Bottrop. Für das Projekt „Jahrhundert.Menschen.Bottrop.“ von Kulturwerkstatt und Stadtarchiv interviewt ein Team Einwohner, die bis 1919 geboren wurden.

Menschen machen Geschichte, Menschen erleben Geschichte. Jetzt sollen Bottrops 100-Jährige zum Stadtjubiläum auch ihre Geschichte(n) erzählen. So haben es sich jedenfalls die Teams von Kulturwerkstatt und Stadtarchiv vorgestellt, als sie ihr Projekt „Jahrhundert.Menschen.Bottrop.“ planten.

Zurzeit leben 32 Hochbetagte in der Stadt

Nun wird es konkret und drei engagierte Frauen, ein junger Historiker und zwei Fotografinnen nehmen mit Hilfe der Stadt Kontakt zu 30 Bottroperinnen und zwei Bottropern auf, die das selbst über das biblische Vorstellungsvermögen hinausreichende Alter von 100 Jahren erreicht - oder sogar schon überschritten haben. Sie werden in den kommenden Tagen angeschrieben - und erfahren vielleicht durch die heutige WAZ-Lektüre von diesem Plan - und so gebeten, ihre persönlichen 100 Jahre für die Nachwelt Revue passieren zu lassen.

„Das Jahrhundert war eine bewegende Zeit, in der Welt aber auch in dieser Stadt“, sagt Bürgermeisterin Monika Budke. Sie möchte dieses Jahrhundertprojekt nicht nur formell als Schirmherrin begleiten, sondern sich auch mit auf den Weg machen, wenn Gudrun Potysch-Wieczorek, Mechtild Gabel, Robert Walter oder die erst 13-jährige Majana Kabisch Bottrops Älteste besuchen und so Geschichte aus erster Hand erfahren.

Älteste Bottroperin 1914 geboren

Die älteste Einwohnerin Bottrops wurde 1914 geboren, hat also zwei Weltkriege, zwei Republiken, das zusammenbrechende Kaiserreich und die Nazi-Diktatur miterlebt. „Wahlrecht haben Frauen erst seit 100 Jahren, so sind der Wandel des Frauenbildes, der Geschlechterverhältnisse, die kargen und zähen Jahre aber auch der Weg zur bunten Überflussgesellschaft spannende Themen“, so Monika Budke.

Sicher, nicht jede 100-Jährige stamme aus Bottrop, aber die meisten Lebensgeschichten der Hochbetagten berühren ja immer auch die große Geschichte, sagt Stadtsprecher Andreas Pläsken. Er ist der Überzeugung, das mit diesem Projekt etwas Bleibendes für die Stadtgesellschaft auch über das Jubiläumsjahr hinaus entstehen könnte.

Projekt soll ohne Zeitdruck durchgeführt werden

Dabei ist noch gänzlich offen, wie „Jahrhundert.Menschen.Bottrop.“ sichtbar gemacht wird. Je nach dem Ergebnis, das auch abhängig ist von der Anzahl der Hundertjährigen, die erreicht werden, wird die Präsentation ausfallen. Es wird in jedem Fall eine öffentliche Würdigung in einer Ausstellung organisiert. Möglich seien auch Postkarten, große Porträts auf angemieteten Werbeflächen oder eine Buchveröffentlichung, so Pläsken.

Die Interviewer und die Fotografinnen Angelika Schilling und Petra Lamers sind jedenfalls neugierig auf die Geschichten - die mit Rücksicht auf das hohe Alter der Zeitzeugen ganz ohne Zeitdruck zusammengetragen werden sollen.

Anfragen schon jetzt möglich

Die bislang bekannten 32 Frauen und Männer, die 1919 oder früher geboren wurden, erhalten in den nächsten Tagen Post vom Oberbürgermeister und Bürgermeisterin Monika Budke zu diesem Projekt. Wer heute die WAZ liest und Fragen dazu hat, kann sich bei Kira Scharmann vom Kulturamt melden: 02041/70 38 65.