Bottrop. . Seit 26 Jahren gibt es die Freizeit für Menschen mit Behinderung. Diesmal kooperiert sie mit der Gruppe „Spielen & Sprechen“ für Migrantenkinder.
„Brillenschlangenkiste“ steht auf dem braunen Pappkarton, der neben der Hüpfburg steht. Klar, mit Brille auf der Hüpfburg zu toben, das kann ins Auge gehen – im wahrsten Sinne des Wortes. Und so hüpfen alle Teilnehmer, die jungen und die älteren, der Ferienfreizeit für Menschen mit Behinderung ohne Brille. Diesmal sind sogar noch etwas jüngere Kinder dabei als sonst üblich. Möglich macht’s eine ganz besondere Kooperation.
Täglich kommen die Kinder der Rot-Kreuz-Gruppe „Spielen und Sprechen“ vorbei, jetzt, in der letzten Woche der Freizeit. Die Gruppe für Kinder mit Migrationshintergrund trifft sich sonst täglich im Quartiersbüro an der Horster Straße, doch nun ist der Spielraum für eine Woche Stützpunkt der Drei- bis Sechsjährigen.
Einfach nur: Daumen hoch
„Es klappt besser als ich es mir anfangs vorgestellt habe“, sagt Claas Trippe vom Sozialamt, das für die Behindertenfreizeit verantwortlich ist. „Wer gelebte Inklusion und Integration sehen will, der sollte sich das hier anschauen“, lobt er. Tatsächlich sind nirgendwo Berührungsängste zu spüren.
Die teils mehrfach und schwerst behinderten Menschen und die jungen Migrantenkinder gehen offen miteinander um, Schwierigkeiten bei der Verständigung werden überspielt. Ob es gefällt? Einer der Teilnehmer antwortet kurz und wortlos: Daumen hoch! Der 19-jährige Lukas ist zum zweiten Mal dabei. „Mir gefällt es gut.“ Vor allem der Ausflug ins Museum habe Spaß gemacht. Gemeinsam mit anderen Teilnehmern war er im Mitmachmuseum in Duisburg.
Ausflüge in verschiedenen Museen
Drei Wochen lang geht die Freizeit für Menschen mit Behinderung. Diesmal steht sie unter dem Motto „Meine Heimat Ruhrgebiet“. Ausflüge in verschiedene Museen sollen das untermauen. Jeden Tag ist eine kleine Gruppe mit einigen Betreuern unterwegs. „Jeder kann sich melden, und meist wollen alle mit, so dass wir auswählen müssen“, sagt Trippe. Für ihn ist es wichtig, den Teilnehmern ein abwechslungsreiches Programm zu bieten. Nichts sei schlimmer, als wenn sie sich am Ende drei Wochen gelangweilt hätten. Denn: „Die Teilnehmer sollen einen schönen Urlaub haben, sie wollen etwas erleben und Spaß haben.“
Seit 26 Jahren gibt es diese Freizeit. In diesem Jahr sind 45 Teilnehmer dabei im Alter von sechs bis 20 Jahren. Dazu kommen 30 Betreuer – und in der letzten Woche eben elf junge Besucher und deren Betreuer. Zustande kam die Kooperation über persönliche Beziehungen, Trippes Ehefrau Anna leitet die DRK-Gruppe. „Beim letzten Mal hat es schon mal kurze Besucher gegeben, das hat funktioniert und so ist die Idee entstanden, eine offizielle Kooperation abzuschließen.“ Sehr zur Freude der Kinder von „Spielen und Sprechen“. Layan (6) ist fantasievoll als Prinzessin geschminkt. Was ihr hier besonders gefällt? „Die Hüpfburg und das Mittagessen“, sagt sie schnell, bevor es sie wieder auf den Spielplatz zu den anderen zieht – es gibt ja so viel zu entdecken.
Außengelände ist ein Plus
Das Außengelände sei ein Grund, warum der Standort Spielraum so gut sei für die Freizeit, sagt Trippe. Bis vor einigen Jahren fand sie noch an der Fichte- und Adolf-Kolping-Schule statt, doch da seien große Teile des Außengeländes gepflastert. Nicht so an der Prosperstraße. Hier gibt es große Sand- und Rasenflächen, Schaukeln und den Platz für die erwähnte Hüpfburg. Im Gespräch war auch, die Freizeit in der Schule am Tetraeder stattfinden zu lassen. Abgesehen von der vorteilhaften Infrastruktur sah Trippe einen Nachteil: „Viele Teilnehmer besuchen die Schule, dann müssen sie dort nicht auch noch die Ferien verbringen.“ Ein Grund für die Wahl des Spielraums.