bottrop. . Kritik an Ehrung für umstrittenen Freikorpsführer Wilfried von Loewenfeld schwappt von Kiel nach Bottrop über. Linke wollen Straßennamen ändern.
Wilfried von Loewenfeld war „ein Gewaltunternehmer, ein Marineliebling und einer der Wegbereiter des Nationalsozialismus“. Das machte der Historiker Thomas Hermann in seinem Vortrag zum Freikorpsführer und Militärmann, der einer der wichtigen Akteure im Kapp-Putsch war, in der Rathausschänke deutlich.
Die Linke und die DKP hatten gemeinsam zu dem Informationsabend eingeladen. Rund 20 Gäste kamen und hörten dem Fachmann gespannt zu, während er über Loewenfelds Leben und seine Rolle in den Kriegszeiten referierte.
Gewalt gegen Zivilbevölkerung gerichtet
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Thomas Hermann ging auf Lebensdaten und die wichtigsten Lebensstationen des Brigadeführers ein, der 1879 geboren wurde. Er sprach Themen wie die heutige Gedenkkultur und die Folgen seines Wirkens an. Der Experte schmückte seine Ausführungen mit Hintergrundinformationen aus. Er bot eine historische Einordnung, belegte seine persönliche Position mit Zitaten aus Dokumenten und Fachliteratur.
In rund einer Stunde veranschaulichte Hermann, wie die Loewenfeld-Brigade gewaltsam bei der Bekämpfung des kommunistischen Aufstandes 1920 im Ruhrgebiet mitwirkte. Er machte deutlich, dass viele Zivilisten bei einzelnen Einsätzen in der Region starben.
Historiker: Loewenfeld-Brigade brachte Nazis hervor
„Er führte Krieg gegen die Zivilbevölkerung. Anders kann man das nicht nennen. Aus seiner Brigade gingen zudem später unglaublich viele Nazis hervor, die eine bedeutende Position erlangten.“ Loewenfeld selbst habe versucht, Hitler an die Macht zu bringen. „Warum richtet die Stadt Kiel 1968 also ein Ehrengrab für Loewenfeld auf dem Marinefriedhof ein?“, fragte Hermann in die Runde, um dann selbst die Antwort zu geben. „Er war für die Reichsmarine extrem wichtig. Das ist auf jeden Fall einer der entscheidendsten Gründe.“
Der Informationsabend mit dem Untertitel „Reise durch die Gespenstergeschichte der Gegenrevolution“ war einerseits dazu gedacht, um über die Person Loewenfelds und seine Taten aufzuklären, zum anderen wollten die Linke und die DKP zur erneuten Diskussion über die Umbenennung der Loewenfeld-Straße in Kirchhellen anregen. „Wir möchten eine gute Lösung für alle Beteiligten finden. Jedoch muss etwas geschehen“, so Ratsherr Nils-Holger Schmidt von den Linken. Obwohl der Antrag zur Umbenennung bereits mehrfach abgeschmettert worden sei, wäre nun die Zeit, um wieder auf das Thema aufmerksam zu machen und etwas zu bewegen.