Bottrop. Äußerer Verzicht kann für Pfarrerin Kerstin Rödel auch ein Impulsgeber für eine innere Erfüllung sein. Eine persönliche Sicht auf die Fastenzeit.

Das Fasten ist so alt, wie die Menschheit. Auch der nicht religiös oder kulturell motivierte Verzicht, also das, was man heute unter dem Sammelbegriff Heilfasten versteht, kennt man seit Hippokrates, also seit dem Altertum.

Im Christentum hat das strenge Fasten früherer Zeiten an Bedeutung verloren. Ältere Katholiken mögen sich noch an die 40-tägige Fastenzeit von Aschermittwoch bis Ostern, den Verzicht in der Adventszeit, das Quatemberfasten oder die fleischlosen Freitage erinnern. Davon sind heute nur noch zwei verpflichtende Fastentage, nämlich der Aschermittwoch und der Karfreitag, geblieben.

Persönlicher Ansatz zum Fasten

Das einst so penibel beobachtete Freitagsopfer hat sich vom Fleischverzicht (Sex inbegriffen) längst auf viele Aspekte des täglichen Lebens ausgeweitet. Handy-Verzicht, kein unnötiges Autofahren, eingeschränkter Medienkonsum. Mit dem so genannten „stillen Karfreitag“ ohne buntes Theater-, Kino- oder Partytreiben hadern manche Zeitgenossen, fühlen sich von Staat oder Religion gegängelt, in der persönlichen Freiheit eingeschränkt. An einem einzigen Tag im Jahr, der dadurch wohltuend aus der Remmidemmi-Routine herausfällt? Das verstehe, wer will.

Pfarrerin Kerstin Rödel von der evangelischen Pauluskirche in Kirchhellen hat sich ihre Gedanken über das Fasten und dessen Möglichkeiten gemacht. Für die Theologin ist es wichtig, dass es beim Fasten nicht um körperliche Kasteiung oder quantitativen „Erfolg“ mit Blick auf purzelnde Pfunde geht. „Für mich ist die Zeit ab Aschermittwoch wirklich die Vorbereitungszeit auf Ostern, es ist nicht nur Verzicht, sondern die Suche nach dem, was mein Leben erfüllt, nicht den Körper füllt.“ Für die Kirchhellenerin kann das äußere Fasten, zum Beispiel der konsequente Verzicht auf die abendliche Tüte Chips, aber durchaus der erste Impuls sein, wirklich aufmerksam für das Wesentliche im Leben zu werden. Zurzeit überlegt sie, wie sie ihre persönliche Aktion „Sieben Wochen ohne“ konkret gestaltet.