Bottrop. . Alfons Plenge erinnert sich an den Durchschlag unter Tage zwischen den Prosper-Schächten 9 und 10. Noch heute ist er als Experte aktiv.
Der Mann hat ganz unten angefangen. Als Schüler war Alfons Plenge 1956 als Schlepper das erste Mal auf der 768-Meter-Sohle der Schachtanlage Prosper II. Später hat Plenge alles über Belüftung im Berg gelernt, was den Bergbau leichter machen kann. Das brachte ihm in den 1980er Jahren den Ehrentitel „Retter von Rheinpreußen“ ein. Und das macht ihn auch im Ruhestand seit 1994 zum gefragten Experten. Für eine Bergtechnik-Firma tüftelt er bis heute an Belüftungsfragen.
Für Luft, fehlende Luft und giftiges Gas unter Tage hat der Bergmann einen Namen. Frische Luft ist gutes Wetter, fehlende Luft und Grubengas sind schlechte Wetter. Gute wie schlechte Wetter hat Plenge studiert, als er nach dem Abitur am Jungengymnasium seinen Bergbauingenieur gebaut hat.
Rückkehr als Steiger 1964
1964 kam er als Steiger zurück nach Prosper; sein Obersteiger war ein gewisser Hanns Ketteler (1930 - 2009), später legendärer Bergwerksdirektor von Prosper-Haniel und Erfinder des Förderberges, der der Ruhrkohle Abermilllionen an Transportkosten ersparte. „Ohne Ketteler hätte es Prosper schon lange nicht mehr gegeben“, sagt Plenge mit dem Blick auf das anstehende Aus des Bergwerks zum Jahresende.
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Ein Wetterschacht für „Nordlicht“
Über mehrere Stationen hat sich der Wetteringenieur Plenge hochgearbeitet. Hat die Bergbaukrise miterlebt mit den Stilllegungen und Zwangsfusionen von Bergwerken. Er war beteiligt am Einbau der neuen Lüfteranlage am Schacht 9 im Jahr 1978. Er war aber auch einer der Verfechter der Forderung: Das Baufeld „Nordlicht“ braucht einen eigenen Frischwetterschacht, den heutigen Schacht 10.
Durchschlag am 3. August 1979
Deshalb war der 3. August 1979 für den Wetteringenieur Alfons Plenge ein großer Tag. Auch unter Tage wuchs zusammen, was über Tage wenige Jahre zuvor unter Schmerzen beschlossen worden war: die Verbindung von Bottrop und Kirchhellen.
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Weil die Kirchhellener sich über diese Zwangsehe längst nicht beruhigt hatten, war es dem damaligen Oberbürgermeister Ernst Wilczok wichtig, den Durchschlag zum Schacht 10 in Kirchhellen von der richtigen, der Bottroper Seite, aus zu erleben. Das war eine Geste, die ihm im Wortsinn um die Ohren fliegen sollte.
Zeugnis für die Nordwanderung
Der Weg unter Tage führte rund 1,5 Kilometer nach Norden, vorbei an bereits aufgegebenen Strecken, die Zeugnis ablegten für die Nordwanderung des Bergbaus. Er endete an einem Streckenkreuz, hinter dem auf der anderen Seite schon der Abbauhammer ratterte.
Erst brach der Hammer durch und dann die Hölle los. Die Belüftung der Grube sorgte für dermaßen Durchzug, dass das Durchschlagsloch von allein wuchs und aus dem anfänglichen Staubsturm faustgroße Kohle- und Steinbrocken wurden, die durch den Schacht flogen. „Auf Kirchhellener Seite mussten je zwei Mann die beiden Männer am Abbauhammer am Hosengurt festhalten, damit sie nicht durch das ständig größer werdende Loch gesogen wurden“, erinnert sich Plenge. Erst eine sehr ungemütliche Viertelstunde später konnte Wetterfahrsteiger Hubert Cegla die Wettertüren schließen, die den Durchzug bremsten. Die hohen Herren von RAG und Stadt kamen trotzdem ziemlich zerzaust über Tage an.
Wechsel zum Bergwerk Rheinland
Bis 1983 blieb Plenge als Wetteringenieur auf Prosper. „Eine Zeit mit vielen Tiefen“, sagt Plenge. Er war dabei, als Prosper das Rekordminus von 100 Millionen Mark im Jahr einfuhr. Später wechselte er zum Bergwerk Rheinland, damals das größte Steinkohlebergwerk der westlichen Welt mit fünf Millionen Tonnen Jahresförderung.
Dort haben seine Belüftungskonzepte dafür gesorgt, das die Förderanlage Rheinpreußen 5/9 bis 1990 sicher weiter fördern konnte. 1992 wurde Rheinland mit Friedrich Heinrich in Kamp-Linfort zusammen gelegt. Die Schließung der letzten Rheinland-Schächte musste Plenge nicht mehr als Bergmann erleben: Anfang 1994 ging er in den Ruhestand.
Belüftung für den Brenner-Tunnel
Heute ist Plenge Berater und Planer für einen Anlagenbauer mit Kunden in Osteuropa und China. Merke: Bergbautechnik aus Deutschland wird auch nach dem Bergbau-Ende gefragt sein. Nicht nur in China. Auch in den Alpentunneln.