aus dem Hauptlaufweg raus, erklärt Pläsken ein Kriterium für die Standortwahl. Denn der Hauptlaufweg führe nun einmal quer über den Platz.

Aufbau in der 19. Kalenderwoche

Gegenüber dem Streetworker haben die Gruppen ihre Bereitschaft bekundet, den neuen Standort anzunehmen und auch den Unterstand entsprechend zu pflegen. Wie bisher schon kümmert sich ein Streetworker weiterhin um die Menschen, außerdem kontrollieren nach wie vor Polizei und Ordnungsdienst. „Außerdem gibt es Bestrebungen, einen Quartiershausmeister für den Bereich einzustellen“, so Pläsken. Nach einem halben Jahr werde dann Bilanz gezogen und überlegt, wie es weiter geht.

Doch wann wird der Unterstand jetzt aufgebaut? Eigentlich sollte er längst da sein. Doch die Firma habe nun Lieferschwierigkeiten eingeräumt, sagt Pläsken. Angekündigt ist die Lieferung für die 19. Kalenderwoche, also ab dem 6. Mai. „Dann wird auch sofort aufgebaut.“