Bottrop. . Juso-Chef Nils Beyer kandidiert nicht mehr für den Vorsitz der Jungsozialisten. Ein Gespräch über junge Leute in der Politik und Bottrops Süden.
Selbstverständlich kennt Nils Beyer den Berne-Park in Ebel gut - als Bottroper ja sowieso, außerdem hat der Vorsitzende der Bottroper Jusos gerade ein Praktikum im Vorstandsbüro der Emschergenossen-schaft absolviert. Der Berne-Park gehört zu deren Vorzeigeprojekten. Ende Oktober wird der 23-Jährige sein Amt als Juso-Vorsitzender abgeben. Die WAZ traf ihn im Berne-Park auf der Terrasse des Maschinenhauses.
Was ist los? Schon keine Lust mehr auf praktische Politik?
Beyer: Ganz im Gegenteil. Ich habe mich nur entschlossen, mich auf die Arbeit im SPD-Ortsverein Süd zu konzentrieren. Dort bin ich ja jetzt stellvertretender Vorsitzender, und im Bottroper Süden ist ziemlich viel zu tun . . .
. . . und Du wechselst als Student an die NRW-School of Governance.
Ja, ich studiere dort jetzt politische Kommunikation. Da ist es sicherlich förderlich, dass man auch selbst politisch tätig ist. Mein Studium und mein politisches Engagement ergänzen sich gut. Politische Forschung und praktische politische Arbeit finde ich hochspannend.
Auch politische Arbeit teilt man am besten auf. Aber was ist mit den Jusos?
Wir sind eine gute Truppe. Ich fände es ganz gut, wenn jetzt welche von uns den Vorsitz übernehmen, die etwas jünger sind - vielleicht ja auch als Doppelspitze aus Mann und Frau.
SPD will im Süden gute und ehrliche Arbeit leisten
Im Streit um die GroKo wie die Gallier bei Asterix
Die Jusos laden ihre Mitglieder am Montag, 29. Oktober, zu einer Wahlversammlung ein. Sie müssen Teile ihres Vorstandes neu wählen. Juso-Vorsitzender Nils Beyer kündigte an, nicht mehr für den Vorsitz zu kandidieren.
Die Bottroper Jungsozialisten machten von sich reden, weil sie im SPD-Streit um die Bildung der Großen Koalition mit CDU und CSU aus der Linie der Jusos ausscherten. Als die Jusos um Kevin Kühnert im Bund massiv Front gegen die GroKo machten, protestierten die Bottroper Jusos gegen diesen Kurs. Der Bottroper Juso-Vorstand sprach sich für eine Regierungsbeteiligung der SPD aus.
In der Welheimer Mark hat der SPD-Ortsverein Süd neulich bei einem Bürgertreffen mit OB Tischler erreicht, dass die Belastungen durch die Straßenbauarbeiten nicht mehr ganz so groß sind.
Leider ist die AfD im Bottroper Süden stark geworden, weil viele Wähler mit ihrem Lebensumfeld nicht mehr zufrieden sind und Abstiegsängste haben. Wenn wir als SPD gute und ehrliche Arbeit machen, wird die AfD überflüssig. Die Menschen müssen spüren, dass sich die SPD darum kümmert, was ihnen wichtig ist. Sie müssen wissen, dass wir ihnen auch einfach mal zuhören. Wenn wir dann gemeinsam etwas erreichen können, macht Politik Spaß. Als Jusos haben wir uns gesagt: Raus gehen und hin zu den Leuten. Das haben wir ganz gut hinbekommen.
Was ist besonders wichtig für den Bottroper Süden?
Wir brauchen hier eine Schule für alle, möglicherweise eine Sekundarschule. Das Projektgebiet „Freiheit Emscher“ soll viele Arbeitsplätze bringen. Es hat große Auswirkungen auf die Ortsteile hier. Da wollen wir uns mit unseren Vorstellungen und den Wünschen der Bürger natürlich stark einbringen. Auch das Gaskraftwerk, das an der Kokerei Prosper gebaut werden soll, braucht unser Augenmerk.
Kokerei Prosper muss mehr investieren
Die Kokerei Prosper sorgt zurzeit wegen der Verschmutzungen eher für großen Ärger bei vielen Anwohnern.
Ich kann die Anwohner gut verstehen. Die Kokerei muss die Ursachen schnell analysieren und mehr investieren. Niemand aber stellt die Kokerei generell in Frage, weil wir die Arbeitsplätze in Bottrop brauchen. Das geplante Gaskraftwerk sorgt für mehr Energie-Effizienz und für Standortsicherheit. Diese Pläne sollten wir unterstützen.
Apropos Pläne, was wird eigentlich aus dem Jugendparlament, das die Jusos fordern?
Wir waren ja nicht untätig. Wir hatten den Jugendrat im SPD-Wahlprogramm stehen. Da haben wir selbstverständlich den Anspruch, dass diese Forderung auch umgesetzt wird. Für den Jugendrat stehen mittlerweile ja auch Gelder im Haushalt der Stadt bereit. Wir wollten aber alle gemeinsam dem Stadtjugendring die Möglichkeit geben, ein Konzept zu entwickeln. Noch ist das nicht da. Es wäre schon gut, wenn nun auch mal Ergebnisse ans Tageslicht kämen.
Junge Leute sind überhaupt nicht unpolitisch
Skeptiker sagen, dass Jugendliche sich eher spontan in Initiativen und Bewegungen engagieren als kontinuierlich in einer Institution wie dem Jugendrat.
Wir gehen nicht davon aus, dass junge Leute unpolitisch sind. Die Jugendparlamente in Düsseldorf oder Gladbeck zum Beispiel zeigen ja auch, dass sie sich für ihre Interessen einsetzen. Junge Leute möchten nur, dass etwas auch schnell verwirklicht wird.
Dafür ist ausgerechnet der Jugendrat aber nun wirklich kein gutes Beispiel.
Da hast Du recht. Über ein Jugendparlament wird seit 2009 diskutiert. Es wird Zeit, dass sich da jetzt etwas tut. Das Bundesfamilienministerium zum Beispiel unterstützt über das Bundesprogramm „Demokratie leben“ auch lokale Projekte für mehr Demokratie. Womöglich können wir da auch Fördergelder bekommen.
Wann also kommt der Bottroper Jugendrat zu seiner ersten Sitzung zusammen?
Ich glaube, dass wir das bis 2020 schaffen werden.