Bottrop. Auch Karneval will gelernt sein: Das Ex-Stadtprinzenpaar Anneliese I. und Klaus II. bringt Calvin I. und Charlotte I. die närrischen Künste bei.
Auch Karneval will gelernt sein - sogar wenn Prinz und Prinzessin aus zwei schrecklich jecken Familien stammen. „Mein Opa war auch einmal Karnevalsprinz“, sagt Charlotte I. und blickt ihrem Kinderprinzen Calvin I. fest in die Augen. Vielleicht liegt darin schon eine Andeutung, später einmal nach Höherem zu streben. Beide haben dafür die besten Voraussetzungen, denn sie haben von klein auf die Karnevalsschule durchlaufen - dabei sind sie erst acht und elf Jahre jung: Sie als Gardetänzerin bei der KG Boy, er als Tänzer in der Garde der KKG.
Dass Charlottes Großvater Klaus Buhla selbst schon einmal Stadtprinz war, zahlt sich nun aus. Denn mit seiner damaligen Prinzessin Anneliese Schürmann - sie regierten als Anneliese I. und Klaus II. in der Session 2003/04 Bottrops närrisches Volk - arbeitet er jetzt als Coach des Kinderprinzenpaares.
50 Termine für die Nachwuchsjecken
Zehn Auftritte in dieser Session liegen schon hinter den beiden. Anstrengend? „Bis jetzt keine Spur“, sagt Charlotte. „Nö“, sagt auch Calvin ganz entspannt. Noch hat der Karneval seinen Höhepunkt nicht erreicht. Immerhin: „Die Schule haben wir bis jetzt noch nicht ausfallen lassen“. Aber die meisten von über 50 Terminen stehen dem närrischen Nachwuchsadel noch bevor.
Dafür hat Anneliese Schürmann erst einmal Nervennahrung besorgt. „Über 3000 (!) Schaumküsse, denn bei den Auftritten in Schulen, Kindergärten oder auch in der Rheinbabenwerkstatt soll es richtig süß zugehen“, so die Ex-Prinzessin. „Die Rheinbabener lieben uns ganz besonders, da gehen alle Karnevalisten gerne hin, Bützchen ohne Ende, Fotos, Autogramme: die Bewohner dort sind jedes Mal total begeistert.“
Wochenlang vorher wurde geübt
Tanzen können heißt ja nicht automatisch, auch als Prinzenpaar auftreten zu können. „Wir haben einige Wochen vorher geübt, zwei Mal pro Woche“, sagt Calvin. Vor allem für die Reden habe Klaus ihm Tipps gegeben: „Nie in die Menge gucken, immer einen festen Punkt oder ein Gesicht aussuchen, das man bei der Rede im Auge hat.“
„Anneliese hat mir viel von ihren Auftritten erzählt, vom Gehen und Bewegen im prächtigen aber sperrigen Kleid, aber auch davon, wie man sich auf die Menschen bei den Sitzungen vorbereitet, wer einen Orden bekommt, wer was macht im Faschingsverein, das ist wichtig“.
Charlotte nickt und lächelt dabei wie ein Profi. „Das Meiste lerne ich vorher auswendig, da gehe ich auf Nummer sicher.“ Und wenn Prinz und Prinzessin wirklich einmal in Stocken geraten sollten? Dann springen ihnen ihre Adjutantinnen Vivien und Annabelle bei. Annabelle, die ältere Schwester von Charlotte und war selbst 2015/16 Kinderprinzessin. Wie gesagt: eine schrecklich jecke Familie.