Bottrop. . In den vergangenen Tagen saßen Tankstellen-Pächter und Kunden auf dem Trockenen. Der niedrige Rheinpegel sorgt für Lieferengpässe.
Drei Tage saß Marion Przybilla auf dem Trockenen. Kunden konnten an der Tankstelle im Stadtteil Fuhlenbrock weder Diesel noch Super 95 zapfen. Es ist nicht die einzige Tanke in der Stadt, bei der Autofahrer in den vergangenen Tagen wieder abdrehen mussten. Schuld an den Engpässen ist der niedrige Pegelstand des Rheins.
„Sprit gibt es genug, er muss nur in den Tanklagern ankommen“, weiß Jürgen Ziegner, Geschäftsführer des Zentralverbandes des Tankstellengewerbes (ZTG). In den Lagern machen die Kraftstoffe auf ihrem Weg von den Raffinerien zu den Tankstellen einen Zwischenstopp.
Da die Lager meist an Flüssen liegen, werden Tankschiffe zum Transport von Benzin und Diesel genutzt. „Die Flüsse sind praktisch die Autobahnen der Tankschiffe“, zieht Ziegner einen Vergleich. „Doch momentan gibt es durch die niedrigen Pegel logistische Probleme.“
Schiffe können nicht voll beladen werden
Der Kölner Raffinerie mache der Wasserstand zu schaffen, sagt Alexander von Gersdorff, Pressesprecher des Mineralölwirtschaftsverbandes (MWV). Für Tankschiffe sei ein Anlegen dort nur noch bedingt möglich. Die Schiffe, die die Raffinerie erreichen, können nicht voll beladen werden. „Viele Tankschiffe können nur zu einem Viertel betankt werden. Oder sie fahren erst gar nicht“, sagt Jürgen Ziegner vom ZGT.
„Auch das Ruhrgebiet wird mit Kraftstoffen aus Köln versorgt. Die Raffinerie in Gelsenkirchen reicht allein nicht aus“, erklärt Alexander von Gersdorff vom MWV. Außerdem werde ein Teil der Gelsenkirchener Anlage momentan durch eine turnusmäßige Wartung lahmgelegt.
Tanklaster sind kein Ersatz für die Schiffe
An Rohöl fehlt es in den Raffinerien nicht
An Rohöl fehlt es in den Raffinerien nicht. „Das kommt per Pipeline und ist unabhängig“, sagt Jürgen Ziegner, Geschäftsführer des Zentralverbandes des Tankstellengewerbes.
Von den niedrigen Pegeln seien nicht nur Kraftstoffe betroffen, auch Heizöl und Kerosin werden mit Tankschiffen transportiert, sagt Ziegler.
Ein Ausweichen auf die Schiene oder die Straße ist nur schwer umsetzbar. „Die Ladung eines Tankschiffes entspricht Hunderten von Tankwagen. Die Menge muss man erstmal bekommen. Außerdem besteht ein Sonntagsfahrverbot, und die Fahrer müssen Pausen einlegen. Es ist kein Ersatz“, sagt Jürgen Ziegner vom ZTG. Kurzum: An den Tanklagern kommt nicht so viel Kraftstoff an, wie von den Tankstellen gebraucht wird.
Kunden sind verärgert über die Engpässe
Das bekommen die Bottroper Tankstellen-Pächter und Kunden zu spüren. „Drei Tage ohne Diesel und Super sind schon happig“, findet Marion Przybilla, die in der Notsituation Zettel an die Zapfsäulen geklebt hat, so dass die Kunden gleich informiert wurden.
Wenige Kilometer weiter, auf der Sterkrader Straße, blieben die Zapfsäulen ebenfalls geschlossen. Allerdings mussten die Pächter hier nur einen Tag auf die neue Diesel-Lieferung warten. „Es war das erste Mal, dass wir leergelaufen sind. Das verärgert die Kunden natürlich“, sagt die Frau des Pächters. Allerdings fließen Benzin und Diesel an beiden Tankstellen nun wieder.