Bottrop. Ein Festakt im Kulturzentrum war zugleich die Eröffnung einer neuen Bergbau-Ausstellung durch Bernd Tönjes (RAG-Stiftung) und OB Bernd Tischler.

Bewegende Worte und bewegte Bilder: Eine Stadt nimmt Abschied von dem Industriezweig, der sie über zwei Jahrhunderte maßgeblich prägte - und erinnert sich zugleich an das, was der Bergbau neben der Kohle gefördert hat: „Soziale Kompetenz, Mut, Toleranz und Solidarität – diese Tugenden bleiben uns erhalten.“ So formuliert es Oberbürgermeister Bernd Tischler beim Festakt zum Ende des Steinkohlebergbaus im Kammerkonzertsaal des Kulturzentrums. Und nicht nur den Altgedienten aus Politik, Kirche, Gesellschaft und vor allem dem Bergbau, die Bottrop erlebt haben, als die Stadt noch malochte, dürfte es beim Einzug der Ehrengarde von Prosper Haniel und dem Auftritt des Ruhrkohle-Chors wehmütig ums Herz geworden sein. Denn sie alle wissen: Diese Bilder sind schon Geschichte. So wie eine Film-Collage, die den Malakoffturm noch in Betrieb zeigt oder kleine Jungs, die in den 50er Jahren mit ihren Hämmerchen auf Kohlebrocken schlagen und dabei Bergmannslieder singen.

Bottrops Oberbürgermeister Bernd Tischler (l.) und Bernd Tönjes, Vorsitzender des Vorstandes der RAG-Stiftung eröffneten im Kulturzentrum die Ausstellung „Über Tage - Unter Tage - Geschichte des Bergbaus in Bottrop““.
Bottrops Oberbürgermeister Bernd Tischler (l.) und Bernd Tönjes, Vorsitzender des Vorstandes der RAG-Stiftung eröffneten im Kulturzentrum die Ausstellung „Über Tage - Unter Tage - Geschichte des Bergbaus in Bottrop““. © Thomas Gödde

Zu denen, die selbst einst Kohlenstaub geschluckt haben, gehört auch Bernd Tönjes. Als offizieller Vertreter des Bergbaus blickt der Vorsitzende des Vorstands der RAG-Stiftung an diesem Abend auf die Leistungen der Vergangenheit, in der Kohle nicht nur gefördert wurde, sondern zugleich auch Wohlstand und Wissenschaft, Kultur und soziale Errungenschaften ermöglichte, die diese einst ländliche Region erst zur heutigen 5-Millionen-Metropole machten.

Als Bergmann und Ingenieur blickt er wehmütig auf das Ende. Als Manager und heutiger Vorstandsvorsitzender einer der großen Stiftungen des Landes blickt er nach vorn - zum Beispiel auf das Projekt „Glück auf Zukunft“. Von dessen zahlreichen Facetten profitieren die Region und auch Bottrop. Sei es in modernen Zukunftsquartieren, Wissenschafts- und Forschungsprojekten oder der erfolgten Renovierung des Deutschen Bergbaumuseums in Bochum. Aber auch die Erweiterung des hiesigen überregional bedeutenden Josef Albers Museums „Quadrat“ gehört dazu.

Leistungen der Menschen in der Region würdigen

Tonjes sagt vor allem auch Danke - zum Beispiel für 200 Jahre vorbildlicher Kooperation zwischen Bergbau und der Stadt Bottrop. Da scheint es bis heute eine Achse des Verständnisses zu geben. So nimmt Bernd Tischler in seiner emotionalen Ansprache Bezug auf Tönjes’ Rede, wenn er sagt. „Die Mentalität der Menschen des Ruhrgebiets geht mit Ende des Bergbaus nicht zu Ende“ - und verweist damit zugleich auf die nun eröffnete Ausstellung des Stadtarchivs, die neben allen technischen und materiellen Errungenschaften immer wieder die Leistungen der Menschen des Reviers zeigt.

Die Ausstellung

Die Ausstellung „Über Tage - Unter Tage - Bergbau in Bottrop 1818 - 2018“ ist ab sofort im Kulturzentrum, Blumenstraße 12-14, und im Foyer der Hauptsparkasse am Pferdemarkt, 46236 Bottrop, zu sehen. Die Geschichte dieses für die Stadt so bedeutenden Industriezweigs wird bis zum 22. Dezember in zahlreichen Dokumenten, Fotografien und Exponaten dokumentiert. Eintritt frei.