Bottrop. . 2012 schloss im Saarland die letzte Zeche. Beim Barbaramahl in Heilig Kreuz berichtet Ministerpräsident Tobias Hans von den Erfahrungen dort.

Gutes Essen und ein interessanter Redebeitrag – so lässt sich das Barbaramahl Ruhr ganz kurz und knapp zusammenfassen. Freitagabend war es der saarländische Ministerpräsident der zwischen Vorspeise und Hauptgang die Festrede hielt. Die etwa 170 Gäste in der Kulturkirche Heilig Kreuz, darunter auch Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck, erfuhren so unter anderem, wie das Saarland mit dem Kohleausstieg umgegangen ist und wie das kleine Bundesland, in dem die letzte Zeche 2012 geschlossen wurde, dieses Erbe bis heute bewahrt.

Gut 170 Gäste hatten sich an den Tischen in der Kulturkirche Heilig Kreuz versammelt.
Gut 170 Gäste hatten sich an den Tischen in der Kulturkirche Heilig Kreuz versammelt. © Joachim Kleine-Büning

Mehrfach betonte der Ministerpräsident die besondere Beziehung zwischen dem Saarland und dem Ruhrgebiet, nicht zuletzt eben 2012, als viele saarländische Bergleute auf den Zechen im Ruhrgebiet, darunter auch Prosper-Haniel, eine neue berufliche Heimat fanden. „Diese Solidarität werden wir im Saarland nicht vergessen“, versprach er. Zumal genau diese Solidarität ja auch zum Erbe des Bergbaus gehöre, das es zu erhalten gilt.

Initiative um Bergbauerbe zu bewahren

Hans berichtete von einer Initiative „Das Erbe“. Unter diesem Namen soll im Saarland nun die Hinterlassenschaften des Bergbaus gesammelt werden. Darunter selbstverständlich die vielfach betonten Werte Zusammenhalt, Zuverlässigkeit, Hilfsbereitschaft aber auch die erkämpfte Werte von Schutz und Mitbestimmung. „All das gehört zum Bergbau-Erbe.“ Hinzu komme aber auch die Toleranz und bei dem Punkt ging Hans auch auf aktuelle politische Entwicklungen ein: „Das sage ich auch all denjenigen, die nun gerade in den ehemaligen Bergbauregionen sagen, das hier kein Platz für Ausländer sei.“ Dafür gab es Szenenapplaus.

Hans nahm auch Bezug auf die Schutzpatronin der Bergleute und die Namensgeberin des Mahls, die Heilige Barbara. Auf der Einladung und im Programmheft hatte die Verantwortlichen des Stadtkatholikenrates ein Bild der Barbara-Statue abgedruckt, die sonst im Foyer des Rathauses steht. Es zeigt die Heilige und einen kleinen Turm mit drei Fenstern – eine häufig gewählte Darstellung. Hans interpretierte nun die drei Fenster ein wenig neu. In seiner Sichtweise stehen sie für Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Denn nur wer wisse, wo er herkommt, die Probleme der Gegenwart sieht, könne in die Zukunft blicken und sie in Angriff nehmen.

Zukunft von Saarland und Ruhrgebiet ist Strukturwandel

Und die Zukunft von Saarland und Ruhrgebiet unterscheidet sich nicht sehr stark, sie heißt Strukturwandel. Den gelte es anzupacken und dabei setzt Hans vor allem auf den Mittelstand. Den will er stärken und fit machen für die Digitalisierung. Er erinnerte daran, dass 2012 auch im Saarland Wehmut gab, „doch das war nicht das beherrschende Gefühl“. Beherrschendes Gefühl sei der Mut zum Wandel gewesen, so der Ministerpräsident. „Denn der Kern eines Landes ist nicht die Kohle im Berg. Es sind die Menschen und das, was sie in den Köpfen und im Herzen tragen.“

Ausrichter des Barbaramahls ist ja der Stadtkatholikenrat und so spielte auch der Glaube am Freitagabend eine Rolle. Auch der gehöre laut Hans fest zum Bergbau. Seine These: Dort, wo die letzte Gewissheit fehlt, wo immer auch eine Gefahr droht, brauchen die Menschen etwas, was ihnen Hoffnung und Halt gibt. „Das haben die Bergleute im Glauben gefunden.

Heilige Barbara auch als Zeichen des Muts

In seinem Grußwort warb auch Oberbürgermeister Bernd Tischler dafür, dass Ende der Stenkohleära in Bottrop und ganz Deutschland auch als Chance zu sehen. Bottrop habe den „Prozess der Erneuerung“ erfolgreich begonnen, sei jedoch noch lange nicht am Ende der Reise. Auch er beschwor die Werte und Traditionen des Bergbaus, die der Region eine Identität gegeben habe. Für all das stehe auch die Heilige Barbara. Tischlers Apell: „Sehen wir sie nicht mehr nur als Schutzpatronin der Bergleute, sondern als Zeichen der Hoffnung und des Muts.“

Seit 2010 gibt es das Barbaramahl Ruhr nun bereits. Die Idee entstand im Kulturhauptstadtjahr in Bochum, seitdem wandert das Mahl durch die Städte des Bistums. Eingeladen sind langjährige Gäste, die schon häufig am Barbaramahl teilnehmen, dazu Honoratioren und Würdenträger aus Kirche und Gesellschaft aber auch Menschen, die sich in der Kirche und der Stadt ehrenamtlich engagieren.

Vorbereitungen dauerten über ein Jahr

Über ein Jahr dauerten die Vorbereitungen für diesen Abend, berichtet Eberhard Lang, der Vorsitzende des Katholikenrats in Bottrop. Er ist dankbar, dass es gelang, einen so hochkarätigen Redner für den Abend zu gewinnen. Das verdanke man auch Annegret Kramp-Karrenbauer. Ursprünglich war die CDU-Politikerin als Rednerin vorgesehen – damals war sie noch Ministerpräsidentin im Saarland. Mit ihrem Wechsel nach Berlin habe sie aber gleichzeitig auch dafür gesorgt, dass ihr Nachfolger ihre Verpflichtung in Bonn übernahm, freute sich Lang.

In der Regel spenden sie für die Teilnahme an dem Abend. Der Erlös des Barbaramahls fließt traditionell in die Hospizarbeit, denn die Heilige Barbara ist auch Helferin der Sterbenden. 2011 etwa kamen in Bottrop so 13.000 Euro für das Hospiz zusammen. Bei insgesamt neuen Barbaramahlen kamen so in den Jahren rund 90.000 Euro zusammen. In diesem Jahr profitiert die ambulante Hospizgruppe von dem Erlös.

Nächstes Barbaramahl in Bochum

Zum zehnten Geburtstag kehrt das Barbaramahl nächstes Jahr wieder nach Bochum zurück. Es findet dann im gerade wieder neu eröffneten Bergbaumuseum statt.