Bottrop. Christoph Gläßer betreibt die erste Öl-Mühle Bottrops. Er hatte die Nase voll von Großunternehmen und führt nun lieber seinen Bio-Kleinbetrieb.

Neben der Tür wartet ein großer Sack mit Rapssaat auf den Einsatz. Christoph Gläßer, der seit fast einem Jahr die erste Bottroper Ölmühle betreibt, wirft einen prüfenden Blick auf die Spindelpresse, in deren Trichter die Samenkerne des bekannten Gelbblühers verschwinden.

Leise surrt der Motor. Die Spindel - sie erinnert ein wenig an das Innere des Fleischwolfs, mit dem Mutter vor Weihnachten das Spritzgebäck fabriziert - dreht sich langsam. „Zu viel Hitze schadet dem Öl“, bringt es Gläßer auf den Punkt.

Mahlen mit 20 bis 60 Umdrehungen pro Minute

Zwischen 20 und 60 Umdrehungen pro Minute - so lässt es sich aushalten. Höhere Drehzahlen bedeuten auch mehr Wärme, und kaltgepresst ist schließlich ein Muss in der „Ruhrmühle“. So haben Christoph Gläßer und seine Frau Ingrid Ries, Inhaberin des jungen Unternehmens, die kleine Firma getauft.

Abgefüllt wird in der Ruhrmühle noch von Hand.
Abgefüllt wird in der Ruhrmühle noch von Hand. © Thomas Gödde

Zehn Sorten Öl stellen sie mittlerweile her. Senföl und Schwarzkümmelöl sind die jüngsten Produkte, die den Produktionsort an der Eigener Tannenstraße in Richtung Bio- und Spezialläden verlassen. Der Hit im Verkauf sei aber Leindotteröl, sagt Christoph Gläßer. Nein, mit Leinsamen hat das nichts zu tun. Auch nicht mit Ei. „Leindotter ist eine uralte Pflanze, die schon von den Kelten geschätzt und genutzt wurde, und die ein ganz spezielles Aroma entwickelt“, so Bottrops erster und bislang einziger Bio-Öl-Produzent. Zart-gemüsig ist der Geschmack. Jetzt klickt’s: Spargel! Auf Tomaten macht es sich eben so gut, wie auf Erdbeer-Spargel-Salat - der Tipp für die kommende Saison.

Sein persönlicher Favorit? Gläßer zögert: Es ist wie bei Kindern, man liebt sie irgendwie alle. Aber dann: „Senföl.“ Kräftig im Geschmack erinnert es aber nur entfernt an die beliebte Würzpaste. 25 Kilogramm Senfsaat ergeben fünf Liter des zarten geschmeidigen Saftes.

Bio-Zertifikat und Lebensmittelkontrolle

Das ist bei jeder Saat unterschiedlich. Kürbiskerne sind weniger ergiebig als beispielsweise Raps. Die Mühle mahlt langsam. Etwa ein bis eineinhalb Liter in der Stunde. Das Geschäft ist nichts für Eilige oder den schnellen Euro zwischendurch.

Schlicht und schön: die Etiketten werden ebenfalls von Hand aufgeklebt.
Schlicht und schön: die Etiketten werden ebenfalls von Hand aufgeklebt. © Thomas Gödde

Die Ruhrmühle hat das Bio-Zertifikat. Die Saaten kommen überwiegend von dem darauf spezialisierten Bio-Hof Marold aus Thüringen. „Regional war nichts zu machen“, sagt Gläßer. Auch nicht bei Raps. Entweder werde der hier konventionell als Futterpflanze angebaut oder die wenigen Bio-Erzeuger haben Verträge mit großen Herstellern, die eine gesamte Ernte aufkaufen. Sein Sesam kommt aus Indien, die Schwarzkümmel für ein in der Medizin beliebtes Öl aus Ägypten.

Die grünen Fläschchen bezieht er aus Österreich - Etiketten, Flyer und Homepage aber sind made in Bottrop - von Caos-Design.

Ideen kam während TV-Sendung mit Björn Freitag

Die Idee für die Ölmühle bekamen Christoph Gläßer und seine Frau übrigens bei einer Sendung mit TV-Koch Björn Freitag. „Darin ging es um spezielle Bio-Öle und eine Mühle in Münster - wir dachten: das wäre auch etwas für Bottrop“, so der diplomierte Volkswirt, der zuletzt Projektmanager einer großen Software-Firma war.

Es wird nichts weggeworfen

Auch wenn der Absatz stetig steigt: Bislang ist die „Ruhrmühle“ für ihn eher ein Nebenerwerb. Aber er und seine Frau arbeiten auf weiteren Geschäftsfeldern. Denn der so genannte Presskuchen aus der Ölmühle sei kein abfall, sondern lasse sich Beispiel zu Würzpulver (Sefsaat) oder interessantes Pesto (Kürbiskern) verarbeiten. Bislang gehen die Pressreste noch als Viehfutter zu einem Kirchhellener Bauern. „Aber dafür sind die Pressrückstände eigentlich fast zu schade.“

Was beim Pressen übrigbleibt, kann ebenfalls noch verwendet werden.
Was beim Pressen übrigbleibt, kann ebenfalls noch verwendet werden. © Thomas Gödde

Erhältlich sind die Produkte der Ruhrmühle zum Beispiel in den Bottroper und Kirchhellener Bioläden Bukes und Spiekermann, in der Regioabteilung der Humboldt-Buchhandlungen oder im Gesundheitsladen des Essener Knappschaftskrankenhauses. Kontakt: ruhrmuehle.de