Bottrop. Der gebürtige Bottroper Franz-Josef Brüggemeier erzählt in seine jüngsten Buch „Grubengold“ die Geschichte des Rohstoffs in vielen Facetten.
Ohne den Rohstoff Kohle hätte die Industrielle Revolution, die im 18. Jahrhundert von England ausgehend bald den europäischen Kontinent erfasste, so nicht stattgefunden. Das könnte ein kurzes Fazit von „Grubengold“ sein, ein Sachbuch, erschienen im renommierten C. H. Beck-Verlag, in dem der gebürtige Bottroper Franz-Josef Brüggemeier „Das Zeitalter der Kohle von 1750 bis heute“ zusammenfasst.
Vielleicht ist es auch ein wenig seine Geschichte, nicht nur, weil der 1951 in dieser Stadt Geborene die rauchenden Schlote und drehenden Räder der Fördertürme aus eigenem Erleben kennt. Auch in seiner akademischen Biografie, zunächst als praktizierender Arzt, später als Sozialwissenschaftler und Historiker u.a. an den Universitäten Hannover, Harvard und Freiburg, spielt Kohle oft zumindest mittelbar eine Rolle.
Umweltgeschichte, eine Geschichte Großbritanniens, wo Kohleförderung mindestens eine ebenso wichtige Rolle spielte, wie im Ruhrgebiet, Frankreich, Belgien oder dem schlesisch-polnischen Revier, sowie die Mitarbeit an verschiedenen Ausstellungen zum Thema Kohle, lassen Brüggemeier geradezu prädestiniert erscheinen für eine umfassende Betrachtung dieses Rohstoffs.
In elf Kapiteln zeichnet er den Weg der Kohle vom zunächst ungeliebten Brennmaterial, archaische Fördermethoden und der Entstehung eines Unternehmertums nach. Es geht um Kohle als Arbeitgeber von zeitweise über zwei Millionen Menschen in Europa, der Kampf um Kohle nicht nur in Kriegszeiten, aber auch um den Kampf gegen die Kohle, wie er nicht nur in Deutschland vermehrt seit den 60er Jahren stattfand. Die englischen Kontrahenten der 80er Jahre, Maggie Thatcher und Gewerkschaftsboss Arthur Scargill, werden ebenso gezeigt, wie der Kampf polnischer Bergleute für bessere Lebensbedingungen in der Endphase des real existierenden Sozialismus der 1980er Jahre.
Leben - aber auch der Glaube - der Bergleute, Umwelt, Technik und Forschung finden ihren Platz, wie kühle Fakten in Tabellenform. Und das alles in fast essayistisch-lesbarem Stil.
Franz-Josef Brüggemeier, „Grubengold - Das Zeitalter der Kohle von 1750 bis heute““, C.H. Beck-Verlag, 458 Seiten, 29,95 Euro.