Bottrop. Barbara Sofie hat über eine Million Abonnenten auf Youtube, auf Instagram über 900 000. Das erste Video ist im Bottroper Kinderzimmer entstanden.
Über eine Million Abonnenten bei Youtube, knapp 900 000 Follower bei Instagram. Barbara Sofie (27), die in Bottrop geboren wurde, am Heinrich-Heine-Gymnasium Abitur gemacht hat und viele Jahre beim TC Blau-Gelb Eigen Tennis gespielt hat, ist ein als Influencer ein Teenie-Idol. Wie es dazu gekommen ist, was das Internet für sie bedeutet und was sie in Zukunft vor hat, darüber hat sie mit WAZ-Redakteur Maximilian Lazar gesprochen. Barbara Sofie über...
...ihr erstes Youtube-Video.
Das habe ich vor fast genau sechs Jahren aus meinem alten Kinderzimmer hochgeladen. Den Begriff Influencer gab es damals noch gar nicht. Ich habe selbst super gerne Videos geschaut und Tipps für eine Frisur mit Locken gesucht. Irgendwann musste ich es selbst ausprobieren. Da dachte ich auch noch, man müsste zehn Minuten am Stück ohne Fehler durch reden, und bei einem Versprecher von vorne anfangen. Ein Schnittprogramm war die Entdeckung des Jahrhunderts für mich. Auch die Kamera ist besser geworden. Als es dann endlich online war, habe ich die Internetseite immer wieder aktualisiert um zu sehen, wie viele Leute es schon gesehen haben. Die Zahl ist immer gestiegen – irgendwann habe ich gemerkt, dass ich es war, die für die Klicks gesorgt hat.
...das Gefühl sich selbst zu filmen.
Irgendwann hinterfragt man das nicht mehr. Natürlich gibt es Momente in denen ich mir denke: ‘Du sitzt in deinem Zimmer und führst Selbstgespräche’. Aber es fühlt sich nicht so an, weil es viel Feedback gibt. Gerade bei Instagram, wo die Follower noch näher dran sind.
...Geld verdienen im Internet.
Mit meinen ersten Videos habe ich nichts verdient – weil ich auch nicht wusste, das man Werbung schalten kann. Bis ich mir dann den Mindestbetrag von 70 Euro auszahlen lassen konnte, hat es schon etwas gedauert. Für mich war das nur ein Hobby, deshalb war ich super glücklich darüber. Man weiß nie, wie viel bei einem Video herausspringt. Es schwankt zwischen 100 und 500 Euro. Nach ungefähr drei Jahren konnte ich meinen Nebenjob kündigen. Ich hatte etwas Angst davor, aber es hat sich gelohnt.
...die Kritik an der Branche.
Das kann ich verstehen, gerade bei älteren Menschen. Früher ist man mit den klassischen Medien aufgewachsen, da kam man nur mit einem Abschluss und Praktika rein. Heute kann man innerhalb von zwei Jahren mit einem Youtube-Kanal sehr viele Menschen erreichen. Ich finde aber, dass wir eine Existenzberechtigung haben, denn wir treffen den Geist der Zeit und wenn die Leute sich gut unterhalten fühlen, haben wir unser Ziel erreicht. Aber: Es ist auch gewissermaßen eine Traumwelt, die nach außen transportiert wird. Die Arbeit dahinter ist oft langweilig. Ich sitze viel vor dem PC und schneide Videos.
Drei Kanäle in den sozialen Medien
Die Videos von Barbara Sofie und gibt es bei Youtube im Kanal Barbara Sofie zu finden. Dort folgen ihr aktuell 1,2 Millionen Follower. Mit ihrem Mann betreibt sie zudem den „Barbara & Hendrik Vlog“.
Bei Instagram ist sie unter dem Namen barbarasofie_ zu finden. Viele bunte Fotos schmücken ihr Portfolio. Dort haben ihr auch einige Follower Fragen gestellt.
...die Themen, die sie in ihren Videos behandelt.
Angefangen habe ich mit Themen, die mich selbst beschäftigt haben, zum Beispiel wie ich meine Pinsel auswasche. Wenn ich einen Vorschlag von einem Zuschauer gut fand, habe ich versucht ihn umzusetzen. Die besten Ideen kommen immer, wenn man eigentlich nicht darüber nachdenkt. Aber generell ist es schwierig geworden, etwas richtig eigenes zu kreieren. Ich versuche nun auch von den Kinderthemen wegzugehen, auch weil meine Follower älter werden. Beauty und Fashion interessieren mich, außerdem habe ich mit meinem Mann Hendrik einen weiteren Kanal eröffnet, auf dem wir alltägliche Themen ansprechen und Einblicke in unser Leben geben.
...die Zukunft von Social Media
Die ist sehr, sehr spannend, wenn man bedenkt, dass es Youtube gerade mal seit zehn Jahren gibt. Ich glaube, dass Instagram noch populärer wird, allein weil es im Hochformat angelegt ist und so zugänglicher ist. Aber es ist schwer vorherzusagen, wie genau es weitergeht.
...einen Wechsel in die klassische Medienbranche.
Das Interesse ist gar nicht so richtig da. Ich hatte mal einen Gastauftritt bei „Gute Zeiten, Schlechte Zeiten“, aber eigentlich habe ich momentan so viel Spaß an dem was ich mache, dass ich nicht ans Aufhören denke. Es wird weitere spannende Themen – auch mit Werbepartnern – geben, auch die Selbstständigkeit gefällt mir sehr gut.
...ihren ersten Kanalnamen.
Über „barbieloveslipstick“ habe ich nicht groß nachgedacht. Freundinnen haben mich Barbie genannt, Barbara fand ich altbacken und komisch. Außerdem mochte ich Lippenstifte. In den Kommentaren haben dann aber immer mehr Follower geschrieben, dass Barbie überhaupt nicht zu mir passt und als ich dann die eine Million geknackt habe, dachte ich, dass ich einfach den eigenen Namen nehme. Es war die richtige Strategie, vor allem in Gesprächen mit großen Marken ist das ein Vorteil.
...den Kontakt nach Bottrop
Mein Papa wohnt noch hier, ich besuche ihn regelmäßig und habe hier immer ein Stück zuhause. Ich denke gerne an die schöne Zeit in der Schule und im Tennisverein zurück.
...ihren persönlichen Umgang mit Social Media
Ein klassisches Privatleben gibt es nicht. Ich habe mich zum Beispiel im Tennisverein nicht mit dem Job vorgestellt, aber man wird schon erkannt. Mein Mann und ich versuchen Tage zu haben, an denen wir nicht vloggen oder filmen. Einen Abend in der Woche haben wir nur für uns, da lassen wir die Handys auch aus. Es muss nicht jeder schöne Moment und jedes Essen festgehalten werden. Das verfolgt glaube ich unsere ganze Generation, aber man sollte immer darauf achten, den Moment zu genießen.