Düsseldorf/ Bottrop. Der Job der Grubenwehr ist lebensgefährlich - Nun wurden in Bottrop 24 Grubenwehrmänner vom Bundespräsidenten ausgezeichnet.

An einen besonderen Einsatz unter Tage erinnert sich Grubenwehrmann Frank Fillgert noch genau: «Das war der Einsatz auf Prosper Haniel, wo unter Tage die Grube brannte», erzählt der 55-Jährige. Er habe sich mit einem Oberführer durch eine brennende Strecke kämpfen müssen, um am Ende einen C-Wasserschlauch anzuschließen. «Eine Feuerwalze war gerade durchgewandert. Die Seiten brannten noch, es loderten die Flammen», schildert er. Bei Temperaturen um die 70 Grad sei er zwar nur etwa vier Minuten im Einsatz gewesen. Aber «da habe ich auch die Hitze richtig gespürt».

Das Ende des Bergbaus im RevierAuch der Bergbau kennt eine Werksfeuerwehr: die Grubenwehr. Seit mehr als 100 Jahren helfen die Wehrmänner etwa bei Unglücken oder Grubenbränden. Weil ihr Job unter Tage so gefährlich und besonders ist, hat Bundespräsident Theodor Heuss 1953 ein eigenes Ehrenzeichen eingeführt, das regelmäßig verliehen wird. Am Mittwoch wurden in Bottrop 24 Grubenwehrmänner ausgezeichnet. Geehrt wurden auch acht Angehörige von Gasschutzwehren, die etwa in Kokereien für den Notfall bereit stehen. Sie erhielten Verdienstmedaillen des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland.

Mit dem Ende des Bergbaus ist auch das Ende der Wehren gekommen

Grubenwehrmann Frank Fillgert steht nach seiner Auszeichnung für die 20-jährige Zugehörigkeit in der Grubenwehr mit Urkunde und Ehrennadel am Revers vor dem Lokschuppen. Am 10. Oktober wurden zum letzten Mal Grubenwehrmitglieder im aktiven Steinkohlebergbau geehrt. 24 Grubenwehrmänner wurden ausgezeichnet.
Grubenwehrmann Frank Fillgert steht nach seiner Auszeichnung für die 20-jährige Zugehörigkeit in der Grubenwehr mit Urkunde und Ehrennadel am Revers vor dem Lokschuppen. Am 10. Oktober wurden zum letzten Mal Grubenwehrmitglieder im aktiven Steinkohlebergbau geehrt. 24 Grubenwehrmänner wurden ausgezeichnet.

Fillgert ist einer dieser geehrten Grubenwehrmännern. Zuletzt war der Bergvermessungsingenieur aus Kamp-Lintfort Abteilungsleiter im Bergwerk West. Ende 2012 ging er im Zuge des Personalabbaus in der Steinkohleindustrie in den Vorruhestand. In die Grubenwehr trat er 1996 ein und stand seitdem parallel zu seiner Hauptaufgabe als Wehrmann zur Verfügung. Nach einem Jahr Pause machte er 2014 als Reservist weiter - bis heute.

Insgesamt 31 Tage im Jahr hat er Dienst: Anstrengende Übungen oder Arbeiten unter Tage stehen dann auf dem Programm. Erst Ende 2021 ist Schluss - dann muss niemand mehr in die stillgelegten Bergwerke einfahren. Erst dann ist auch keine Grubenwehr mehr vorgeschrieben.

Die Ausbildung zum Wehrmann ist freiwillig. Warum Fillgert das gemacht hat? «Weil das eine besondere Truppe ist auf dem Bergwerk. Wenn man dazu gehört, hat man auch ein anderes Ansehen im Betrieb. Wir verstehen uns blind, wenn wir im Einsatz sind. Das läuft wie am Schnürchen.» Außerdem sei er ein sportlicher Typ und habe es sich zugetraut.

Die Nadel tragen sie mit Stolz

Fillgert ist seit mehr als 20 Jahren mit dabei. Intern erhielt er schon eine Ehrennadel. «Die Nadel tragen wir mit Stolz an unserem Revers - bei jeder Veranstaltung, die ich mit einem Sakko betrete. Hier weiß ja auch jeder, was das bedeutet, wenn jemand die Grubenwehrnadel trägt.»

Auch das Ehrenzeichen des Bundespräsidenten hat für ihn eine hohe Bedeutung. «Ich kann auf ein erfülltes Grubenwehr-Leben zurückblicken; auf eine schöne Zeit, die ich dort mit den Kameraden hatte. Ich bin zum Glück unfallfrei geblieben.»

Das bevorstehende Ende des Steinkohlenbergbaus in Deutschland erfüllt ihn auch ein bisschen mit Wehmut. «Das ist ja ganz was Tolles, unter Tage zu arbeiten. Alle sind hilfsbereit, die unterschiedlichsten Mentalitäten. Wir haben keine Berührungsängste, jeder hilft jedem. In anderen Berufszweigen ist das nicht immer der Fall.» (dpa)