Bottrop. . An 100 Jahre Wahlrecht für Frauen erinnert am Freitag Abend eine Festveranstaltung der Gleichstellungsstelle Bottrop im Kammerkonzert.

Der 19. Januar 1919 war ein Freudentag für Frauen in Deutschland: An dem Tag durften sie das erste Mal wählen. Seitdem haben Frauen in Sachen Gleichberechtigung viel geschafft. Mit zwei Ausstellungen dokumentiert die Gleichstellungsstelle die Geschichte zum Jubiläum.

Frauen sind heute nicht mehr beschränkt auf eine Rolle, die ganze Welt steht ihnen offen. Aber immer noch kämpfen sie mit den gleichen Problemen: Vereinbarkeit von Familie und Beruf, gleicher Lohn für gleiche Arbeit, mehr Frauen in Spitzenpositionen. „Man hat sehr viel erreicht in Deutschland, aber es gibt immer noch Defizite, an denen man arbeiten muss. Manches schreitet eben nur im Schneckentempo voran“, stellt Heidi Noetzel fest.

Bottroper Frauen werden sichtbar

Christel Hülsmann
Christel Hülsmann © Winfried Labus

Seit 2011 ist sie Gleichstellungsbeauftragte in Bottrop. Gemeinsam mit Susanne Lehmann, ihrer Kollegin in der Gleichstellungsstelle und viel Hilfe aus dem Stadtarchiv hat sie die Ausstellung „Sichtbar – Bottroper Frauen“ zusammengestellt über die ersten Ratsfrauen, die in Bottrop politisch aktiv waren, mit historischen Dokumenten und Fotos, vielen Daten und Fakten.

Schon 1919 wurden in Bottrop die ersten Frauen in den Stadtrat gewählt. Kaum mehr als ihre Namen und die Parteizugehörigkeit ist noch bekannt: Elisabeth Giese (Zentrum), Antonie Daniel (Zentrum), Anna Swienty (Polenpartei) und Anna Werner (Mehrheits-SPD); vier Frauen unter 54 Ratsmitgliedern. Zwischen 1919 und 1933 zogen insgesamt elf Frauen in den Stadtrat ein, manche blieben nur wenige Monate. In Zusammenarbeit mit der Landesarbeitsgemeinschaft kommunaler Frauenbüros/Gleichstellungsstellen (LAG) NRW wurden die ersten Politikerinnen in NRW auf einer Aktionslandkarte zusammengestellt. Dem ersten Rat nach dem Krieg gehörten sechs Frauen und 30 Männer an. Derzeit sitzen 19 Frauen und 35 Männer im Rat.

Erste Bürgermeisterin 1984 gewählt

Die Gleichstellungsbeauftragte Rosemarie Werther und Oberstadtdirektor Löchelt (r.) eröffneten 1992 die Kommunalstelle „Frau und Beruf“.
Die Gleichstellungsbeauftragte Rosemarie Werther und Oberstadtdirektor Löchelt (r.) eröffneten 1992 die Kommunalstelle „Frau und Beruf“. © Birgit Schweizer

Viele werden sich noch an die erste Bottroper Bezirks-bürgermeisterin Christel Wohlgemuth (SPD) erinnern, sie wurde nämlich erst 1984 gewählt und blieb bis 1999 Bezirksvorsteherin in Bottrop-Mitte. Ihr folgten drei Frauen nach: Cornelia Ruhkemper (SPD, 1999-2004), Margot Hülskemper (CDU), die von 2007 bis 2014 Bezirksbürgermeisterin in Kirchhellen warn und seit 2008 Monika Budke (CDU). Themen auch früher schon: Die Stellung der Frauen in der Gesellschaft, zu wenig Kindergärten, zu wenig Ganztagsangebote für Kinder, zu wenig preiswerter Wohnraum für Alleinerziehende.

Ein Erfolg der Kämpfe von Frauen um Gleichberechtigung war die Änderung der Gemeindeordnung und die Einführung von Frauenbüros in den Rathäusern in NRW. Erste Gleichstellungsbeauftragte in Bottrop war von 1986 bis 1989 Christel Hülsmann. Heidi Noetzel, die ihre alle Vorgängerinnen kannte, ist die fünfte auf diesem Posten.

17.710.872 Frauen gaben 1919 ihre Stimme ab

Bürgerinnen der Weimarer Republik durften am 19. Januar 1919 erstmals wählen gehen und sich selbst zur Wahl stellen.

17.710.872 Frauen und 15.061.114 Männer wählten an dem Tag die Deutsche Nationalversammlung mit. Erste Politikerinnen auf Bundesebene waren etwa Gertrud Bäumer, Marie Juchacz und Helene Weber, eine der Mütter des Grundgesetzes.

Für den Festvortrag bei der Jubiläumsveranstaltung mit geladenen Gästen im Kammerkonzertsaal am Freitag konnte sie Diane Jägers vom Heimatministerium NRW gewinnen. Es gibt Musik mit dem Bottroper Frauenduo „Souls in Harmony“ und ein Büfett. Zuvor wird auch die Ausstellung „Mütter des Grundgesetzes“ des Bundesfamilienministerium eröffnet. Sie erinnert an die Frauen, die 1949 zur Verankerung der Gleichberechtigung im Grundgesetz beigetragen haben.