Bottrop. . In diesem Jahr gab es in Bottrop weniger Bewerber und mehr Ausbildungsplätze. Viele Stellen blieben unbesetzt. Experten werben für Ausbildung.
Die Zahl der Jugendlichen, die nach dem Schulabschluss gerne eine Berufsausbildung absolvieren möchten, ist gesunken. Die Zahl der Ausbildungsplätze gestiegen. Doch das Verhältnis von Bewerbern und Stellen ist noch immer unausgewogen: In diesem Jahr gab es in Bottrop 618 Ausbildungsstellen zu besetzen und 909 Interessenten buhlten um die besten Plätze. Trotzdem blieb fast jeder zehnte unbesetzt.
Angesichts des zunehmenden Mangels an qualifiziertem Fachpersonal raten Arbeitsagentur, Handwerkskammer (HWK) und Industrie- und Handelskammer (IHK) Firmen schon lange, in Ausbildung zu investieren. Denn bis 2024 werden allein in Bottrop 5000 Arbeitnehmer in Rente gehen.Die Quote der Azubis an der Gesamtzahl der Beschäftigten sinkt jedoch kontinuierlich, lag zuletzt bei 5,5 Prozent.
Handwerk mit Besetzungsproblemen
Dennoch waren in diesem Jahr 54 Stellen mehr ausgeschrieben als im Vorjahr. „Die Tendenz ist positiv“, sagt Marcus Kowalczyk von der Agentur für Arbeit. Weniger positiv ist hingegen die Zahl der nicht besetzten Ausbildungsplätze: 58 wurden der Arbeitsagentur gemeldet, 16 mehr als 2017. „Besetzungsprobleme gibt es vor allem bei weniger attraktiven Berufen“, sagt Edith Holl von der Arbeitsagentur. Dazu gehörten etwa Handwerksberufe.
Trotz der Probleme der Betriebe, Stellen zu besetzen, fanden in diesem Jahr 46 Schulabgänger keine Anstellung. Das sind 18 weniger als im Vorjahr. Kowalczyk appelliert dennoch an die Arbeitgeber, „mal einen zweiten Blick zu wagen“. Denn: „Wichtig ist, dass Motivation und Talent vorhanden sind.“
Verdienst durchaus attraktiv
Damit sich qualifizierte Bewerber für ausgeschriebene Stellen finden, müsse die Ausbildung attraktiv sein, sagen die Experten. Sonst entschieden sich Schulabgänger für schulische Weiterbildungsmaßnahmen oder ein Studium.
Doch es gibt weitere Gründe, warum Ausbilder und zukünftige Auszubildende nicht zusammenfinden: „Handwerk ist klassisch auf Hauptschüler ausgelegt“, erklärt Knut Heine von der HWK Münster. Viele scheuten sich deshalb, eine Lehre als Tischler oder Bäcker zu beginnen. Dabei seien die Verdienstmöglichkeiten für Handwerksmeister oft mit denen von Studienabsolventen vergleichbar.
Es gibt Stolpersteine
Und auch, wenn Jugendliche sich für eine Ausbildung entscheiden, gibt es Stolpersteine. „Viele der über 300 Ausbildungsberufe sind gar nicht bekannt“, sagt Kowalczyk. Die Konsequenz: Trotz zum Teil großer inhaltlicher Schnittmengen mit geläufigen Berufen gibt es kaum Bewerber auf diese Stellen.