Bottrop. Kunsthistoriker Charles Darwent legt einen 350 Seiten umfassenden Band über Josef Albers vor. Recherchen führten ihn immer wieder nach Bottrop.

In diesem nun zu Ende gehende Jahr feierte nicht nur die Kunstwelt, sonder vor allem auch Bottrop, den 130. Geburtstag von Josef Albers. Der auch international wohl bekanntesten Künstlerpersönlichkeit der Stadt widmete der englische Kunsthistoriker Charles Darwent nun eine umfassende Biografie, die kürzlich im renommierten Londoner Verlag Thames & Hudson erschienen ist.

Dass der über 300 Seiten starke mit zahlreiche Bildern und umfangreichen Apparat ausgestattete Band bislang nur auf Englisch erschienen ist, dürfte in einer auch sprachlich immer enger zusammenrückenden Welt keine unüberwindliche Barriere mehr sein.

Für seine Recherchen war Charles Darwent spätestens seit 2015 regelmäßig zu Gast in Bottrop. Dabei führten seine Besuche nicht nur ins Josef-Albers-Museum. Auch die St.-Michael-Kirche mit dem Albers-Fenster „Rosa mystica“ und vor allem das Stadtarchiv gehörte über die Jahre zu den regelmäßigen Anlaufstellen.

Westfälische Wurzeln

Überhaupt legt die Biografie mit dem ebenso schlichten wie prägnanten Titel „Life and Work“ - ebenso wie die umfassende Albers-Ausstellung, die im Sommer in der Essener Villa Hügel über 60.000 Besucher anzog - einen Schwerpunkt auf die Bottroper und westfälischen Wurzeln des Künstlers und seiner Familie. Das Bodenständige der Provinz, der Katholizismus, der Albers bis zu seinem Tod prägte, oder die Spannung zwischen noch ländlich-handwerklich geprägter Umgebung und dem unaufhaltsamen Vordringen der Schwerindustrie prägen den jungen Josef Albers für die kommenden Jahrzehnte, davon zeigt sich auch Darwent in seiner Arbeit überzeugt.

Anschaulich schildert Darwent die ersten Kontakte zur damals modernen Kunst, die ersten eigenen Versuche des Lehrers, der an einer Volksschule begann und sich später am Bauhaus oder in Yale, seiner amerikanischen Wahlheimat nach der Emigration 1933 mit seiner Frau Annie, immer noch als Lehrer sah. Vermitteln, eine Kunst des Sehens zu erreichen, die auch bei seiner eigenen Kunst immer wesensimmanent scheint: Dies sind Aspekte, die auch in Charles Darwents Arbeit immer wieder aufscheinen.

Auch der Bildteil des Buches stellt die Stationen von Albers’ Leben und Werk umfangreich vor. Familienfotos, das Elternhaus an der Horster Straße, das Bauhaus in Weimar und Dessau, die Kollegen und immer wieder die Werke des Josef Albers. Von den frühen Zeichnungen und Glasarbeiten, Studien und immer wieder die Hommages to the Square, die berühmten Quadrate.

Aber Darwent lässt den Leser auch in das künstlerische Umfeld blicken, das Josef Albers in seiner Zeit erlebte. Wegweisende Sammler und Sammlungen, epochemachende Ausstellungen, die Albers besuchte aber auch Zitate oder überlieferte Wortwechsel machen die Biografie zu einem lesenswerten Panorama von Künstler und Kunst.

Details zu Buch und Autor

Das Buch „Josef Albers: Life and Work“, 352 Seiten mit etwa 180 Abbildungen, ist erschienen im Verlag Thames & Hudson, Londen und kostet ca. 27 Euro. ISBN: 978 0 500 519103. Mehr infos auf: www.thamesandhudson.com . Der englische Autor Charles Darwent ist Kunsthistoriker- und kritiker und schreibt regelmäßig für den britischen „Guardian“, die „Art Review“ und „Art Newspaper und war von 1997 bis 2013 des „Independant on Sundays“ und veröffentlichte zahlreiche Bücher.