Bottrop. . Die GBB will sich von einer alten Immobilie am Kulturhof trennen. Wer sie kauft, muss auf dort ein „innovatives Wohnprojekt“ für Ältere errichten.

In der Innenstadt soll ein neues, für Bottrop innovatives Wohnprojekt für ältere Menschen entstehen. An der Böckenhoffstraße will die Stadt ein Grundstück verkaufen, auf dem ein Investor dann Raum für eine Senioren-WG schaffen soll. Das ist zumindest die Bedingung, um das Grundstück mit dem alten Haus überhaupt kaufen zu können, das der städtischen Wohnungsgesellschaft GBB gehört.

Im Internet werden Haus und Grundstück bereits angeboten, ein potenzieller Käufer muss mindestens 390.000 Euro auf den Tisch legen und eine Vielzahl von vertraglichen Bedingungen erfüllen. So muss das alte Haus spätestens nach drei Jahren abgerissen werden. „Anschließend soll an dieser Stelle ein Neubau errichtet werden, der für ein innovatives Wohnprojekt in einem urbanen Umfeld ausgelegt ist“, heißt es in der Anzeige. Dabei solle eine Gemeinschaft von Menschen der Generation 50plus gemeinsamen wohnen und leben.

Der Bedarf für diese Wohnform ist da

Car-Sharing statt Tiefgarage

Das Grundstück an der Böckenhoffstraße ist vergleichsweise klein. Um die nötigen Stellplätze für Autos vorzuhalten, müsste eine Tiefgarage gebaut werden.

Auf diese Vorgabe kann die Stadt verzichten, wenn die Bewohner ihre Mobilität gemeinschaftlich sicher stellen – etwa durch Car-Sharing – und auf eigene Pkw verzichten.

Ein Investor, der dieses Projekt angeht, muss unter anderem altergerechte Wohnungen und Gemeinschaftsflächen schaffen sowie auch die gegenseitige Hilfe und Unterstützung der Bewohner untereinander fördern. Der Bedarf für solche Wohnformen sei da, sagt Baudezernent Klaus Müller. Das habe sich auch immer wieder in Gesprächen zum Zukunftsstadtprojekt gezeigt. Ein Projekt, wie es der Stadt hier vorschwebt, könnte gefördert werden, böte dann auch bezahlbaren Wohnraum.

Doch warum wird die städtische Tochter GBB nicht selbst aktiv? Schließlich hat sie doch schon innovative Projekte in Bottrop verwirklicht – Stichwort Plus-Energie-Haus am Südring. Geschäftsführer Stephan Patz ist sich sicher, dass seine Gesellschaft auch ein solches Wohnprojekt stemmen könnte. Aktuell würde das aber für die verhältnismäßig kleine städtische Gesellschaft zu viel. Mit dem Bau von 52 Wohneinheiten in der Boy, einer neuen Kita in Kirchhellen und der Sanierung anderer Objekte sei die GBB auf Sicht ausgelastet.

Heutige Mieter erhalten Alternativen

© Helge Hoffmann

Daher der Verkauf des Hauses von 1921, in dem aktuell zwei Wohnungen „zustandsbedingt seit Jahren leerstehen“, heißt es in der Anzeige. Die sechs vermieteten Wohnungen sind teils mit Kohleöfen, Gasthermen und Elektro-Nachtspeicherheizungen ausgestattet.

Allen Mietern versuche man Alternativen anzubieten, auch aus dem Portfolio der GBB, sagt Müller und fügt an, dass es bis zur Realisierung ja noch dauert. Bis zum 10. Dezember können Investoren ihr Gebot bei der GBB abgeben.

Wohnform offen für alle

Selbstverständlich habe man im Vorfeld mit Investoren gesprochen. „Aber es gibt keine Präferenzen, jeder kann ein Angebot und ein Konzept vorlegen“, betont Müller. Gleichzeitig müsse aber die Wohnform auch offen für alle sein, nicht festgelegt beispielsweise auf Mitglieder eines Vereins.

Die GBB erhält zudem ein Vorkaufsrecht, wenn das Objekt irgendwann einmal weiter veräußert werden sollte und dem möglichen Käufer eine andere Nutzung vorschwebt. Ob sich ein Investor auf ein solches Modell einlässt, vermag Patz nicht abzuschätzen. Auch Müller wagt keine Prognose. Sollte es nicht funktionieren, gebe es ja immer noch die Möglichkeit, dass die GBB es zu einem späteren Zeitpunkt dort realisiert, sagt der Baudezernent, der qua Amt auch in der Geschäftsführung der GBB sitzt.