Bottrop. . Bienen sind für das ökologische System sehr wichtig. Warum er imkert, erzählt der grüne Politiker Joachim Gutsche. Er hat sogar „grüne Bienen“.
„Man findet mittlerweile mehr Bienen in der Stadt als im ländlichen Raum“, stellt Joachim Gutsche fest. Der Grüne ist seit einigen Jahren Hobbyimker und beobachtet schon seit langem, dass Landwirtschaft und Bienen nicht mehr zusammengehen. „Es gibt zu viel Mais und zu viel Monokultur auf dem Land. Da finden die Bienen kein Futter mehr“, sagt er. In der Stadt sei das anders. In Bottrop gibt es sogar im Stadtgarten Bienen, auch „grüne Bienen“.
Deren Hüter ist Joachim Gutsche schon im zweiten Jahr. Die Grünen haben sie angeschafft, um das Leben der Bienen zu beobachten und vor allem, um sich ein Bild vom Bienensterben zu machen, über das Imker schon seit langem klagen. Drei Beuten, wie Fachleute die Bienenstöcke nennen, gibt es im Bottroper Stadtgarten, eine davon gehört den Grünen. „Bienen im öffentlichen Raum“ heißt das Projekt der Stadt. Mit der guten Idee ist Tilman Christian vom Fachbereich Umwelt und Grün an den Grünen herangetreten.
Bienen stehen auch im Stadtgarten
„Ich war erst skeptisch“, sagt Joachim Gutsche. Er sorgte sich um Vandalismus und die Angst der Bürger davor, gestochen zu werden. Aber nichts davon ist passiert. „Wir haben sanfte Bienen ausgewählt“, erzählt der Hobbyimker: Buckfastbienen, die nicht aggressiv, dafür wabenfest und schwarmträge sind. Letzteres heißt: Sie verlassen nicht im Schwarm den Bienenstock, um plötzlich als schwarze Wolke über den Spaziergängern zu stehen. Und Vandalismus gab es nicht.
„Der ökologische Gedanke ist bei der Stadtverwaltung angekommen“, lobt der Grüne die Idee mit den Bienen. Ein Stock steht sogar auf dem Balkon am Büro von Oberbürgermeister Bernd Tischler. Normalerweise: Für die Zeit der Bauarbeiten am alten Rathaus wurden sie umgesiedelt. „Bienen gehören zu unserem ökologischen System“, erklärt Joachim Gutsche. Wo sie nicht mehr genügend Nahrung finden, sind sie vom Aussterben bedroht. Den Garaus machen ihnen auch Krankheiten, aber auch Mittel wie Glyphosat, die in der Landwirtschaft gegen Unkraut angewendet werden. „Ich hatte selber schon einen 100-prozentigen Ausfall“, erzählt der Hobbyimker. „Und ich denke, das lag am Glyphosat.“ Dessen schädliche Wirkung auf Bienen sei genügend erforscht. Das Mittel töte die Bienen nicht direkt, verwirre sie aber so, dass sie nicht zurück finden und sterben.
Mehr Nahrung in der Stadt
Mitglied im Imkerverein Bottrop
Unter die Imker ist Joachim Gutsche vor vier Jahren gegangen, aber bereits ein Jahr zuvor ist er Mitglied des Imkervereins Bottrop geworden, der seinen Sitz beim Waldpädagogischen Zentrum im Ruhehorst hat. In dem Verein dort gebe es einen großen Wissensschatz, von dem er sehr profitiert habe. Gutsche hat seine Beuten an verschiedenen Orten stehen, u.a. an der Villa Hügel in Essen. Der Honig, den er selber schleudert, wird privat verbraucht oder verschenkt.
Zum Imkern ist Joachim Gutsche durch eine Erkrankung gekommen. Erst habe Manuka-Honig, der als traditionelles Naturheilmittel gilt, eine schwere Wunde geheilt, die sein Bein bedroht habe, dann habe ihn sein neues Hobby genesen lassen.
„Ich imker auf extrem schonende Weise“, erzählt Joachim Gutsche. Er ist nicht auf einen möglichst hohen Ertrag aus – „Ich muss ja auch nicht meinen Lebensunterhalt damit finanzieren.“ – und schützt seine Völker mit natürlichen Mitteln vor der gefährlichen Varroa-Milbe.
„In den Städten finden Bienen heute meistens mehr Nahrung als auf dem Land“, erzählt er. Da gibt es Friedhöfe mit vielen Blumen, Parkanlagen mit Bäumen und Sträuchern und auch private Gärten, in denen viele Blumen wachsen. Und die Vielfalt werde immer größer, je mehr Bienen es gebe, die als Bestäuber unterwegs sind. Sie begeben sich in einem Umkreis von etwa drei Kilometern auf Futtersuche. Auch Wespen sind Bestäuber oder Fliegen, Schmetterlinge und Käfer. „Aber am besten kontrolliert sind Bienen, sie werden durch die Imker gut beobachtet.“
Auch im Privatgarten dürfen Bienen stehen
„Ich würde mir wünschen, dass es noch mehr Grün gebe“, sagt der Grüne und träumt davon, dass Flächen freigegeben würden, um dort Bienen hinzustellen. Auch in seinem Privatgarten kann man übrigens bis zu sechs Beuten aufstellen. Es empfehle sich aber, das zuvor mit den Nachbarn zu besprechen.
Bienen werden übrigens höchsten 40 Tage alt, die Königin kann bis zu fünf Jahre alt werden. Drohnen, die männlichen Honigbienen, leben nur einen Sommer lang, sie werden rausgeworfen. Gutsche: „Im Bienenstock herrscht Frauenpower!“